LYNCH/PILSON - Wicked Underground
Label: Spitfire
George Lynch hat sich nach einigen Releases mit seinem Projekt LYNCH MOB wieder mit dem Kollegen aus DOKKEN-Zeiten Jeff Pilson am Bass und dem Drummer Michael Frowein zusammengetan um ein modern klingendes, sehr melodisches Album irgendwo zwischen Hard Rock und Heavy Metal aufzunehmen.

Dieses Unternehmen ist gelungen, denn was an “Wicked Underground” angenehm auffällt, ist, dass die zwei Veteranen nicht versucht haben, genauso zu klingen wie anno dazumals als Songs wie die Hymne “Unchain the Night” DOKKEN groß gemacht haben, aber auch nicht den Fehler begangen haben, ihre Musik krampfhaft mit modernen Elementen zu versehen. Diese beiden Extreme fallen sonst ja meist bei aktuellen Veröffentlichungen alter Helden unangenehm auf, Beispiele gibt’s genug.

Lynch und Pilson finden jedoch einen sehr sympathischen Mittelweg, dessen überduchschnittlich gute Kompositionen durch Jeff Pilsons melodischen Gesang und George Lynchs markanten Gitarrenton geprägt sind. Dieser Gitarrenton ist meiner Meinung nach mit Nuno Bettencourt, Blues Saraceno und Dweezil Zappa zu vergleichen und passt perfekt zu den Riffs, die zeigen, wo der Hardrock sich hinentwickeln hätte können, wenn er Anfang der Neunziger nicht zielstrebig in eine Sackgasse gelaufen wäre.
Aber was - außer dem Sound - macht “Wicked Underground” so anders?
Eine gar nicht so leicht zu beantwortende Frage, aber neben dem nicht wirklich Hardrock-typischen Gesang, der zwar melodisch aber in einer recht gemäßigten, sprich: nicht allzu hohen, Lage zum Besten gegeben wird, sicher das Songwriting, das nicht auf 08/15-Hardrockriffs zurückgreift um mit altbewährten Schemen um die Gunst des Zuhörers zu betteln. Ein gutes Beispiel ist hier “Cromanic”, dessen Riffs mich - wie so einige auf “Wicked Underground”- an GRIP INC. erinnern, aber doch irgendwie diese hardrockige Attitüde haben.
Vorher erwähnte ich bereits, dass LYNCH/PILSON nicht nur die Flucht nach hinten, sondern auch den Lauf ins offene Messer verweigern, indem sie nicht versuchen, New Metal- oder Industrial-geprägte Musik zu machen um sich neues Publikum zu erspielen. Sicher hat diese Platte auch Einflüsse, die nicht gerade traditionell sind, aber diese passen perfekt und klingen nicht erzwungen und/oder billig. In der orientalisch angehauchten Ballade “Ever Higher” kann man dies festmachen, oder am Mittelteil des Ohrwurms “Goodbye Utopia”.

Alles in allem eine mehr als nur anständige Veröffentlichung, eine klischeefreie Angelegenheit, die sich durch Eigenständigkeit und eingängiges Songwriting auszeichnet.




6.5 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Breath & A Scream
2. Beast In The Box
3. When You Bleed
4. Vaccine
5. Ever Higher
6. Zero The End
7. The Evil That You Are
8. Awaken
9. Cromanic
10. Goodbye Utopia
11. Inner View
12. Closer To None
Gesamtspielzeit: 55:08

Kronos
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Beitrag vom 19.05.2003
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