V.A. - Burner
Label: Universal / Polystar
Unter der Voraussetzung, man ist sowohl über Alter als auch Weitsichtigkeit eines 12-jährigen CRADLE OF FILTH / SIX FEET UNDER / MARILYN MANSON-Fans herausgewachsen, wer erinnert sich dann nicht gerne an die seligen, alten Zeiten zurück, als CDs noch Platten waren und nicht nur gescheppert und gerumpelt wurde, sondern die Musiker tatsächlich mit ihren Instrumenten umgehen konnten - und als Sänger (unglaublich aber wahr) stimmliche Wunder waren und sich nicht nur zehn Oktaven unter Null begeben konnten?
Unter selbiger Voraussetzung werden einem auch die meisten hierauf vertretenen Stücke bestens bekannt sein und ebenso zu gefallen wissen - wenn es jemals im Bereich der "gepflegten Gitarrenmusik" Hits gegeben hat (und das hat es für wahr), dann sind zumindest einige auf diese zwar nicht sonderlich einfallsreich oder originell aufgemachten, dafür musikalisch umso besseren Doppel-CD gebannt worden - der Reihe nach:
Der erste Silberling wird von einer der bekanntesten old-school Metal-Legenden eröffnet, namentlich JUDAS PRIEST - und mit "Breakin The Law" wurde ohne Zweifel eines der besten Lieder der USler ausgewählt: schnell, eingängig und wohl jedem Metaller mehr als nur bekannt. Hierauf folgen die zwei wohl skurilsten Figuren aus der Geschichte des Heavy Metals, ALICE COOPER mit "Poison" (ebenfalls gute Wahl bei einer Unmenge von Hits) und Ozzy Osbourne mit BLACK SABBATH und der etwas einfallslosen dafür sicheren Wahl von "Paranoid", bevor man mit TWISTED SISTERs "I Wanna Rock" wieder so etwas wie einen legendären Party-Song in bester Leder-und-Nieten-Manier geboten bekommt.
Etwas gemächlicher dafür aber nicht minder kultig gehts mit EUROPE und "The Final Countdown" schon seeeeehr old-schoolig zur Sache, die darauf folgenden SKID ROW sind zwar die bisher wohl unbekannteste Band auf Disc eins (aber beliebe auch kein unbeschriebenes Blatt) und leiten schön gemächlich mit dem Kuschelsong "18 And Life" gekonnt von EUROPE wieder in die etwas rasantere Schiene von RUNNING WILD ("Under Jolly Roger"), Schnapsnase Lemmys MOTÖRHEAD ("Ace Of Spades" - ohne Worte) und den mir bis dato unbekannten PRETTY MAIDS über, welche mit "Back To Back" einen Knaller in Bester IRON MAIDEN-Manier abgeliefert haben - Respekt nachträglich!
Weiter gehts Rock N Roll-lastig mit MEAT LOAFs "Bat Out Of Hell" - meiner Meinung nach eines der wenigen guten Lieder des Exzentrikers (einigen wohl aus der Rocky Horror Picture Show bekannt), dafür sind die wenigen guten Lieder aber auch wirklich unbarmherzige Ohrwürmer geworden, bevor mit KROKUS' "Eat The Rich" (mir bis dato unbekannt) und CINDERELLAs "Shake Me" wieder zwei uralte Schinken ausgegraben wurden - was nicht heißen soll, dass einer der beiden bereits Staub angesetzt hat. Ganz im Gegenteil, in bester AC/DC-Manier rocken KROKUS aus den Boxen, während mit "Shake me" ähnliche Töne wie bei POISON oder TWISTED SISTER angeschlagen werden: tief, seeeehr tief - aber dennoch genial.
Dass die Deutschen GRAVE DIGGER auf einem derartigen Sampler nicht fehlen dürfen, versteht sich wohl von selbst - und mit "Heavy Metal Breakdown" hat man zwar nicht unbedingt den besten, dafür aber aussagekräftigsten Song der Mannen um Chris Boltendahl ausgewählt, wie der Name schon sagt eine Metal-Hymne schlechthin. Etwas härtere Töne kommen hierauf von den deutschen KREATOR ("People Of The Lie" - nicht sonderlich gute Wahl meiner Meinung nach) sowie OVERKILL ("Feel The Fire" - einer der ältesten und trotz nicht optimaler Aufnahmequalität einer der besten Songs der sympathischen Mannen um Bobby "Blitz").
SPINAL TAP waren mir bis dato nicht bekannt, aber verpasst habe ich anscheinend nicht viel - gemächlicher aber nicht sonderlich anders als MANOWAR geht es hier um "The Majesty Of Rock" - im Großen und Ganzen nicht schlecht aber auch nicht wirklich etwas Herausragendes bei der Konkurrenz. Wo wir grad bei MANOWAR sind: Die dürfen hier natürlich auch nicht fehlen, also wird die erste Hälfte des Samplers würdig mit stahlharter Brust und "Heart Of Steel" beendet.

