CANCER - To the gory end
Label: Flametrader Records / Semaphone / Vinyl Solution
[CLASSICKS] - REVIEW     Erscheinungsjahr:1990
Irgendwie verwunderlich, dass sich das einstige britische Aushängeschild in Sachen Death Metal, CANCER, meiner Generation nicht sonderlich eingeprägt hat - immerhin prügelten sie neben "To the gory end" noch zwei weitere hervorragende Alben ("Death shall rise", 1991 und "The sins of mankind", 1993) ein, bevor sie sich mit dem experimentellen Power-Rock-Death (!!) Album "Black faith" 1995 von der Szene verabschiedeten.
Gegründet Ende der 80er von John Walker (guitar / vocals), Ian Buchanan (bass) und Carl Stokes (drums), etablierten sie sich in kürzester Zeit zu einem der damals bekanntesten Death Metal-Acts innerhalb Großbritanniens und zählen neben MORBID ANGEL und CARCASS als eine der ersten "extremen" Death Metal Bands, die einen Major-Deal ergattern konnten (zu ihren Anfängen übrigens zusammen mit BOLT THROWER auf Vinyl Solution). Selbst John Tardy (OBITUARY, rip) und Glen Benton (DEICIDE) fühlten sich geehrt, als ihnen angeboten wurde, für "To the gory end" (John - "Die die") beziehungsweise "Death shall rise" (Glen - "Hung, drawn and guartered") die Backings einzugrunzen - und lobten die "Könige des Death Metals" in höchsten Tönen.
Während das Debüt trotz aller Genialität doch etwas roh und stellenweise etwas holprig rüber kommt, entwickelte man sich innerhalb kürzester Zeit - um genau zu sein, innerhalb der Spanne des einen Jahres zu "Death shall rise" - zu einer technisch versierten aber dennoch bodenständigen Band, wobei dem allerdings auch hinzuzufügen ist, dass das Trio für Album Numero zwo ex-DEATH / OBITUARY / TESTAMENT / KONKHRA / DISINCARNATE-Saitenflitzer James Murphy gewinnen konnte. Diesem wurde allerdings schon nach "Death shall rise" der Laufpass gegeben und durch Barry Savage ersetzt, da "James zwar ein äußerst talentierter Gitarrist war, von dem wir [CANCER] zwar eine Menge in Punkto Songwriting lernen konnten, aber ... er konnte nicht aufhören zu spielen" (O-Ton Carl Stokes, in einem Rock Hard Anfang der 90er).
Der Nachfolger "The sins of mankind" schlug in eine ähnliche Richtung wie "Death shall rise", ohne James charakteristische Gitarrenarbeit, logischerweise - "Black faith" hingegen zeigte CANCER von einer äußerst experimentellen, anderen Seite und brachte ihnen massenhaft Verrisse in der Fachpresse, woraufhin man sich aufgrund "musikalischer Unausgefülltheit" Anfang 1996 auflöste.

Was nun "The gory end" anbelangt - obwohl das dilletantische "Gore"-Cover nicht unbedingt von Einfallsreichtum zeugt (einzig die zensierte Version dessen - schwarzes Cover mit rosa Schriftzug - toppt dies noch), muss man CANCER die für damalige Verhältnisse exzellente Produktion zugute halten - abgemixt wurde das Album natürlich im Morrisound, wie sollte es auch anders sein?
Die neun vertretenen Tracks werden allen gängigen Death Metal-Klischees mehr als nur gerecht - beeinflusst durch Fulci, Romero und Co. gibts hier Blut und Leichen ohne Ende und Gnade: "Blood bath", "Cancer fucking cancer" (mit geilem und einfach zu merkendem mitgröhl-Refrain), "Witch hunt", "Into the acid", "Imminant catastrophy", "To the gory end", "Body count", "Sentenced", "Die die" sprechen deutliche Worte. Auffällig ist auch, dass sich einige Bands (bewusst oder unbewusst?) nach einigen hier vertretenen Songs benannt haben: Dan Swanö's BLOODBATH (die leider nur eine Mini-CD auf den Markt geschmissen haben), WITCH HUNT (mit DYING FETUS-Mitgliedern), CATASTROPHIC (mit ex-OBITUARY-Gitarrero Allen West), BODY COUNT (ICE-T ist übrigens tatsächlich bekennender CANCER-Fan) und natürlich SENTENCED...
Sämtliche Songs sind ähnlich simpel wie die auf dem Debüt von DEATH, "Scream bloody gore", oder auch CANNIBAL CORPSE - "Eaten back to life" - gestrickt, weisen aber dennoch genügend Abwechslung auf, so dass "To the gory end" nicht zu "einem weiteren alten Death Metal-Schinken" verkommen sollte. Soli sind zwar auch ein paar vertreten, sind aber trotz geilem Feeling nichts wirklich besonderes.
Alles in allem roh, und "old-school" - also ohne dem heute gängigem "grunz-grunz-prügel-kreisch"-Schema und in Sammlerkreisen ziemlich hoch gehandelt; Die unzensierte Original-LP bringt es heute auf bis zu 150 EUR, das etwa um die selbe Zeit herausgebrachte Vinyl-Live-Bootleg (grünes Vinyl, 150 Kopien, beschissener Sound) sogar auf knapp 300 EUR.




6 von 7 Punkten
Macabre
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Beitrag vom 23.05.2002
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