THEATRE OF TRAGEDY - Velvet darkness they fear
Label: Massacre Records
[CLASSICKS] - REVIEW     Erscheinungsjahr:1996
THEATRE OF TRAGEDY waren DIE Gothic Metal-Band schlechthin, "war" deshalb, weil sie eben erstmals durch "Aégis" '98 ihren Stil leicht änderten und schließlich mit den neueren Album in Richtung Elektro/GothicRock/Pop gingen. Nach dem Demo '94 und dem selbstbetitelten Album '95 schafften die Herren um Raymond I. Rohonyi und Sängerin Liv K. Espaenes den Durchbruch und fungierten zugleich als Vorbild für eine wahre Flut an Gothic Metal-Bands, welche noch immer anhält. Die Klasse der Norweger macht das Neben- und Miteinander des männlichen Grunzers Raymond und der engelsgleichen Sopranstimme Liv's aus, welche durch des Sängers einmalige Lyrics eine theatrale Stimmung erzeugen. Selbst als Englischstudent bereiten einem manche Textstellen Kopfzerbrechen, da die Songs in Shakespearean English gehalten sind. Durch THEATRE OF TRAGEDY kam eine Lawine ins Rollen, aus der Bands wie TRISTANIA, THE SINS OF THY BELOVED, TRAIL OF TEARS, MACBETH oder LOVE LIES BLEEDING hervorgingen und ebenfalls auf Grunzer meets Sopran setzten. Dennoch schimmert die "Velvet darkness they fear" noch unangerührt am Musikhimmel, wie ich finde, da die Band selber eben ihren Stil gravierend geändert hat und Nachfolgeacts wie TRISTANIA oder THE SINS OF THY BELOVED ebenfalls neue Elemente wie Elektro oder auch Black Metal-Einflüsse hinzugefügt haben und nicht lupenreinen Gothic Metal ala THEATRE OF TRAGEDY auf der "Velvet darkness they fear" spielen.

Nun aber zum Album:
Nach einem kurzen Intro beginnt mit "Fair und 'guiling copesmate death" das Spektakel, welches man am besten mit Freundin, Rotwein und bei Kerzenschein genießen sollte. Lyrisch beschäftigt sich Raymond hauptsächlich mit der dunklen Seite, Tod, Verzweiflung, Trauer, Vergänglichkeit, manchmal mit Erotik gemischt. In "Black as the devil painteth" wird die Erde mit einer Leinwand verglichen, quasi vom Teufel angemalt...obwohl man es gern hätte, dass Mädchen vor einer zauberhaften Kulisse mit schneebedeckten Bergen, blauem Himmel und Sonnenschein tanzen, so befinden sich die Frauen doch in einem Kerker, der Himmel ist bedeckt - kein Platz für fröhliches Tanzen bei Sonnenschein. "And when he falleth" beschäftigt sich mit Kritik am Christentum, wobei den Mittelteil ein exzellenter Dialog, der dem Film "The Masque of the red death" mit Vincent Price von '64 entlehnt wurde, bildet und es klargestellt wird, dass nicht, wie die Christin im Song glaubt, es Gott, Licht und Hoffnung gibt, sondern Hunger, Krankheit und Tod an deren Stelle regieren.
Besonders schön gemacht ist auch der Schlusssong "The masquerader and the phoenix", wo eine Ballerina auf der Bühne sich immer schneller und schneller dreht und schließlich tot umfällt, was wohl wiedermal das Vanitasmotiv behandelt.
Musikalisch gesehen findet man auf "Velvet darkness they fear" neben dem schon erwähnten Wechselgesang doomige Gitarrenriffs, stets langsam, aber doch wuchtig, welche von Keyboardteppichen untermalt werden. Ab und zu kommt es auch zu härteren Double-bass-Teilen, was aber nicht THEATRE OF TRAGEDY wirklich heavy macht. Die Band punktet eben durch die gewisse Stimmung, die kongenialen Texte und vor allem auch durch die Glanzleistung von Liv K. Espaenes. Die verzerrten Gitarren weichen auch oft akustischen, Lorentz Aspen an den Keyboards verwendet Streicher, Spinett und andere Stimmen, welche aber maßgeblich für die Stimmung bei THEATRE OF TRAGEDY zuständig sind. Neben "On whom the moon doth shine" - durch knisternde Erotik mich jedesmal an romantische und erotische Stunden erinnernd - fasziniert zusätzlich "Tanz der Schatten". Dieser Song, von dem auch eine englische Version existiert, zählt wohl mit seinem Ende "ich liebe diiiich" zu den bekanntesten der Band und im Genre.

Als Fazit kann man sagen, dass es sich bei dieser CD wirklich um einen Klassiker handelt, welcher durch Theatralik, Lyrik, das Wechselspiel zwischen Raymond und Liv (meist Konflikt Gut vs. Böse) und die einen verzaubernde Kerzenscheingänsehautmusik das Prädikat "Kult!" verdient hat.




7 von 7 Punkten
Leander
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Beitrag vom 23.05.2002
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