MASTER - Four More Years Of Terror
Label: Twilight
Ich erinnere mich mal zurück. An meine wilden Metal-Zeiten. Verzeiht diesen kleinen Ausflug. Klar, es ist unjournalistisch, eine CD-Besprechung damit zu verknüpfen. Aber es bietet sich gerade zu an. Also: 1991. Damals musste alles lauter, härter, schneller sein. ATROCITYs „Hallucinations“ lief gleich nach DEMOLITION HAMMERs „Tortured Existence“ (bis heute noch eine der besten Thrash-Scheiben) und SODOMs „Outbreak Of Evil“ hoch und runter. Da kam sie auf den Markt: MASTER, „On The Seventh Day God Creates…Master“. Geile Scheibe. Nach ENTOMBEDs „Left Hand Path“ eine der ersten CDs im Schrank. Heute, 14 Jahre danach, macht sich darin das zweite MASTER-Album breit. „Four More Years Of Terror“ ist draußen. Was für eine Enttäuschung.
Die Spannung stieg, als das Release in der Post lag. Was waren das für Zeiten. 1991. In der Schule regierte der Metal. Auf jedem Heftchen waren die Lieblingsbands mit ihren Schriftzügen verewigt. Der Kleiderschrank erhielt regelmäßig Nachschub an schwarzen Bandshirts. Extrem-Plattentausching war damals mit den Kollegen angesagt. Eifrig kopierten wir damals noch auf Kassetten. CDs brennen? Pustekuchen. Die MASTER wollte jeder gleich haben. Sie wanderte unter dem Tisch an den Schulnachbarn. Am nächsten Tag kam er glücklich in die Schule. Endlich hatte er eine Thrash-Alternative zu SLAYER, eine für mich immer uninteressante Band, SODOM und METALLICA gefunden. 1991. Die erste MASTER war da. Mastermind Paul Speckmann, damals schon eine Ikone im Metal, knallte einem den Thrash nur so um die Ohren. Druckvoll produziert von Scott Burns in den Morrisound Studios. Als Gast-Gröler John Tardy dabei von OBITUARY, zweiter Gitarrist Paul Masvidal (CYNIC/DEATH). An achter Stelle ein Hymne für Amerika. Geiles Stück, ob man den textlichen Inhalt mochte, oder nicht. Die Mutter drehte am Kabel. Ewig der laute Speckmann, der trotz verschlossener Tür aus dem Zimmer keifte. Raulerei ausm Kochl, nannte sie es. Grazer Slang.
Heute hat sich die Zahl der Totengräber-Shirts stark dezimiert. Der CD-Schrank ist auf 550 Exemplare angewachsen. Schule schon lange vorbei. Kassetten fast ausgestorben. Der Metal im Hirn ist geblieben. Und zurück MASTER mit dieser neuen Scheibe „Four More Years Of Terror“. Speck-Paul knallt uns wieder die Riffs um die Ohren. Was ist aus dieser Band geworden?!? Das ist kein MASTER von 1991. Der Stil blieb gleich. Wo ist aber die Kreativität hin? Verschwunden. Eintönig plätschert dieses Release aus dem Äther. Zwischendrin ein Solo, damit’s nicht ganz so langweilig wird. Paul Speckmann hat offensichtlich den Einfallsreichtum verloren. Alles klingt nach Standardprogramm, es bleibt nichts im Ohr hängen. Die tief dröhnenden Gitarren gehen mit dem rau und krächzend gewordenen Organ des Sängers einher. Diesen monotonen Pfad verlässt Speckmann nur selten. Es ist zwar ein Klanggewitter mit Bombast, es fehlt aber der Tiefgang. Und das zieht sich über 13 Lieder hinweg.
Ach, was waren das für Zeiten 1991. Damals war der Thrash Metal gewiss noch neuer. So manche Band und so mancher Mastermind hat einen Rückschritt gemacht. Hat sich zumindest nicht von der Stelle bewegt. Das hätte Paul Speckmann nicht passieren dürfen. Er hat damals die Szene belebt. Es ist ja noch nicht mal anachronistisch, was er macht. Der Amerikaner hätte nur seine Dynamik, seinen Einfallsreichtum beibehalten sollen.








3 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Race To Extinction
2. Shoot To Kill
3. All We’ve Become
4. Does One Feel Pain
5. Betrayal
6. Hell Probably Win
7. Can The Us Be So Great
8. Lined Up And Punished
9. Blind Hatred
10. Line To Kill
11. Special Skills
12. To Fight And Die
13. Everything Is Rotten
Gesamtspielzeit: 61:12

Philipp
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Beitrag vom 16.11.2005
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