Mit AYREON oder einer großen Prog Metal-Oper der Marke AYREON hat KEEN WIT (heißt so viel wie „Scharfsinn“) absolut nichts zu tun. Also Promotext zur Seite gelegt und einfach die Musik genießen, denn die Band hat so einiges zu bieten. Bestehend aus dem musikalischen Trio Andreas Ungers, Nico Horst und Luke May, verstärkt durch das Gesangstrio Tobi, Franziska und Rebecca laden die Deutschen auf eine interessante Prog-Reise ein.

Das 2-minütige Intro „Keep Breathing“ ist noch recht entbehrlich, aber schon der 10-Minüter „Reversal“ geht unter die Haut. Intensiv, abwechslungsreich und spannend tönt das progressive Stück, lässt aber in der Produktion ein paar Schwächen erkennen, denn der Sound müsste viel dichter und pompöser klingen. Außerdem scheppert das Schlagzeug gar sehr. Die Gesangsleistung von Tobi und den beiden Damen geht dafür in Ordnung und die Keyboards und Synthies weben sich schön in den Sound ein, wobei man hier dann doch etwas den Stil von AYREON aufzugreifen versucht. „Withering Rose“ schraubt den Härtegrad zurück und glänzt durch akustische Gitarren und kraftvollen Vocals, das Duett zwischen Tobi und einer der Damen ist wahrlich geglückt. Progressiven Metal in Richtung DREAM THEATER oder SYMPHONY X gibt es auf dem etwas hektischen“ Sudden Madness“, welches auch über acht Minuten lang einiges zu bieten hat. Schwermütig, leicht depressiv und melancholisch stampft der Song über einen hinweg. Akustische Gitarren und verträumte Piano-Klänge gibt es im Anschluss mit der Ballade „With The Tide“ und „Shatter“ zeigt nochmal alle Stärken der Band. Der 10-Minüter ist abwechslungsreich, intensiv und bringt alle Elemente der vorangegangen Songs noch einmal mit. Nur der Mittelteil klingt etwas unglücklich, dass der Song einfach aufhört und dann komplett anders tönt, so als hätte man zwei Songs einfach aneinander gekittet. Man kommt erst zum Schluss wieder zurück ans Anfangsthema, wodurch man dann doch daran erinnert, dass man sich immer noch in „Shatter“ befindet.

KEEN WITs Debüt „The Street Of No Return“ hat verdammt viele Ecken und Kanten, doch schaffen es die sechs Musiker dies mit guten Ideen und einigen sehr starken Momenten zu kaschieren. Ich hoffe, dass die folgenden Alben etwas ausgereifter ausfallen und auch die nötige Wucht erhalten.