DESPONDENCY - Womb Of Shit
Label: Eigenproduktion
Es gibt Bands, die machen ihre Sache gut. Es gibt Bands, welche durch Innovativität überzeugen - und dann gibt es noch solche, die sich zwar an bereits bekannten Mustern orientieren, aber dennoch aus der Masse herausstechen, die überraschen, Bands, bei denen man sich nicht zwangsläufig dazu genötigt fühlt, die Skip-Taste der Fernbedienung zu betätigen. DESPONDENCY aus Deutschland fallen genau in jene Kategorie - bereits ihre erste Veröffentlichung "Extinction" lies erahnen, dass sich nach PYAEMIA, DISAVOWED, SEVERE TORTURE und Co. eine weitere Band bemüht, alles bisher dagewesene in den Schatten zu stellen und selbst die Größen des Genres auf ihre Plätze zu verweisen.
Mit "Womb Of Shit" liegt nun ein Teaser zum kommenden Full-Length vor, mit dem sich das Quintett zweifelsohne dazu qualifiziert hat, künftig unter dem Banner eines Labels ihr Unwesen zu treiben - dank einer schier unglaublichen Weiterentwicklung wurde selbst das fantastische Debüt spielerisch in sämtlichen Belangen in den Schatten gestellt, zumal für die Aufnahmen wiederum Jörg Uken (Soundlogo Studio) verpflichtet wurde, welcher sich nicht nur mit OBSCENITY's "Intense" und "Cold Blooded Murder" dafür qualifiziert hat, extremer Musik ein passendes Soundgewand zu verpassen, sondern bereits mit der Band seit den Aufnahmen zu "Extinction" vertraut ist.
Die Musik von DESPONDENCY lässt sich zwar auch nachwievor als stark vom US-Death Metal der Marke BROKEN HOPE, REGORGE, DISGORGE, DEEDS OF FLESH und Co. beeinflusst bezeichnen, aber selbst Bands wie BEHEADED oder MALIGNANCY sind bisher nie in derartige Höhen vorgedrungen, haben bisher nie Brachialität und Bodenständigkeit derart gekonnt vermischen können, wie es die jungen Deutschen uns hier vormachen. Im kontrollierten Uptempo liefert uns das Sechssaiter-Duo Steffen und Neuzugang Mike (ex-DEFORMED) nicht nur eine gnadenlose Frickelorgie nach der anderen, sondern weiß auch, durch die allseits bekannten (und von mir heiß geliebten) Blastbreaks die orgiastische Walze aufzulockern. Zeugler Dirk hingegen, welcher übrigens bei OBLIVION (ex-OF TREES AND ORCHIDS) ausgestiegen ist, um sich von nun an voll auf seine Arbeit bei DESPONDENCY zu kontrollieren, zählt zweifelsohne nicht nur zu einem der besten Kesselklopfer im Genre, sondern gleichermaßen auch zu jenen, die ihren Stil im Laufe der Zeit ohne Hilfsmittel zur absoluten Vollendung gebracht haben - gleichermaßen kontrolliert-schnell, tight, aber auch intelligent abwechslunsgreich prügelt der Gute da vor sich hin, dass sich selbst Bands wie DYING FETUS, DEVOURMENT, CINERARY oder VILE fragen sollten, ob es nicht langsam an der Zeit wäre, ihren Zeugler bei Dirk in die Schule zu schicken. Schnelligkeit ist zwar definitiv ein wichtiger Bestandteil bei derartigem Todmetal, wenn der Drummer es aber nicht versteht, die Drumlinien mit einigen intelligent gesetzten Fills und Loops aufzulockern, so läuft man schnell Gefahr, dass sich bei aller Technik und Komplexität jeder Song doch irgendwie gleich anhört und - wie bei BRODEQUIN der Fall - ein über dreißig Minuten andauerndes Gewitter Transparenz missen lässt.
Dass es sich Fronter Konstantin natürlich auch nicht nehmen lässt, den Vorbildern zu zeigen, wo der Hammer hängt und selbst auf einen Joe Ptacek (BROKEN HOPE) nur milde lächelnd herabblickt, versteht sich wohl von selbst. Ohne Hilfsmittel wie Harmonizer, Shifter oder Hall dringt Konstantin in Tiefen vor, bei denen selbst ein Chris Barnes in seinen besten Tagen Schwierigkeiten gehabt hätte - und dies auch noch mit nicht nur einer derartigen Leichtigkeit, sondern auch Variabilität und Reinheit, dass ich mich mittlerweile frage, mit welcher Atemtechnik das live durchzuhalten ist, ohne nach zehn Minuten mit Diagnose Sauerstoffmangel - Hirntod von der Stage zu kippen...
Urgitarrist Heiko kann sich übrigens nun voll und ganz auf sein Bassspiel konzentrieren, welches jenem der Saitenflitzer zwar in keinem Punkt nachsteht und mühelos mit dem technischen Gefrickel mithalten kann, diesmal aber meines Erachtens einen Tick zu weit in den Hintergrund gemixt wurde. Dadurch gefällt mir das Endprodukt zwar nicht schlechter, und obwohl (oder gerade weil) "Womb Of Shit" als ein homogenes Etwas rüber kommt, musste ich schon sehr genau hinhören, um die Bassparts vom Rest seperieren zu können - es ist aber natürlich Geschmackssache, wie laut man den Bass heraushören will.
Da es sich hierbei lediglich um einen Teaser zum kommenden Album handelt, wurde zwar nicht in Punkto Songwriting und Aufnahme gespart, dafür aber hat man auf eine umfangreiche Aufmachung diesmal verzichtet. Nichts desto trotz reiht sich das Covermotiv nahtlos in die Reihe von klassischen Motiven a la DISMEMBERs "Pieces" oder auch "Indecent And Obscene" ein, und weiß somit absolut zu überzeugen - minimalistisch aber dennoch tadellos.
Somit kann ich DESPONDENCY auch diesmal wieder Weltklasseformat bescheinigen, und wenn man auf dem kommenden Longplayer auch nichts anderes bietet, als das, was man eben am besten kann, so steht einem Höhenflug einer deutschen Band nichts mehr im Wege.




7 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Womb Of Shit
2. 9mm Headfuck
3. Viral Humanicide
Gesamtspielzeit: 11:31

Macabre
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Beitrag vom 16.02.2003
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