NIHIL NOCTURNE - Killing Ghost
Label: N:C:U Records
N:C:U Records sind immer wieder für eine Überraschung gut - waren die ersten Veröffentlichungen eindeutig dem Grind / Noise Genre zuzuordnen, tendierten die letzten beiden Veröffentlichungen NAVE und SINDROME eher in die Richtung Melancholy Metal beziehungsweise Industrial und auch diesmal hat man eine neue Richtung eingeschlagen, mit den mir hier vorliegenden NIHIL NOCTURNE sowie den ebenfalls besprochenen WOLFTHORN sollte nun die Panda-Fraktion auf ihre Kosten kommen.
Ich denke, einem Großteil unserer Leser werden die äußerst amüsanten "101 rules of Black Metal" bekannt sein, aber auch wenn sich der Otto-Normal-Metaller über jene Auflistung schief lacht, so - und das habe ich über die Jahre hinweg immer deutlicher bemerkt - so entspricht sie doch mehr der Wahrheit, als ein Großteil der hartgesottenen Black Metaller zugeben wollen. Ich gebe zu, mein Wissen über Black Metal beschränkt sich auf ein relativ überschaubares Gebiet, da vorallem die ideologischen Aspekte oft für mich einen abstoßenden Effekt haben, jedoch möchte ich auch nicht den Eindruck erwecken, als wären die Qualitäten und Eigenschaften von Bands wie CRADLE OF FILTH und DIMMU BORGIR Prämissen für den "ultimativen Black Metal", auch in der "low sound / low mind"-Fraktion wissen durchaus einige Bands zu gefallen, so auch NIHIL NOCTURNE.
Doch nun zurück zu den "101 rules of Black Metal" - wie gesagt, sie sind witzig und entsprechen trotzdem beinahe ohne jede Übertreibung der Realität. Folgt man dieser Liste, so erkennt man schnell, dass NIHIL NOCTURNE genau das darbieten, was Anhängern von Bands wie alten BURZUM, MAYHEM, DARKTHRONE zu höchsten Begeisterungsstürmen treiben würde - hier nun einige Beispiele:
~ Punkt 4 und 5: "Be grim. / Be necro.", beziehungsweise laut Punkt 6: "Be simultaneously grim and necro if at all possible."; Laut eigenen Aussagen fabrizieren NIHIL NOCTURNE "raw underground Black Metal eternally - souls under sacrifice, metal bloodkult, total dedication" - und dies sicher immer mit einer grimmigen Fratze im Gesicht (nichts für ungut), Regel tadellos erfüllt, würde ich einmal sagen...
~ Punkt 21 besagt "Make sure your album goes out of print about three years after its release so it becomes cult."; Normalerweise krebsen N:C:U immer schon tief im Underground herum und somit machen auch NIHIL NOCTURNE keine Ausnahme - "Killing Ghost" wird zwar nicht explizit limitiert erscheinen, dennoch hat gerade ein derart kleines Label nun mal gewisse finanzielle Grenzen, die eine Massenproduktion einfach nicht erlauben würde (und sein wir mal ehrlich, würde auch nicht unbedingt Sinn machen).
~ Punkt 49: "Make sure your album cover never consists of more than three colors, color options allowed are grey, black and white."; Ein Blick auf das obig abgebildete Cover zeigt, dass auch dieser Punkt erfüllt ist, in weiterer Folge findet man auch das obligatorische Pentagram im Logo eingebettet - wunderbar!
~ Weiter im Text mit Punkt 98: "In order to make your recording more incomprehensible and therefore more "cult", be sure to either select a singer who has only a tenuous grasp on the language to be sung. Acceptable languages: Norwegian, Latin, Orcish." - nun, zwar scheint man diesen Punkt nicht vollständig zu erfüllen, da zumindest die Songtitel zumindest grammatikalisch Sinn machen (gruß an DIMMU BORGIR) und in Englisch gehalten sind, aber wenigstens gibt es mit "Fulughod" einen Titel, der einem zumindest nicht sofort so ganz den Sinn offenbart (Sathanus?).

Aber nun mal ganz im Ernst, beim Sound muss man auf jeden Fall Abstriche machen - besonders die letzten beiden Stücke, die nicht auf der Tracklist angeführt sind, wissen mit dem charakteristischen Holtertipolter aufzuwarten, wie wir es schon von "Necrolust" und Co. herkennen: ein Drumkit, das eher nach Muttis Kochtöpfen klingt, stärkstens verwaschene Gitarren im Hintergrund (zwei-Griff Taktik) sowie die penetrant kreischend-atmosphärische Stimme im Vordergrund - aber es passt, ohne Zweifel.
Ansonsten wissen NIHIL NOCTURNE durchaus - nun, sagen wir einmal zu gefallen. Teilweise schleppend und groovig, mit einem gewissen Maß an Abwechslung, welches vorallem durch choralartige Gesänge und alles andere als penetrante Keyboard-Parts erreicht wird, klingen sie zumindest anders als eine weitere 08/15-Band aus einem 08/15-Genre. Selbst das Riffing - auch wenn alles andere als technisch ausgefeilt - weiß von der verbreitenden Stimmung her zu gefallen, und wer permanent Black Metal hören kann, wird auch die Stimme lieben.
Kurz und gut - ich kanns mir momentan nicht wirklich und mit Freuden geben, allerdings bin ich mir aus Erfahrung sicher, dass NIHIL NOCTURNE für Black Metal-Verhältnisse durchaus ihre Qualitäten haben und die "Massen" (?) begeistern können, wenn man sie lässt - nur bitte, macht nie den Fehler, das Wort "arisk" in euer Vokabluar aufzunehmen. Das mag zwar in Genrekreisen für Anerkennung gereichen, aber in der Fachpresse werdet ihr hiermit wohl keinen Fuß finden. Viele Bands, die ansich gute (oder zumindest interessante) Musik geboten haben, haben es sich dadurch verscherzt, und ich hoffe - vorallem da ihr über ein gewisses Potential verfügt - macht ihr nicht einen ähnlichen Fehler.




4.5 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Killing Ghost
2. Death Undo All Names
3. Fulughod
4. Hidden Track #1
5. Hidden Track #2
Gesamtspielzeit: 19:58

Macabre
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Beitrag vom 22.04.2003
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