LEPROUS   THE OCEAN   PORT NOIR  
20.11.2019 @ Szene

Nachdem die norwegischen Prog-Überflieger LEPROUS live bisher immer ein Garant für einzigartige Atmosphäre und großartige Shows waren, freuten wir uns auf den ziemlich schnell ausverkauften Gig in der Wiener Szene. Mit an Bord waren die Herren von PORT NOIR, die auch kürzlich erst ein neues Album veröffentlichten und THE OCEAN, das Berliner Post Metal-Kollektiv.

Beide Supporter setzten vorrangig auf düstere Atmosphäre und ließen die Musik sprechen, aber auch Gefühl, komplexe Songstrukturen und vor allem Intensität sind Hauptzutaten beider Truppen, die musikalisch passend, wenn auch an manchen Stellen etwas zäh, wenn man nicht mit dem kompletten Songmaterial, das live dargeboten wurde, vertraut ist, die vollgestopfte Szene mühelos an diesem Mittwochabend auf Betriebstemperatur brachten.

Auch wenn der eine oder andere nachher lieber an der Bar oder am Raucherhof stand, war klar, dass hier so ziemlich alle wegen LEPROUS da waren. Die Norweger hatten vor ziemlich genau zwei Jahren die Szene bereits schon mal fest im Griff, aber auch der Auftritt vor einigen Jahren im Replugged vor weniger als 100 Leuten war uns noch bestens im Kopf. Dass die Herren rund um Einar Solberg und Tor Oddmund Suhrke, die in den 18 Jahren ihres Schaffens die restlichen Musiker immer mal wieder austauschen mussten, vor allem ihr neues, und doch etwas anders klingendes Album „Pitfalls“ präsentieren wollten, war keine Überraschung, aber dass man hier gleich zwei Songs zu Beginn probiert, fand ich mutig.





Klar, „Below“ war die erste Single und ist keine schlechte Wahl, denn der ruhige Song hat durchaus Atmosphäre, hier darf auch sofort Cellist Raphael Weinroth-Browne ran und Einar konnte sich noch aufs Singen konzentrieren, da in dem reduzierten Track keine Keys nötig waren. Auch bei „I Lose Hope“ verzichtete er auf die Tasten, doch der Track mit dem eigenwilligen, aber interessanten Stil, wollte wahrlich nicht so zünden, wie das darauf folgende „Acquired Taste“, der älteste Song im Set. Erst jetzt richtete man das Wort an die Fans, doch der Fronter, so wohl er sich beim treffsicheren Gesang auch fühlt, Ansagen sind nicht so ganz seine Sache, wie er selbst mit eine paar Scherzen unterlegt, mehrmals erwähnte. Aber eigentlich wären bis auf ein paar „Thank you“ und dergleichen auch keine Ansagen nötig bei dem düsteren, melancholischen Prog der Nordmänner. Aber dann ging es ja weiter im Programm. Interessant ist, dass bei LEPROUS immer in den ersten Takten komplette Ruhe herrscht, doch sobald die Fans erkennen, um welchen Klassiker es sich handelt, geht ein riesen Jubel durch die Venue, da jeder Track so einzigartige Melodien, Rhythmen und Spielereien, die man schon von den ersten Sekunden an erkennt, mitbringt. So natürlich auch bei eingängigeren Hits wie „Stuck“, „From The Flame“ oder „The Price“ passiert. Neben diesen großartigen Live-Tracks muss ich aber zum ersten Mal die Setlist etwas kritisieren, denn „Bonneville“ ist einfach zu zerfahren und will nicht zünden, die neuen Songs, sind sowieso eine Streitfrage, da vielen zu ruhig und der überlange und neue Track „The Sky Is Red“ mit ganzen 15 Minuten auch eher unpassend für eine Live-Show, geschweige denn als Abschluss. Da hätte ich mir doch noch ein paar mehr Klassiker stattdessen gewünscht, zumal man ja schon neben den bereits erwähnten Songs auch nocht „Alleviate“, das unspektakuläre „Observe The Train“ und das mit grandiosem Finale ausgestattete „Distant Bells“, das auch nicht kurz ist, vom aktuellen Werk geboten hat.






Setlist LEPROUS:

Below
I Lose Hope
Acquired Taste
Bonneville
The Cloak
Angel
The Price
Observe The Train
Alleviate
Stuck
Distant Bells
From The Flame
The Sky Is Red


Nichts desto trotz konnten Einar, Toro und die restliche Truppe mit ihren Visuals, die über die Leinwand liefen, der intensiven Musik, einigen Hits und vor allem durch die gefühlvollen bis eindringlichen Vocals, die immer komplett am Punkt waren, für dichte und intensive Atmosphäre sorgen. Auch wenn ich LEPROUS schon besser sah, so sind die norwegischen Proggies immer noch ein einzigartiges und starkes Live-Erlebnis.


maxomer
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Beitrag vom 23.11.2019
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