Düstere Bands gibt es im Metal genug. Nicht nur von der Stilrichtung her gemeint, sondern auch von den Texten. DIMMU BORGIR, IMMORTAL, DEICIDE, alle huldigen sie den Herrn der Finsternis. Dass es auch anders geht, beweisen SAVIOUR MACHINE und PARAMAECIUM. Apocalyptische Musik mit christlichem Hintergrund. NEAL MORSE hat sein neuestes Werk bezeichnenderweise „Testimony“ genannt. Der Solomann, bekannt auch von SPOCK’S BEARD, geht seinen gemäßigten Weg des Prog-Rock. Den hat er für sich gewählt, immerhin hat er die Songs geschrieben, arrangiert und die meisten Instrumente für dieses Album eingespielt. Unterstützt wurde er von DREAM THEATER-Trommler Mike Portnoy.
Es bedarf aber eines Faibles für diesen Stil. Nichts für Metal-Ohren, könnte man kurzum sagen. NEAL MORSE hat ein Opus geschaffen mit spärlicher Auswahl der E-Gitarren-Einsätze. Vielmehr geht die Scheibe in Richtung seichter Pop, produziert mit allem, was ein Orchester hergibt. Mal bombastisch, mal gemäßigt ruhig. Zwischendrein streut Morse immer wieder Overtüren. Im Ohr hängen bleiben nur die Passagen, bei denen NEAL MORSE seinen Gesang vervielfacht, also im kleinen Chor auftritt. Dann muten diese Refrains schon fast in die Ecke Beach Boys an, wenn auch nicht ganz so schwungvoll. Kurz, das ist „Testimony“ keinesfalls. Zwei CDs, 29 Lieder, über 123 Minuten Spielzeit. Der Hörer muss sich aber auf ein christliches Gefüge einstellen, das nach dem Sinn des Lebens fragt und den Glauben als zentrale Botschaft hat. Böse gesagt wäre NEAL MORSEs neuestes Werk passend zu Kirchentagen, an denen ein Haufen Jugendlicher vor der Bühne die Lieder über Jesus und Gott mitträllern. Für den Hausgebrauch aber zu langatmig, ohne wirkliche Überraschungseffekte, Ausdauer vonnöten.