IRON MAIDEN   KILLSWITCH ENGAGE   THE RAVEN AGE  
17.06.2018 @ Pannonia Fields II

Eigentlich wollten wir das Nova Rock dieses Jahr einmal mehr auslassen. Ein vermüllter Camping-Platz, unzählige betrunkene Kids, die nur wegen Alkohol und Leben wie eine Sau auf das Festival fahren, vermiesen einen den Spaß gerne mal. Dazu kommt ein LineUp mit allerlei Bands die eben genau jene Zielgruppe ansprechen und die Party vor die Musik stellen, nicht wie andere Festivals der Marke Summer Breeze oder Brutal Assault. Aber IRON MAIDEN mit KILLSWITCH ENGAGE im Gepäck waren dann doch zu verlockend, denn die Legacy Of The Beast Tour versprach im Vorhinein schon einzigartig zu werden.

So hofften wir, dass am Sonntag doch schon das jüngere Publikum möglichst den Heimweg antrat. Und überraschenderweise war es bei unserer Ankunft an der Mainstage gegen 18:00 relativ ruhig. Den Anfang machten dort THE RAVEN AGE. Die Londoner konnten sich mit ihrem Debüt „Darkness Will Rise“ im vergangen Jahr schon etwas Aufmerksamkeit sichern. Dennoch war es vor der Bühne noch ziemlich leer, als das 45-minütige Programm startete. Zwar füllte sich das Areal, je länger Tony Maue und seine Jungs auf der Bühne standen, doch der Funke wollte nicht so wirklich überspringen. Etwas starr und distanziert wirkte die Truppe und die Tracks ließen an Eingängigkeit missen. Maue versuchte dennoch die Meute immer weiter anzuheizen. Aber auch wenn der Mix aus Melodic Metal, Alternative Rock und aggressiveren Einschüben ohne Vorkenntnisse live nicht sonderlich überzeugte, so musste Herr Steve Harris doch einen Grund haben, die Jungs, nachdem sie auf seiner Solo-Tour schon mimten, noch mal auf die großen Bühnen Europas zu bringen.





Die Vorfreude auf KILLSWITCH ENGAGE war nach diesem durchwachsenen Auftakt umso größer, und auch wenn ich die amerikanischen Krawallmacher bisher nur einmal live erleben durfte, so war schon von der ersten Minute klar, dass Jesse Leach, Adam Dutkiewicz und ihre Kollegen gar nicht enttäuschen können. Schnörkellos und ohne irgendwelchen Klimbim zogen die Herren aus Massachusetts ihr Ding durch wie es sich gehört. Jesse war bestens bei Stimme und hatte auch kein Problem die Songs der Ära Howard Jones perfekt zu intonieren. Dennoch lag das Hauptaugenmerk mit Krachern wie „Strength In Numbers“, „Alone I Stand“ oder „Hate By Design“ bei den beiden zuletzt veröffentlichten Werken, doch Klassiker der Marke „Life To Lifeless“ und das immer noch für Gänsehaut sorgende „My Last Serenade“ wurden ebenso abgefeiert und lautstark mitgebrüllt, denn mittlerweile füllte sich der Platze vor der Stage auch schon gewaltig und der erste Moshpit war schnell auszumachen. Nach ein paar Songs meldete sich Adam D., der zuvor herumhampelte wie ein verrückter und wie gehabt angezogen wie ein 17-jähriger Basketballfan über die Bühne fegte, überschwänglich zu Wort, bedankte sich bei den Fans und freute sich generell darüber da sein zu dürfen. Erst etwas später richtete Fronter Jesse, der sich mit coolem Outfit, stattlichem Bart und Irokesen-Schnitt von der restlichen Band optisch abhob, das Wort an die Fans. Etwas nüchtener, aber nicht weniger sympathisch erzählte er kurz über die Tour mit Maiden und bedankte sich ebenfalls ausführlich. Anonsten ließ er vor allem seine Stimmgewalt wirken. „The End Of Heartache“, „My Curse“ und „In Due Time“ beendeten das reguläre Set, doch die Party war erst nach dem genialen DIO Cover „Holy Diver“, das dann absolut jeder mitbrüllte, vorbei.





