BORKNAGAR - Quintessence
Label: Century Media
Borknagar melden sich zwei Jahre nach ihrer letzen Veröffentlichung zurück, und zwar deutlich heftiger als zuvor. Das mag daran liegen, dass sich das Besetzungskarussel gedreht hat: Nachdem Drummer Grim und Bassist Kai Lie aus persönlichen Gründen nicht mehr dabei waren, übernahm I.C.S. Vortex neben den Vocals auch den Bass, Asgeir (!) Michelsen, der auch bei "Spiral Architect" die Stöcke schwingt, nahm sich der Drums an und Lars A. Nedland, der auch in "Solefald" aktiv ist, zeigt sich jetzt für die Synths verantwortlich. Letzterer Neuzugang macht sich durch einige leicht schräg-futuristische Melodien bemerkbar, was BORKNAGAR gar nicht schlecht zu Gesicht steht, auch wenn man das früher nie erwartet hätte. Das Album ist schlicht "Quintessence" betitelt, was sich als absolut passender Titel herausstellt. Die Norweger haben den "Kern", also das, was BORKNAGAR ausmacht, beibehalten; sie haben scheinbar ein "Mittelding" aus ihren bisherigen Werken geschaffen und in neues Gewand gekleidet. Das lässt sich besonders am Gesang gut erkennen: Votex greift vermehrt auf kraftvolles Gekreische und Gegrowle zurück, sodass sich klarer und aggressiver Gesang perfekt die Waage halten, nachdem er sich auf seinem Einstand bei BORKNAGAR ( "The Archaic Course") hauptsächlich einer klaren Stimme bedient hatte. Das wäre ja durchaus eine erfreuliche Entwicklung, wären dabei nicht die majestätischen, erhabenen Melodien zum Grossteil verloren gegangen. Vortex` Gesangsmelodien sind irgendwie anders, moderner; die frühere Art zu singen zollte seiner wahnsinnigen Stimme meiner Meinung nach besser Tribut. Trotzdem finden sich natürlich geile Vocals, man gebe sich nur einmal den Gesang auf "The Presence Is Omnious" ( mein Anspieltip)-eine sehr hohe und eine tiefe Männerstimme reissen den Hörer einfach mit sich mit.
Doch nicht nur von der Stimme her ist man brutaler geworden, das ganze Album strahlt viel mehr Aggressivität aus; da kommt mir das letzte Album daneben direkt "friedlich" vor. "Quintessence" prügelt einfach wieder mehr, es scheint als würden sich BORKNAGAR wider mehr an ihre black metallischen Wurzeln erinnern. Die Songs überrollen den Hörer und lässen ihn erstaunt zurück, dass bei dem vielen Zeug, was am Markt ist, doch immer wieder Musik hervorgebracht wird, die vorher in dieser Art noch nicht gemacht wurde.
Im Info steht, BORKNAGARs wütende Blastbeats würden mit nordischer Folklore und Sci-Fi-Sound flirten, was ich nur bedingt bestätigen kann. Die nordische Folklore und das überwältigende Gefühl der Naturverbundenheit sind leider relativ zurückgedrängt worden, dafür ist das Album aber-wie schon gesagt- wesentlich brutaler und klingt absolut modern und zeitgemäss, ob das positiv oder negativ ist, bleibt dem persönlichen Geschmack überlassen.Das Album ist auf jeden Fall ein Killer auf höchstem Niveau und wird somit von mir zu einem weiteren kleinen Meilenstein aus der schier unerschöpflichen BORKNAGAischen Schmiede erklärt. erfolg!




6 von 7 Punkten
Lisi
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Beitrag vom 09.05.2000
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