ZZ TOP   FOREIGNER   MOTHERS FINEST   RICHIE KOTZEN   THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA   MARIO STERNS SOUL H  
29.06.2019 @ Burg Clam

Während die Massen an diesem heißen Samstag die Bäder, Seen oder zumindest einen schattigen Gastgarten aufsuchten, pilgerten ca. 8500 musikbegeisterte Menschen auf die Burg Clam, um einen Tag im Zeichen der Rockmusik zu genießen.
Viele kamen aufgrund der Hitze später und übersahen dadurch die zwei neu hinzugefügten Support Acts. MARIO STERNS SOUL H blieb auch uns verwehrt, dafür waren wir beim ersten Highlight des Tages direkt vor der Bühne. Ab 15.30 Uhr brachte das NIGHT FLIGHT ORCHESTRA die bereits Anwesenden neben der Sonne ordentlich ins Schwitzen.

Die Band entstand während einer SOILWORK Tournee, in der sich Sänger Björn Strid mit dem mitfahrenden Live-Gitarristen David Andersson über die AOR Musik der 80er unterhielt und warum man diese nicht wieder etwas erwecken könnte. Mit ARCH ENEMY Bassisten Sharlee D’Angelo und dem Keyboarder, sowie dem Gitarristen aus der Band MEAN STREAK ist die Mannschaft vollzählig und die Band startklar. Und NFO treffen mit ihren Songs dermaßen ins Schwarze und in die musikalische Zeit der 80er AOR Bands, dass man nie vermuten würde, dass alle Songs erst seit 2007 entstanden sind. Optisch unterstützt durch die beiden Stewardessen, die im Hintergrund neben winken sowie Spritzwein und Bier trinken auch die Backing-Vocals übernahmen, nahm das NIGHT FLIGHT ORCHSTRA das anwesende Publikum auf eine einstündige Zeitreise mit und fand hier sicherlich nach ihrem Auftritt neue Fans. Bei gefühlten 50 Krügerl im Schatten bildeten die Fans, inklusive mir, dann noch bei der letzten Nummer „West Ruth Ave“ die traditionelle Conga Line, die jedes Konzert der Band abschließt. Es war ein guter Einfall der Veranstalter, diese Formation noch als Support Act zu buchen, denn die Meinung der Meisten, die danach zu hören war lautete: „Hab ich nicht gekannt, war aber super!“ und „Wenn es diese Band schon in den 80er gegeben hätte, wäre sie jetzt genauso bekannt wie SURVIVOR, JOURNEY oder auch FOREIGNER“.





Danach erklomm ein gewisser RICHIE KOTZEN die Bühne. Kotzen ist nur wenigen Insidern bekannt und nur Fans oder Experten wissen, dass er bereits mit sieben Jahren das Gitarre spielen erlernte und seitdem zig Solo-Alben veröffentlichte, auf denen er Rock, Blues, Funk, Fusion und auch Jazz spielt und sich auch immer wieder bei den Bands POISON und MR. BIG an den sechs Saiten verdingte. Dementsprechend kennt auch keiner irgendeinen Song bzw. hat Richie auf seinen Soloalben nie irgendeinen Hit verzeichnen können. Den Fans gefiel es trotzdem, für die anderen, so wie mich , war es eine Stunde perfekt technisch gespielte Langeweile.





MOTHERS FINEST hatten ihrem Bühnenvorgänger zumindest eines Voraus, ihren Hit „Baby Love“. Den kennen so einige, auch diejenigen, die sich bisher nicht wirklich mit der Band beschäftigten, haben diesen Song schon mal gehört oder er kommt ihnen annähernd bekannt vor. Der Rest erinnert an IKE & TINA TURNER, nicht mehr und auch nicht weniger. Doch die US Amerikaner konnten anscheinend im Jahr 2012, in dem sie ebenfalls hier auftraten, bereits einige Fans gewinnen, wenn man die Menschenmenge vor der Bühne beobachtete, die ordentlich mittanzte. Für mehr Stimmung als RICHIE KOTZEN sorgten sie auf jeden Fall in der späten Nachmittagshitze. Und weil ich noch nie richtig warm werden konnte mit dieser Funk-Rock-Soul-Crossover-Band und es auch nie werde, ließ ich den Auftritt an mir vorüberziehen und wartete auf den heimlichen Headliner des Abend.