Auf CD Nummero zwei wird anfangs mit PANTERA ("Cowboys From Hell" - leichte Wahl bei der Fülle von wahren Klassikern, besonders auf den ersten drei Scheiben), TESTAMENT ("Trial By Fire" - unbarmherzig, hinterhältig, mörderisch) und ANTHRAX (mit "Madhouse" wurde einer der wenigen guten Tracks der ehemaligen Proberaum-Kollegen von METALLICA herausgepickt) kräftig losge"trasht", bevor man mit "Rock You Like A Hurricane" (SCORPIONS) in die frühen Achziger zurückbefördert wird, wo auch SAXON ("Wheels Of Steel", nicht unbedingt die beste Wahl, dennoch top) und meiner Meinung nach der selbst für diesen Sampler äußerst tiefen DAVID LEE ROTH (Ohrwurm "California Girls") herumgurken - das macht Freude!
Wieder etwas rockiger (und wieder gegen Ende der Achziger) gehts mit den L.A. GUNS zur Sache, geplaudert wird natürlich über die wichtigste Nebensache der Welt, "Sex Action". WARLOCKs "All We Are" ist wiederum einer jener Songs, dessen Interpret vielleicht kaum einer kennt, vermutlich aber von knapp hundert Prozent mitgegröhlt wird, wenn er in irgendeinem Schuppen nach Zwölf (und ebenso vielen Bieren) aufgelegt wird. DIO - wohl jedem bekannt - trifft zwar allgemein nicht sonderlich meinen Geschmack, mit "Dream Evil" ist jedoch ein grandioser old-school-Midtempo-Stampfer der Güteklasse 1A vertreten, der sogar mir Freude bereitet. Stark IRON MAIDEN-lastiger Refrain, einfach zum Mitsingen und Hören - ein schöner Song für ruhige (aber nicht zu ruhige) Stunden. ACCEPT waren noch nie mein Fall, mit "Restless And Wild" wurde aber der Titeltrack des einzigen wirklich guten Albums der Mannen um Udo "Eunuch" Dirkschneider ausgewählt - schnell, leicht rockig, direkt, mitten in die Fresse und granatenscharf durchs Trommelfell, das ist die Devise.
POISON - wer kennt sie nicht? Wohl die Posergötter schlechthin, aber noch besser als posen konnten sie Musikgeschichte schreiben - wohl kein Album der gar nicht einmal so sonderlich umfangreichen Discographie konnte auch nur einen schwachen Track aufweisen, auch wenn mit "Every Rose Has It's Thorn" die einzige Ballade POISONs und somit ein nicht sonderlich repräsentativer Song ausgewählt wurde.
VIXEN (wohl gemerkt mit "V"!) liefern mit "I Want You To Rock Me" einen Song ab, der wieder herrlich tief ist und sich somit ebenso wie sämtliche Tracks von EUROPE, POISON oder TWISTED SISTER sowohl für Partys als auch gemütliche Stunden zu zweit qualifiziert hat. Weiter gehts wieder etwas schneller mit einer gut produzierten Liveversion von HELLOWEENs "Heavy Metal (Is The Law)" - kurz und gut: Der Titel ist Programm - ein schneller und typischer old-school Metal-Kracher ohne Abstriche und wohl einer der besten im Programm der Kürbisköpfe. Mit RUSHs "Time Stands Still" gibts dann wieder etwas für Kerzenlicht und Rotwein im trauten Eigenheim zu zweit, bevors mit HEADGIRL feat. MOTÖRHEAD ("Emergency") den ersten und einzigen Fehltritt auf diesem Sampler geboten wird - dafür ist der Abschluss von ICED EARTH (die jüngste hierauf vertretene Band) mit "Melancholy - Holy Martyr" wieder erste Sahne - einfach nur geil!

Fazit: Wohl der beste Metal-Sampler, der jemals auf den Markt geworden wurde - Pflicht für jeden Metaller und solche, die es werden wollen - vorallem für jene eingangs angesprochenen 12-jährigen Pseudo-Harten, welche nachwievor glauben, Geschwindigkeit und Brachialität sei das Ultimative. Klar, eine Menge Bands fehlen auch auf diesem tadellosen Überblick über die Rockgeschichte, aber um alle Hits auf CD zu bannen, müsste wohl mehr als nur eine Doppel-CD herhalten. Trotzdem: Auch wenn es sich "nur" um einen Sampler handelt, muss ich diesmal Punkte vergeben - logischerweise die 7 mit dickem, fettem Plus.




7 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Judas Priest - Breakin´ The Law
2. Alice Cooper - Poison
3. Black Sabbath - Paranoid
4. Twisted Sister - I Wanna Rock
5. Europe - The Final Countdown
6. Skid Row - 18 And Life
7. Running Wild - Under Jolly Roger
8. Motörhead - Ace Of Spades
9. Pretty Maids - Back To Back
10. Meat Loaf - Bat Out Of Hell
11. Krokus - Eat The Rich
12. Cinderella - Shake Me
13. Grave Digger - Heavy Metal Breakdown
14. Kreator - People Of The Lie
15. Overkill - Feel The Fire
16. Spinal Tap - Time Stands Still
17. Manowar - Heart Of Steel
18. Pantera - Cowboys From Hell
19. Testament - Trial By Fire
20. Anthrax - Madhouse
21. Scorpions - Rock You Like An Hurricane
22. Saxon - Wheels Of Steel
23. David Lee Roth - California Girls
24. L.a. Guns - Sex Action
25. Warlord - All We Are
26. Dio - Dream Evil
27. Accept - Restless And Wild
28. Poison - Every Rose Has It´s Thorn
29. Vixen - I Want You To Rock Me
30. Helloween - Heavy Metal (is The Law)
31. Rush - Time Stands Still
32. Headgirl Feat. Motörhead - Emergency
33. Iced Earth - Melancholy (holy Martyr)
Gesamtspielzeit: 132:56

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Beitrag vom 17.01.2003
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