TRANS - SIBERIAN ORCHESTRA - Night Castle
Label: Atlantic Recordings
Wenn drei große Köpfe der Musik eine Idee haben, dann dauert es meistens nicht lange bis diese umgesetzt wird. Bestes Beispiel sind SAVATAGE Uhrgestein John Oliva, Musical Produzent Paul O’Neill der mit „Hall Of The Mountain King“ eines der größten Metal Alben aller Zeiten produzierte und Keyboarder Bob Kinkel, die das TRANS - SIBERIAN ORCHESTER ins Leben riefen. Die Idee der Amerikaner war es, dass sich ein Orchester mit einer Rockband vereint und so die beiden Genres nahtlos verschmelzen. Jede Menge Gastsänger, Gitarristen und andere Musiker sorgen für eine Menge Abwechslung.

Und eines gleich vorweg, dieses Unterfangen ist gelungen und zwar in einer Art wie ich es zuvor noch nie gehört habe. E-Gitarre im Kampf gegen das Piano, oder Geige gegen Schlagzeug, so lauten nur ein paar der phantastischen Akkustik Teile in „Night Castle“. War man von SAVATGE schon monumentale Titel wie „The Wake Of Magellan“, „The Price You Pay“ oder „Prelude To Madness“ gewohnt, wurden diesmal alle Register gezogen und ein 60-köpfiges Orchester unterstützte die Musiker. Einigen Rockfans wird der Silberling mit Sicherheit nicht zusagen, da der Großteil der Songs von Klassik dominiert wird, und wer mit dieser Art von Musik nichts anfangen kann, sollte eher die Finger davon lassen.

„Night Castle“ kommt als Doppelalbum daher und bietet nicht weniger als 26 Songs oder 121 Minuten Musik die einem träumen, relaxen oder abrocken lässt. Besonders schön, wenn man Zeit hat, und sich das Werk von vorne bis hinten durchhören kann, da man das Gefühl hat ein ganzes Musical zu hören.
Die erste CD liefert einige Schmankerl die einem das Herz höher schlagen lassen. „Childhood Dreams“ beginnt sehr melancholisch und steigert sich immer mehr und wird dank des wunderbaren Gesangs zum Erlebnis. „Sparks“ gehört zu den härteren Scheiben und erinnert gesanglich ein wenig an Lemmy. Cooler schmutziger Rock Song.

Danach folgt einer meiner musikalischen Höhepunkte, der natürlich bei einem John Oliva nicht fehlen darf. Das gute Stück nennt sich einfach nur „The Mountain“, und jeder weiß worum es sich handelt. Edvard Griegs „Hall Of The Mountain King“, garniert mit jeder Menge geiler Riffs und Soli lässt einem nicht mehr ruhig sitzen.

Dann wären noch der gleichnamige Titel „Night Castle“, das romantische „The Safest Way Into Tomorrow“ das stimmlich sehr an MEAT LOAF erinnert und „Another Way You Can Die“ das perfekt auf einem 80er Album von SAVATAGE Platz gefunden hätte.

Mit „Mozart And Memories“ und Toccata-Carpimus Noctem“ befindet sich zwei rein akustische Stücke auf dem Doppelalbum die es verdient haben hervorgehoben zu werden. Besonders das zweite genannte Stück hat es in sich und springt von einem Extrem in das nächste. Es klingt als würde sich Heavy Metal mit Klassik bekriegen ohne dass sich eine Richtung durchsetzten könnte. Schwer zu erklären, am besten man schießt sich diese Teil bei voller Lautstärke in den Gehörgang. Mir bleibt nichts anderes über als auch „The Lion's Roar“ zu erwähnen. Ein langsamer fast einschläfernder Beginn auf einer Trompete, bei dem man gerne weiterdrücken würde, der aber plötzlich explodiert und zum fetten monumental Song wird.

Auf der zweiten CD geht es ein wenig ruhiger zu. So wird mit „Moonlight And Madness“ gestartet bei dem das Klavier den Hauptteil übernimmt. Nach fast drei Minuten dürfen die restlichen Mitglieder musikalisch einsteigen und bei den ersten Riffs ist es mit der Stille schon wieder vorbei. Besonders geil der Mittelteil, der mich an alte Nintendo Spiele erinnert.

Bei der romantischen Ballade „Father, Son & Holy Ghost“ darf das erste Mal das weibliche Geschlecht gesanglich mitmischen. Jennifer Cella aus Amerika macht ihre Sache ausgezeichnet und kann stimmlich überzeugen. So auch bei „Remnants Of A Lullaby“, das mir etwas zu eintönig ist und so nach kurzer Zeit langweilig wird. Und falls es jemanden interessieren sollte, auch optisch hat die junge Dame ihre Vorzüge.

„Child Of The Night“ hat zwar mit Rock nicht viel zu tun, dürfte aber den Freunden der klassischen Momente entgegen kommen. Wieder zeigt Jennifer, dass sie eine wunderbare Stimme hat und gekonnt mit der Musik harmoniert. Am Schluss sei hier noch der Titel „Carmina Burana“ erwähnt der eigentlich eine mittelalterliche Sammlung an Liedtexten war und von dem Komponisten Carl Orff zu einem der bekanntesten und beeindrucktesten Stücke des klassischen Genres umgewandelt wurde. Schön diesen Titel mal mit Gitarren unterlegt zu hören. Als Bonus werden uns noch „Requiem“ und „Toccata – Carpimus Noctem“ als Live Versionen geliefert.

„Night Castle“ ist das mittlerweile siebte Album des TRANS - SIBIREAN ORCHESTRAs und zeigt eindeutig, dass man sich nicht nur mit Weihnachts Songs wie bei den vorigen Alben beschäftigen muss. Es sind nicht alle Titel Hitverdächtig, und nach ein paar Durchläufen können Ermüdungserscheinungen auftreten, aber die Menge an großartigen und genialen Songs müssen andere Musiker erst mal auf einem Silberling vereinen. Pflichtkauf für alle Fans des pompösen Melodic Metals.




6 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Night Enchanted
2. Childhood Dreams
3. Sparks
4. The Mountain
5. Night Castle
6. The Safest Way Into Tomorrow
7. Mozart And Memories
8. Another Way You Can Die
9. Toccata-carpimus Noctem
10. The Lion´s Roar
11. Dreams We Conceive
12. Mother And Son
13. There Was A Life
14. Moonlight And Madness
15. Time Floats On
16. Epiphany
17. Bach Lullaby
18. Father, Son & Holy Ghost
19. Remnants Of A Lullaby
20. The Safest Way Into Tomorrow (Reprise)
21. Embers
22. Child Of The Night
23. Believe
24. Nutrocker
25. Carmina Burana
26. Tracers
27. Requiem (Live)
28. Toccata – Carpimus Noctem (Live)
Gesamtspielzeit: 121:09

AndyVanHalen
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Beitrag vom 20.06.2011
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