KSE kamen, sahen und siegten, verschwanden aber wie so oft, viel zu früh hinter der Bühne, die sofort emsig für IRON MAIDEN umgebaut wurde. Da die Jungs ja jetzt bei Napalm Records unter Vertrag sind, sehen wir diese hoffentlich öfter in Österreich in den nächsten Jahren, gerne dann auch mit neuem Album im Gepäck.
[maxomer]

Setlist KILLSWITCH ENGAGE:

Strength In Numbers
A Bid Farewell
This Is Absolution
Alone I Stand
Beyond The Flames
Hate By Design
Always
My Last Serenady
Rose Of Sharyn
The End Of Heartache
My Curse
In Due Time
Holy Diver (DIO)


Die Ehre, das diesjährige Nova Rock als finaler Act am Sonntagabend abzuschließen hatten die NWOBHM Götter von IRON MAIDEN. Die Vorfreude auf die Veteranen war riesig, da man schon sehr viel Gutes von der aktuellen Legacy Of The Beast-Tour hörte und anhand Fotos aus dem Internet auch sah. Die Hauptbühne wirkte für MAIDEN-Verhältnisse fast klein, wenn man bedenkt wieviel Platz Bruce Dickinson und Kollegen mit Equipment und ihrer puren Bewegungsfreude normalerweise brauchen.

Rechtzeitig kämpfte man sich zum obligatorischen „Doctor Doctor“ von UFO in die vorderen Reihen um einen perfekten Blick auf die Herren zu haben. Und schon der erste Gänsehautmoment stellte sich beim Intro ein, das wie gewohnt Churchill’s Ansprache aus dem zweiten Weltkrieg war. Wenn man bisher glaubte, die Jungs von SABATON hätten mit ihrem coolen Panzer den wohl beeindrucktesten Bühnenaufbau, der sollte mal bei den Briten vorbeischauen, die alle Register zogen und wohl die Messlatte um einiges höher legten. Rechtzeitig zu „Aces High“ startete vom hinteren Bereich der Bühne eine Spitfire mit beweglichen Propellern und flog über Bruce, der agil wie immer vor die kreischende Menge sprang. Beeindruckender kann man ein Konzert wohl nicht starten.





Nach jedem Song wurden die Leinwände hinter der Band ausgetauscht und man wusste gar nicht auf was man sich konzentrieren sollte. Entweder man bewunderte die Gitarrenfraktion mit Dave Murray, Adrian Smith oder Duracell-Häschen Janick Gers, oder man folgte dem inzwischen ergrauten Bruce Dickinson, der auch zu jedem Song sein Outfit wechselte, wie er Kilometer um Kilometer zurücklegte um die Menge zu unterhalten.

Weiter ging es mit einem eher selten gespielten „Where Eagles Dare“ vom 1983er Album „Piece Of Mind“ ehe „2 Minutes To Midnight“ das erste Mal die Anwesenden richtig laut mitsingen ließ. Die Hitdichte der Briten sucht sowieso seinesgleichen und wenn man nicht vorher nachliest was gespielt wird, kann man sich immer über die eine oder andere Überraschung freuen. Es folgte die erste und einzige Ansprache von Bruce an diesem Abend über Frieden und Werte, die heute kaum noch vorhanden sind, ehe ein blau geschminkter Eddie im Hintergrund „The Clansman“ ankündigte. Somit die erste, jedoch nicht letzte große Überraschung des heutigen Abends, denn die Blaze Bayley-Zeit wurde bisher eher ausgeblendet. Wenn man die Stimmung der Leute, die Freedom-Chöre oder auch die gute Laune der Musiker auf der Bühne beobachtete, kann man nur sagen, dass dieses Experiment mehr als gelungen ist.





