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ENID - Seelenspiegel
Label: Code666 |
ENIDs "Seelenspiegel" lässt mich wieder bei meinem alten Review des Vorgängeralbums "Abschiedsreigen" anschließen. Von den ersten Sekunden an erkennt man die Genialität des Sängers und Keyboarders Martin, welcher auf ein Kompositionsstudium zurückgreifen kann und dies klar hörbar macht. Nach "Soulglass", was als eine Art Intro anzusehen ist, beginnt mit "Land of the lost", meinem Lieblingssong des Albums übrigens, der zauberhafte Fantasyreigen zwischen verträumten Keyboard- und schnellen, blackmetallichen Passagen wechselnd. Diesmal sind, anders als bei "Abschiedsreigen", auch echte Gitarren am Werke, welche von Alboîn, Thalos und Michael übernommen werden. Somit kann man sich durch diese Formation auch auf Livegigs freuen, was früher bei ENID nicht möglich war. Für die Drums konnte wieder the one and only Moritz Neuner, der wohl sich schon einen gewissen Status durch DORNENREICH, KOROVA oder EVENFALL erspielt hat, verpflichtet werden. Die Musik bewegt sich wie auch die Lyrik auf höchster Ebene, was durch das stilvolle, optisch anspruchsvolle Digipackartwork abgerundet wird. Martins Gesangsleistung kann man nur mit dem Wort "grandios" beschreiben, vielleicht auch ein Kriterium, weshalb Kreischvocals nicht mehr wirklich nötig waren und nicht mehr oft vorkommen. "Nexus" besticht durch seine Hymenhaftigkeit und könnte ohne weiteres für einen Fantasyfilm als musikalische Unter- oder Bemalung hergenommen werden.
Das einzige Manko stellt meiner Meinung nach wieder die zu vielen Wechsel dar, der rote Faden ist sehr oft davor, verloren zu werden, wodurch die Songs an Spielfluss und Zusammenhalt verlieren. Grundsätzlich bin ich ja ein Freund von Abwechlung, erachte sie für äußerst wichtig, aber zu viele Wechsel zwischen ruhigen Keyboardteilen und schnelleren Gitarrengeschrubbe, von Double-bass unterlegt, wirken sich nicht unbedingt positiv aus, beim Anhören der "Seelenspiegel" stört das schon. Aber dieser einzige Kritikpunkt meinerseits ändert aufgrund der restlichen 1a-Vorstellung nichts: Musik, Lyrik und Artwork des Digipacks und Booklets verschmelzen zu Kunst, die auch die Bezeichnung Kunst verdient und machen die zu vielen Wechsel locker wett. Schön, dass es in unserer oberflächlichen, verblödenden Gesellschaft noch Genialität gibt!
Beitrag vom 23.05.2002 Zurück
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