FOREIGNER starteten mit „Double Vision“ gefolgt von „Head Games“ ihr Hitfeuerwerk. Etwas verwirrt war ich, dass Gründungschef Mick Jones nicht auf der Bühne stand. Man war aber zu sechst auf den Brettern und Gitarrist Bruce Watson machte nicht nur mit seiner Brian May Optik, seinem Outfit mit genialem Blumen Sakko, sondern auch an seiner Gibson eine sehr gute Figur. Trotzdem hatte ich noch nie etwas gelesen oder gehört, dass Mick Jones nicht mehr dabei wäre. Auch über eine Erkrankung hatte ich bisher nichts vernommen und wenn man es genau nimmt wäre bei FOREIGNER somit kein einziges Gründungsmitglied mehr auf der Bühne. Tat aber bisweilen der Stimmung keinen Abbruch und ein geiler Song zum Mitsingen folgte auf den nächsten. Erst nach 40 Minuten und fünf Songs sagte Kelly den Chef an und dann kam Mick Jones auf die Bühne und blieb bis zum Ende des Sets dem Publikum erhalten. Sinnhaftigkeit des Ganzen blieb mir verborgen und war mir aber auch egal in Hinsicht der kommenden Nummern wie „Feels Like The First Time“, „Urgent“ und „Juke Box Hero“. Als Zugabe gabs dann den Schmachtfetzen schlechthin mit „I Want To Know What Love Is“ und das Set klang nach ca. 80 Minuten mit „Hot Blooded“ aus. Ein perfekter Gig, wie auch nicht anders zu erwarten war, und viele hätten sich gewünscht, dass FOREIGNER der Headliner an diesem Abend gewesen wären.





Setlist FOREIGNER:

Double Vision
Head Games
Cold As Ice
Waiting For A Girl Like You
Dirty White Boy
Feels Like The First Time
Urgent
Keyboard And Drum Solo
Juke Box Hero
-
I Want To Know What Love Is
Hot Blooded

Das wäre natürlich auch so mancher Band recht, die nach so einem Act dann den schweren Stand hatte die Stimmung aufrecht zu erhalten. Den drei Haudegen von ZZ TOP sind solche Gedanken aber mit Sicherheit fremd. Spielen sie doch seitfast 50 Jahren in gleicher Besetzung ihren texanischen Blues Boogie Hard Rock und sorgen immer für gute Laune. Mit „Got Me Under Pressure“ startete ihr Gig und ab der ersten Minute herrschte auch hier beste Stimmung auf der bis zum letzten Platz besetzten Burg. Bühnenshowtechnisch waren die drei Texaner noch nie besonders aufregend, aber ich war immer wieder überrascht, wenn Dusty und Billy nur wenig synchrone Bewegungen machen, wie sehr die Fans diese dann mit Applaus und Gegröle abfeierten. Abgerockt werden auch ihre Songs und das Publikum ist textsicher. Auch bei Nummern wie „Pearl Necklace“ stimmten alle mit ein, ob Lady im Glitzerkleid, kleines Mädchen mit Papa an der Hand oder Jungs mit ZZ-TOP Gedächtnis Bärten. Besonders die weiblichen Gäste sangen lauthals die Textezeile „She wants a Pearl Necklace“ mit und tanzten ordentlich ab. Mädels ein Tipp: schlagt mal im Slang Wörterbuch nach und informiert euch was ihr euch da wirklich wünscht von eurem Liebsten ;-) Als Zugabe gab es dann wie gewohnt „La Grange“ und „Tush“, gefolgt von „Jailhouse Rock“ von einem gewissen ELVIS PRESLEY. Danach war leider nach kurzen 75 Minuten der Ofen aus.





Setlist ZZ TOP:

Got Me Under Pressure
I Thank You (SAM & DAVE Cover)
Waitin´ for the Bus
Jesus Just Left Chicago
Gimme All Your Lovin´
Pearl Necklace
I´m Bad, I´m Nationwide
I Gotta Get Paid
My Head´s in Mississippi
Sixteen Tons (MERLE TRAVIS Cover)
Beer Drinkers & Hell Raisers
Just Got Paid
Sharp Dressed Man
Legs
-
La Grange
Tush
-
Jailhouse Rock (ELVIS PRESLEY Cover)


So endete ein schöner Tag mit viel guter Musik und dem ein oder anderen Sonnenbrand, mehr gibt es hier abschließend nicht zu sagen. Gerne wieder nächstes Jahr, wenn das Line-Up ähnlich stark ist.



MadMax
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Beitrag vom 08.07.2019
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