Und weiter im Programm mit „The Trooper“ bei glasklarem Sound. Dickinson bewaffnet mit Schwert und dem Union Jack nutze jeden Zentimeter der Bühne bis ein gewisser Eddie in roter Uniform den an diesem Tag herausragenden Sänger zum Duell herausforderte und verlor. Etwas kitschig, doch diese Showelemente gehören einfach dazu und machen IRON MAIDEN auch aus. Die Zeit verging wie im Flug, die Zeit zum Verschnaufen hielt sich ebenfalls in Grenzen, denn IRON MAIDEN feuerten weitere Klassiker raus. „For The Greater Good Of God“, bei dem einem schön langsam die Stimme verließ, „The Wicker Man“ mit einem mit zwei Feuerwerfern bewaffneten Bruce oder „Sign Of The Cross“, ebenfalls vom 1998 Album „Virtual XI“ mit Blaze, ließ einen nur mit staunendem und offenen Mund zurück aufgrund der Macht, mit der die Briten ihr Ding durchzogen. Respekt und Lob an Steve Harris und Konsorten, dass man sich seiner Vergangenheit, die nicht immer nur Licht brachte, auch stellt. Dazu kamen allerlei Pyros, Feuerwerk, brennede Kronleuchter und weitere Augenweiden dieser genialen Bühnenshow.

Zu „Flight Of Icarus“ erschien eine gigantische Pappmaché des Herrn mit den Flügeln aus der griechischen Mythologie mit beweglichen Armen, ehe „Fear Of The Dark“ vom gleichnamigen Album schön langsam das Ende einläutete. Diese Nummer gehört zu Maiden wie das Bier zum Festival, errang man ja mit dem dazugehörigen Album Platz eins der UK Charts. Bei „The Number Of The Beast“ schien die Zahl der Crowdsurfer zu explodieren und es fiel schwer, den Blick Richtung Band zu werfen, da alle paar Sekunden die Gefahr bestand, von Leuten erschlagen zu werden. Und wer bei dieser Aktion auch noch rauchen musste, dem ist wahrlich nicht mehr zu helfen. Den krönenden Abschluss mit dazugehörigem Mega Dämonen-Eddie-Kopf machte „Iron Maiden“ mit seinen markanten Riffs ehe sich die Band kurz verabschiedete.





Die Zugabe in dieser Form ist nichts Neues, „The Evil That Men Do“, „Hallowed Be Thy Name”, und der erfolgreichste Hit „Run To The Hills” sorgten dafür, dass die durchschwitzten T-Shirts nicht trockneten und dürfen wohl bei keinem Gig fehlen, wenn man seine Fans nicht verärgern will. Die zwei Stunden Spielzeit kamen einem viel kürzer vor und man bedenke, dass Bruce, Janick, Dave, Steve, Adrian und Nico, den man das ganze Konzert hinter seinem gigantischen Drums nicht sah, mit ihrem Song-Repertoire wohl noch einmal zwei Stunden spielen könnten.





Die Stimmung war herausragend, ein Sänger in bestechender Form, eine top motivierte Band und ein optisches Schmankerl nach dem anderen ließen wohl keine Wünsche offen. IRON MAIDEN waren, sind und werden hoffentlich noch eine lange Zeit eine Macht bleiben.
[AndyVanHalen]

Setlist IRON MAIDEN:

(Doctor Doctor (UFO))
(Churchill’s Speech)
Aces High
Where Eagles Dare
2 Minutes To Midnight
The Clansman
The Trooper
Revelations
For The Greater Good Of God
The Wicker Man
Sign Of The Cross
Flight Of Icarus
Fear Of The Dark
The Number Of The Beast
Iron Maiden
-
The Evil That Men Do
Hallowed Be Thy Name
Run To The Hills
(Always Look on The Bright Side Of Life)

Der Kurztripp ins Burgenland, bzw. an die ungarische Grenze hat sich auf jeden Fall gelohnt. IRON MAIDEN zeigten mühelos, dass sie noch nicht zum alten Jungfraueneisen gehören und lehrten einmal mehr sämtlichen Bands diesen Erdballs, wie eine echte Show auszusehen hat. Auf die dazugehörige BluRay, die unweigerlich kommen muss, kann man sich schon jetzt freuen, aber zuvor versucht unbedingt noch einen Gig auf dieser Tour zu erleben; ihr werdet es nicht bereuen!

ironmaiden.com
www.killswitchengage.com



FOTOS


AndyVanHalen
Weitere Beiträge von AndyVanHalen


Zurück

Beitrag vom 20.06.2018
War dieser Bericht
interessant?

352 Stimme(n)
Durchschnitt: 5.34
Diesen Beitrag bewerten:
  
Diesen Beitrag per E - Mail verschicken:
An:
Von:
Kommentar: