Es wäre verschenkt, wenn Liv Kristine Espenaes Krull ihre Stimme nur THEATRE OF TRAGEDY leihen würde. Diese Frau ist versiert. Rotzt sie einem frech und sexy ihre Worte ins Ohr, überspringt sie den Schatten und singt in der nächsten Sekunde lieblich wie ein Glöcklein. Nun hatte das einstige selbst benannte Solo-Projekt von Liv Kristine nicht wirklich großen Erfolg gebracht. Das Debüt "Deus Ex Machina" blieb unter den Erwartungen der Fachpresse. Eindeutig besser läuft es mit LEAVES’ EYES – welch' Wortspiel. Die neue Single als Vorabdemonstration zum Album kommt bombastisch daher. Man merkt, wer hinter Liv Kristine als heller musikalischer Kopf steht: ATROCITY-Mastermind Alexander Krull, wie wir wissen, mittlerweile ihr Ehemann. Er schrieb die Musik zu „Into Your Light“, nahm sie mit Liv Kristine und den weiteren Musikern aus dem ATROCITY-Stab im eigenen Mastersound Studio auf. Parallelen zum neuen ATROCITY-Album „Atlantis“ sind irgendwie nicht von der Hand zu weisen – vor allem, was den bombastischen Keyboardsound in Symbiose mit den Gitarren angeht. Mhm. Ansonsten ist „Into Your Light“ ein Lied, das es bis zu Viva und MTV schaffen könnte. Liv passt sich dem dynamischen, poppigen Rhythmus an, der im Wechselspiel mit den treibenden Riffs steht. Getragener kommt „Leaves Whisper“ rüber, ebenfalls auf der Single vertreten. Es ist das eigentlich schönere Lied von beiden. In den Strophen singt Liv lieblich ohne große weitere musikalische Umrahmung, was sich dann zum Refrain hin steigert.
Alles in allem kein schlechter Appetithappen auf das volle Album von LEAVES’ EYES. Liv Kristines Stimme ist unverkennbar gut. Doch steht es ihr besser zu Gesicht, mehr Kraft in ihr Organ zu legen. Sie kann das, das beweist sie bei THEATRE OF TRAGEDY. Das macht nicht nur diese Band interessant, das würde auch LEAVES’ EYES besser stehen.