INTERNECINE - The book of lambs
Label: Hammerheart Records
Was erwartet man üblicherweise, wenn ein Album von einem Musiker im Alleingang eingespielt und dieser dabei maximal von ein, zwei Sessionmusikern unterstützt wurde? Richtig - unter normalen Bedingungen bedeutet dies entweder unmenschliches Grind-Geschrofel, bei dem die Spiellänge der einzelnen Tracks selten über die 10-Sekunden-Marke hinausreicht oder old school Black Metal der Marke "ein Riff 15 Minuten durchgezogen, dazu ein wild dahin geknüppeltes Kit sowie permanentes hektisches Gekreische".
Unter normalen Bedingungen, wohlgemerkt - nicht jedoch, wenn sich hinter dem Bandnamen (welcher übrigens - angelehnt an die Apokalypse - "gegenseitiger Vernichtungskrieg" bedeutet) ein gewisser Jared Anderson versteckt, der Szenekennern wohl von den Größen MORBID ANGEL (als Session-Fronter) sowie HATE ETERNAL (bass / vocals) bekannt sein sollte. Doch damit nicht genug - während sich Jared diesmal nicht nur um die Vocals und Bassarbeit kümmert, sondern sich auch für Gitarre, Songwriting sowie das lyrisches Konzept verantwortlich zeichnet, wird er tatkräftig von den Kollegen Tony Laureno (session ex-GOD DETHRONED, ex-ANGEL CORPSE rip, NILE) sowie HATE ETERNAL-Kollege Derek Roddy (ex-DIVINE EMPIRE, ex-MALEVOLENT CREATION) unterstützt, die sich (etwas ungleich) die Drumarbeit teilen. Auch Produzent Erik Rutan (HATE ETERNAL, ALAS, ex-MORBID ANGEL) ließ es sich nicht nehmen, bei einigen Solos ab und zu mal die eigenen Flitzefinger über die Gitarre sausen zu lassen - und somit schweift "The book of lambs" doch gewaltig vom Grundgedanken an eine Schrofelpartie ab.
Ist der aktuelle Output Jared's Hauptband HATE ETERNAL auch zu Recht mit "King of all kings" betitelt, so steht "The book of lambs" dem "großen Bruder" eigentlich kaum in etwas nach - einzig und allein die Gitarrenarbeit Jared's ist noch nicht so ausgereift und verfrickelt wie die von Erik, wobei aber auch er sich alles andere als verstecken muss - technisch versiert und schweinisch schnell sägt er sich am Sechssaiter in "Conquering the throne"-Manier durch die Langrille, während sowohl Vokalarbeit als auch Drumming mehr an "King of all kings" erinnern, zumal sich Jared mit sich selbst ein göttliches Vokalduell liefert, wie mit Erik bei HATE ETERNAL.
Produziert ist das Teil äußerst amtlich - um Längen besser als "Conquering the throne", aber auch etwas dünner als "King of all kings", somit könnte man "The book of lambs" auch in diesem Bereich als einen Mix aus den beiden HATE ETERNAL-Scheiben bezeichnen: wuchtig und mit immenser Einschlagskraft, aber auch mit einer gewissen geringen Portion an Abwechslung, die auf "Conquering the throne" doch deutlich zu kurz gekommen ist. Der Sound der einzelnen Instrumente harmoniert hier absolut perfekt zusammen, während die Vocals hie und da schön abrupt aus der Musik hervorpreschen und sich dann für kurze Zeit wieder etwas zurückziehen - allerdings nur, um kurz darauf wieder die Oberhand zu übernehmen...
Hyperschnell und - wie gewohnt - kontrolliert technisch / brachial werden die Hymnen nur selten mit grandiosen, doomlastigen Breaks untersetzt, die dafür aber umso besser zu Geltung kommen - man höre sich nur einmal "For thee I bleed" sowie "Hallowed guidance" oder auch "Calling of the hordes" an, besser gehts nun wirklich nicht mehr - unglaublich!
Was Jared und seine Mitmusiker hier abliefern, ist nun wirklich absolut unmenschlich und meisterhaft - da werden sämtliche Instrumente sowie die Stimmbänder bis hin zur Perfektion ausgereizt und strapaziert, so dass sich sämtlichen Trolle, die etwas von Blasphemie und Krieg kreischen, schleunigst schämend und reumütig in die Ecke verziehen sollten und sich einmal DIESES Armageddon anhören sollten - da wird nicht gerumpelt und gepumpelt, da gehts richtig zur Sache, aber doch mit Hirn und Verstand.
Ob nun INTERNECINE eine bloße Kopie von HATE ETERNAL ist oder auch nicht, sei mal dahin gestellt - was aber jedoch Faktum ist, ist, dass ich es hier mit einem absoluten Meisterwerk zu tun habe, welches Jared's Hauptband zwar mehr als nur sehr ähnlich klingt, aber dennoch nicht die gleichen Ideen verbrät. Somit könnte man meinetwegen "The book of lambs" eher als das dritte HATE ETERNAL-Album bezeichnen, als eine bloße Kopie - allerdings war es mir persönlich schon immer herzlich egal, ob eine Band wie eine andere klingt oder nicht - hauptsache, sie klingen beide geil.
"The book of lambs" - ein Album, dass nicht nur aufgrund der Namen der Musiker hochgelobt werden sollte, zumal es meines Wissens nur auf Vinyl über Hammerheart veröffentlicht wurde und somit erst recht in jede Sammlung gehört. Wer also einen Plattenspieler zuhause herum stehen hat und auf technischen old-school Ami-Death der Marke HATE ETERNAL steht, sollte hier eigentlich bedenkenlos zugreifen können - und den einen Punkt Abzug gibts nur fairerweise für die doch sehr starke Ähnlichkeit zu HATE ETERNAL.
Ansonsten kann ich mich Jared's Kommentar zum eigenen Debüt anschließen: "This record is dedicated to the time of destruction, I anxiously await the day of cleansing of this disgusting earth which masses have created - for I am one, for I am war!" Der Soundtrack zur Apokalypse schlechthin...




6 von 7 Punkten
Macabre
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Beitrag vom 20.10.2002
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