TARTOSGARDH - Nebelleben
Label: Eigenproduktion
So manches Soloprojekt ging in die Hose. Man erinnere sich an BELMEZ. Karsten "Zwerg" Breitung machte mit seinen elf Liedern auf "Siechtum" nicht wirklich auf sich aufmerksam - grauenhafte Produktion, katastrophales Songwriting, sehr gewöhnungsbedürftiger Gesang. Nun gut, Zwerg Breitung fügte im Booklet an, es gehe bei diesem Projekt rein darum, seine "tief emotionale Ebene" auszudrücken. "Teilweise nehmen sich die Texte in Bereichen aus, die dem Unbewussten entspringen." Noch Fragen?
Auch aus Österreich kommt ein solches Soloprojekt. Genauer gesagt aus Wels. Leander Leitner steht hinter TARTOSGARDH. Was Zwerg BELMEZ nicht konnte, schafft Leitner auf "Nebelleben": Wohl durchdachte Lieder, angereichert mit poetischen Texten auf Deutsch. Das Album, in Eigenregie und im Gegensatz zu BELMEZ (Napalm Records) ohne Label aufgenommen, basiert auf "Emotion Metal", so Leander. Gut getroffen, denn das Mastermind lässt seinen Gedanken in Gedichtform freien Lauf, komponiert daraufhin die emotionale Komponente Musik dazu. Tatsächlich wechseln sich stille und klar gesprochene Passagen mit treibenden und Death Metal-mäßig gegrunzten Vocals ab. Eine gelungene Mischung, auch wenn die gesprochenen Parts zu sehr überwiegen. Über poetische Adern lässt sich streiten, vor allem wie sie in Worte gefasst werden. Es steckt auch immer die Gefahr dahinter, sich lächerlich zu machen. Lächerlich, seine Gedanken und Gefühle in platte und abgegriffene Worthülsen zu fassen. Mit einigen kleinen Ausnahmen regen die Texte von TARTOSGARDH zum Nachdenken an. Denn sie haben tatsächlich poetischen Geist. Kein stumpfsinniges Geschwafel von Metal, Steel, Fire oder Fight. Eher die Gefühlswelt um die Liebe, das Dasein und die Melancholie philosophisch auf den Punkt gebracht - in Einheit mit der musikalischen Komponente. Woran es hapert, sind die Übergänge. Zu abrupt bremst der D-Zug ab und legt eine Verschnaufpause ein. Daran gibt es sicher noch Verbesserungsbedarf. Dagegen weiss der Solomusiker die Instrumente gekonnt einzusetzen. In kompletter Eigenarbeit hat er die Scheibe eingesungen, auch Gitarre, Keyboards und Programming gehen auf sein Konto. Unterstützung erhielt er lediglich von Stefan Traunmüller (GOLDEN DAWN), der bei der Aufnahme im Dreamforce Studio Salzburg die Mikropegel und Software bediente. Als bestes Stück auf dem neun Lieder zählenden Album kristallisiert sich "Leben" heraus. Es mutet fast an, dass Leitner sich dabei Inspiration von FINNTROLL geholt hat. Abwechslungsreich setzt er, wenn auch aus dem Keyboard kommend, Trompeten, Technobeats und Orgel im Spiel mit nach vorne treibenden E-Gitarren ein. Überhaupt besticht "Nebelleben" durch seine Vielfalt, ob es nun Meeresrauschen oder episch-elegische Elemente sind.
Insgesamt ist es schon ein kleines Kunstwerk, das das Mastermind mit seinem dritten Longplayer geschaffen hat. Für ihn eine Form der essenziellen Ausdrucksform ohne kommerziellen Hintergedanken. Wobei es kein Fehler wäre, wenn die gesamte Metalgemeinde darauf aufmerksam würde. Doch dazu fehlt ein Label im Rücken. Aber wenn es BELMEZ geschafft hatte, wieso dann nicht auch TARTOSGARDH ...

Zu erhalten ist die CD für zehn Euro über die Homepage: www.tartosgardh.at.



MP3 - FILES:
Freigeist (File liegt auf www.tartosgardh.at)
Auf der bühne (File liegt auf www.tartosgardh.at)

6 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Hinaus In Die Kälte
2. Schatten Der Vergangenheit
3. Den Moment, Halt' Ihn Fest
4. Auf Der Bühne
5. Leben
6. Du, Der Ozean
7. Freigeist
8. Kunst Unsterblichkeit
9. Long Live Tartosgardh
Gesamtspielzeit: 56:27

Philipp
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Beitrag vom 02.10.2003
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