MAYR   J.B.O.  
31.03.2001 @ Alter Schl8hof

Nachdem J.B.O. bereits am 27.11.1998 zusammen mit ROH ein Stelldichein in Wels in Form eines tollen und gut besuchten Konzertes gegeben hatten, lag es durchaus nahe, die inzwischen neubesetzte Band wieder für ein Gastspiel im good old Schl8hof zu verpflichten. Bevor es allerdings so weit war, musste man nicht nur beim Eingang eine ausführliche Leibesvisitation über sich ergehen lassen, sondern auch noch den Gig der lokalen Vorgruppe durchstehen.
Diese hörte auf den Namen MAYR, und hatte trotz einer weniger erfreulichen Platzierung bei der Vorausscheidung zum ABC 2001 im Dezember letzten Jahres damals zumindest bei mir einen positiven Eindruck hinterlassen. MAYR hatten also die nicht ganz leichte Aufgabe die wartende Meute für die Hauptgruppe ordentlich anzuheizen. Wer die Band vorher nicht kannte, und das waren sicher nicht wenige Personen an diesem Abend, dem sei mitgeteilt, dass diese alles andere als altbacken klingenden Heavy-Rock präsentieren, der musikalisch und vor allem textlich nicht wenige Parallelen zur Wiener Kultband ALKBOTTLE (R.I.P.) aufweist, d.h. die (deutschsprachigen) Texte handeln eher von bodenständigeren Themen (Alkohol, Beziehungsprobleme..), als dass diese intellektuellen Ansprüchen gerecht werden würden, und die Musik klingt absolut ehrlich, erfrischend und keinesfalls trendy. ALKBOTTLE sind aber nicht die einzige Band, mit welcher man MAYR vergleichen kann, denn bei den tiefgängigen Balladen, die in Hochdeutsch vorgetragen wurden, werden auch Erinnerungen an Bands wie die Burgenländer STAHL geweckt. Jedenfalls konnten die 4 Marchtrenker den zahlreichen J.B.O.-Freaks eine ansprechende, rockige Vorspeise zum Hauptgang bieten, die neben zahlreichen Eigenkompositionen ("Wir san kane Sonntagskinder"; "Scheiß Weihnachten" und auch Titeln ihrer 99er CD "Goes Rock" ("W.i.m.b (Wo is mei Bier)") etc.) auch mit zwei Fremdkompositionen (R. FENDRICH: "Es tuat so weh, wenn ma verliert" und "Grieskoch", das im Original "Hey Joe" heißt und von JIMI HENDRIX stammt.) garniert wurde, und doch vielen Zusehern gemundet haben dürfte, auch wenn der teils doch eben auch recht tiefe Schmäh der Band nicht ganz der Fall eines jeden Konzertbesuchers gewesen sein dürfte.

Dann war es endlich soweit: Ein Intro ("2 Personen diskutieren heftig über ihre Lieblingszahl") kündigte den Beginn des Gigs der Erlanger an. Der Schl8hof war dermaßen gut gefüllt, wie man es schon lange nicht mehr erlebt hatte. Warum J.B.O. etwas schaffen, woran viele renomierte Metal-Acts scheitern, nämlich den Schl8hof gänzlich zu füllen, ist nicht sonderlich schwer zu analysieren: Die Musik und vor allem die Texte sprechen eben nicht nur Metalfans, sondern auch viele andere Leute aus den verschiedensten Schichten, Szenen und Altersgruppen an. Nach dem erwähnten Intro öffnete sich der Vorhang, der die Bühne verdeckte, und das deutsche Quartett startete mit dem Opener und Titelsong ihrer aktuellen CD "SEX SEX SEX" ihre Performance. Das Publikum zeigte sich nicht nur begeistert, nein, es fraß der Band förmlich aus der Hand, denn wenn für die Band typische Mitmachaktionen angekündigt waren, beteiligten sich daran sicher 95% der Personen im Publikum. Ein Hauptaugenmerk wurde bei der Auswahl der Songs natürlich auf die neue CD gelegt, denn diese sollte schließlich ja beworben werden. Neben dem bereits erwähnten Titelsong wurden u.a. "Ich möcht so gerne Metal hör`n" (inkl. Mitwirkung des bekannten und in diesem Fall als Priester verkleideten Statisten.); "Der Hoffnarr" (welches auch ohne mittelalterliche Instrumente gut zur Geltung kam.); "Song, für den uns kein Name eingefallen ist"; "Ich sag J.B.O." (inkl. typischer Rapper-Bewegungen und Sonnenbrillen), sowie "EINS ZWEI DREI" (bei welchem Vito C. eine gelungene Ricky-Martin-Parodie auf´s Parket legte, passender Verkleidung und Perücke natürlich inklusive.) Auch "Bums Bums Bums Bums" fand den Weg auf die Setlist, wobei zum Glück bei der Liveversion die Gitarrenparts wesentlich mehr in den Vordergrund gemischt wurden. Womit wir schon beim 1. Kritikpunkt wären: Leider bewiesen J.B.O. wenig Risikobereitschaft, d.h. es wurden vorrangig Songs wie eben "EINS ZWEI DREI" oder "Bums Bums Bums Bums" dargeboten, bei denen es sich zwar vor allem wegen der teils sexistischen Texte um Stimmungshits der höchsten Güteklasse handeln dürfte, allerdings meist nicht wirklich um musikalische Offenbarungen. Diese Tatsache zog sich leider wie ein roter Faden durch den gesamten Gig, was durch Songs wie "Im Verkehr" ("In Zaire"); "Bimber Bumber Dödel Dei" und "Hose runter!" untermauert wurde. Außerdem kann es auch nicht verleugnet werden, dass viele dieser Stücke wohl eher den Charakter einer Parodie haben, was einerseits eh zu J.B.O. passt, und daher auch legitim ist, allerdings nützt sich der Schmäh dieser Stücke doch mit der Zeit ab. Jedenfalls konnte man sich mit Hilfe dieser Veranstaltung auf eine musikalische Reise durch die ca. 12-jährige Bandgeschichte begeben, was heißen soll, dass Stücke von allen J.B.O.-Alben zu hören waren: Als da wären u.a.: "Ällabätsch", "Schlaf Kindlein, Schlaf" ("Enter Sandman"); "Ein Fest"; "Kuschelmetal" (inkl. obligatorischer Umtextung); "Walk with an Erection"; "Mei alde is im Playboy drin" etc. Wobei darauf hingewiesen werden muss, dass sich die typischen Showelemente (Applausometer; aufgeblasene J.B.O.-Letter uvm.) während der Stücke kaum bis gar nicht von jenen der letzten Tour unterschieden. Leider verzichteten J.B.O. nämlich gänzlich bis auf wenige Ausnahmen (natürlich bei den neuen Songs) auf Einbringung neuer Einlagen, was für Menschen, die schon x-mal einen Gig der Fun-Metaller beigewohnt haben, mit der Zeit langweilig werden könnte, allerdings passen diese Aktionen einfach auch zu den Stücken, so dass man unter Umständen diese geradezu vermissen würde, würde auf diese verzichtet werden. Ein Muss bei J.B.O.-Konzerten ist (neben längeren Ansagen) natürlich auch intensive Kommunikation (Danke, Wels!; Bitte, Vito!) mit dem Publikum, was auch dieses Mal wieder der Fall war. Allerdings schossen sie leider doch stellenweise ein wenig über´s Ziel, da sich die Spielchen mit der Audienz (Einem Fan wurde kurzfristig sein Handy weggenommen, und versucht eine eingespeicherte Nummer zu wählen; Verteilungen von Verweisen wegen Schwätzens usw.) doch ziemlich in die Länge zogen. Auch wenn ich den Jungs auch zuerkenne nicht nur Musiker, sondern auch Entertainer zu sein, sodass Songankündigungen länger als bekannte Standardfloskeln (Danke. Der nächste Song heißt...) ausfallen sollen, sollte dennoch die Musik im Vordergrund stehen, und es sollten daher durch genannte Verzögerungen keine allzu langen Pausen entstehen. Mit einer äußerst gekonnten Tanzeinlage, die natürlich die BACKSTREET BOYS-Verarsche "Wir ham ne Party" begleitete, bereiteten die Vier dem Gig ein Ende. Nachdem das Publikum die Band artigst mit Rufen nach einer Zugabe motiviert hatte, begab sich diese zurück auf die Bühne, um mit der genialen MANOWAR-Persiflage "Verteidiger des Blödsinns" (welches sowohl musikalisch und textlich überzeugen kann), dem zweifellos besten J.B.O.-Stück aller Zeiten "Ein guter Tag zum Sterben" und natürlich dem unverzichtbaren "J.B.O." ein wahres Feuerwerk abzubrennen, das vom einem symphonischen Outro abgelöst wurde, sodass der Eindruck entstand, man sei gerade Zeuge eines weltbewegenden Ereignisses gewesen, denn dieses Instrumentalstück (vom Band) hätte z.B. auch bei der Siegerehrung einer Olympiade bestens gepasst. Oder winkten hier etwa die eben gekrönten Weltmeister des Comedy-Metals ihren Fans von der Bühne zu? Nicht ganz, dafür scheuten sie doch ein wenig zu sehr das Risiko, um bei dem feierwilligen Fans nicht in Missgunst zu verfallen, sodass leider (!) Songs wie "Pabbarotti & Friends" ("Roots bloody roots"), "Ein kleines bisschen Frieden" (?!) etc. unter den Tisch fielen, und ich mich sowieso schon lange frage, warum textlich nicht ganz so lustige/sexistische , dafür musikalisch umso bessere Lieder wie z.B. "Bolle", "Könige" oder auch "Der Star Track" live nicht (mehr) zum Einsatz kommen. Zu guter Letzt darf nicht verschwiegen werden, dass die vier Herren im Anschluss an den Gig für Autogramme und Fragen zur Verfügung standen, und so ihre vorbildhafte Fannähe einmal mehr eindrucksvoll unter Beweis stellten. Nichtsdestotrotz handelte es sich um einen feinen Gig mit furiosem Ende.


Hutti
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Beitrag vom 06.05.2001
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