ROTTEN COLD / MONOLITH - Split Grind Noise Austria 2003
Label: Eigenproduktion
Grindcore aus Kärnten trifft auf eine verrückte Mischung aus abartigem, alternativem Noise-Punk und Synthie-Pop aus Wien - unmenschlich? Auf jeden Fall, insbesondere, wenn ROTTEN COLD für die grindlastige Schiene sorgen, während Altmeister MONOLITH wieder tief in ihrer Psycho-Schublade gewühlt und erneut abartige Kreationen ans Tageslicht befördert haben.

ROTTEN COLD präsentieren uns mit jener Splitveröffentlichung ihr mittlerweile drittes Album, zählt man das Demo unter dem Namen DEVASTATION ebenfalls mit, sind wir bereits bei Nummer vier angelangt - und deutlich merkbar: die stetige Steigerung in Punkto Brachialität, Einfallsreichtum und Geschwindigkeit. Auffallend ist jedoch nicht nur, dass die anfangs durchaus vorhandenen Death Metal-Elemente mittlerweile vollkommen ins Abseits gedrängt wurden und man sich aktuell immer mehr dazu anschickt, die direkte Nachfolge von Kultpartien wie TERRORIZER anzutreten, sondern auch, dass man nicht nur in Punkto ungestümer Urgewalt ordentlich nachgelegt hat, sondern auch den sozialkritischen Aspekt der Texte ausgebaut und vorallem verbessert hat.
Energiegeladen und durchwegs prägnant, jedoch zu keinem Zeitpunkt primitiv oder gar einfallslos präsentiert uns das Quartett aus dem versoffenen Wolfsberg sieben neue Nummern, die stilistisch zwar in eine ähnliche Kerbe wie die des Vorgängers "Terrorstorm" schlagen, aber vorallem dank einiger gezielt positionierten, punkigen Uptempi-Stellen und gnadenlosen Groove-Passagen, aber auch aufgrund einer grandiosen, beinahe "World Downfall"-identen Produktion eine starke, jedoch für mich definitiv nicht unerwartete Steigerung darstellen.
ROTTEN COLD zählen sowohl subjektiv als auch objektiv gesehen auf jeden Fall zu den bisher weit unterschätzten Perlen der heimischen Szene, was aber vorallem auch daran liegt, dass die vier einfach lieber stinkfaul ein paar Bierchen über den Durst trinken, als die Band voranzutreiben - Jungs, ihr habt nicht nur das Potential für eine grandiose Aufnahme, sondern habt auch bereits des öfteren bewiesen, dass ihr auch on stage einen bleibenden Eindruck hinterlassen könnt, und das sind jene zwei Punkte, die euch einen Deal und in Folge dessen ein gewisses Budget und breitere Popularitätsfläche garantieren! Also, tut mir bitte den Gefallen und lasst euer Talent nicht derartig versauern, das wäre angesichts dieser Veröffentlichung wirklich eine Schande!

www.rottencold.com

MONOLITH großartig vorzustellen, erübrigt sich wohl angesichts der Tatsache, dass das Trio zumindest in Wien bekannt wie bunte Hunde ist und mittlerweile nicht nur auf einen umfassenden Backkatalog zurückblicken kann, sondern seit kurzem auch einen Deal mit dem malaysischen Label Dark Coleseum Records vorzuweisen hat, über welches in Kürze das erste volle Album erscheinen soll.
Wie gewohnt krank, psychedelisch und witzig geben auch die Wiener sieben neue (?) Nummern zum Besten, welche wie auch sämtliche Vorgänger definitiv nur eine kleine Klientel ansprechen werden können - MONOLITH schießen weit (für einige zu weit) über die Grenzen des noch annehmbaren Grindcores hinaus und vorallem die Tatsache, dass eben nicht nur auf Elemente des Grind und Noise Augenmerk gelegt wird, sondern auch psychedelische Synthie-Pop-, Alternative- und Punk-Einflüsse ihren Weg ins monolithische Soundgewandt finden.
MONOLITH sind definitiv eine Sache für sich, nicht umsonst arbeitete man bereits mit Kultpartien wie TOTAL FUCKING DESTRUCTION oder AGOTHOCLES zusammen und durfte sogar beim BRUTAL TRUTH-Tribut mitwerken, jedoch agiert das Trio zu wenig straight, um auch eine etwas breitere Masse ansprechen zu können. Allerdings - ich kenne eine Unmenge von genreverwandten Partien, die geradliniger zu Werke gehen, es jedoch nicht (im Gegensatz zu MONOLITH) verstanden haben, aus der Masse herauszustechen, sich penetrant in den Gehörgängen festzusetzen - oder anders gesagt: Ich könnte ad hoc und auf der Stelle keinen einzigen Track einer mir bekannten Grindpartie nachsummen, MONOLITHs "Eija yeah hea" jedoch geht mir seit 1998 nicht mehr aus dem Schädel hinaus - und genau das ist es, was mir an absolut jeder Veröffentlichung von ihnen gefällt: Sie klingen anders, regen zum Zuhören an, klingen absolut nie identisch und vorallem: sie machen ihre Sache gut, zwar komplett auf einer anderen Ebene wie ein Groß der Szene, aber spielerisch und technisch kann man ihnen absolut nichts schlechtes nachsagen.
Einzig und allein die Produktion lässt wieder einmal etwas zu wünschen übrig - ob gewollt oder nicht, in dieser Hinsicht konnte man leider auch diesmal nicht die überaus geniale "Ego Through Fashion" EP toppen...

go.to/monolithcolony

Ansonsten sei jedoch der akustische Wettstreit - oder wie es am Backcover vermerkt ist: "philisophical solutions in weird sound modul" - zweier top Partien aus unserer Heimat wärmstens empfohlen, zumal auch die Aufmachung absolut gut gelungen ist.




6.5 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Hate Above All
2. C.O.P.
3. Milk Of Greed
4. Aggressolution
5. Here To Hate You Again
6. Sunset Denied
7. Detoxify
8. Gibraltar Microcosmos Gate
9. Heather Makes Me Crazy
10. Beth & Mark Mckencey
11. Flying Dog
12. Flex-o-matic Evil Of Death
13. More Emotions
14. Too Happy For Me
Gesamtspielzeit: 30:22

Macabre
Weitere Beiträge von Macabre

Weitere Beiträge über ROTTEN COLD / MONOLITH

CD-Bewertung
32 Stimme(n)
Durchschnitt: 4.19
[LESERCHARTS]
Deine Bewertung:
  



War diese Kritik hilfreich?
12 Stimme(n)
Durchschnitt: 7
Deine Bewertung:
  

1 bereits abgegebene Kommentare


Beitrag vom 13.05.2003
Zurück


Diesen Beitrag per E - Mail verschicken:
An:
Von:
Kommentar: