ANGRA   OPERATION: MINDCRIME  
13.04.2018 @ Backstage

Über 27 Jahre existieren ANGRA bereits, veröffentlichten zahlreiche grandiose Alben und konnten trotz stetiger LineUp Wechsel, stets das hohe Niveau halten. Auch das kürzlich veröffentlichte „Ømni“, das nunmehr elfte Album der Band konnte auf ganzer Linie überzeugen und stellt das beste Album seit langer Zeit dar und das obwohl sich der langjährige und geniale Gitarrist Kiko Loureiro in Richtung MEGADETH verabschiedete. Mit würdigem Ersatz und niemand geringerem als Ex-QUEENSRYCHE Sänger Geoff Tate und seinen OPERATION: MINDCRIME machten sich die brasilianischen Power Metaller auf, um das Album zu präsentieren.

Mit RAVENSCRY und HALCYON WAY hatte man zwar noch weitere Supporter mit dabei, doch diese starteten bereits um 18:30, weshalb wir bei unserer Ankunft im Münchner Backstage, wo es schon ein reges Treiben gab, da man dort gleich zwei Konzerte austrug, schon gespannt auf Geoff und seine Truppe warten durften. Im Vorfeld war mir aber nicht ganz klar, was das Stimmwunder hier bieten würde. Zwar hörte ich schon von einer „Operation: Mindcrime“ Tour, die 2008 zum 20. Jubiläum des Albums von QUEENSRYCHE ja ein voller Erfolg war und zudem gleich beide Werke komplett präsentierte, doch wunderte es mich, dass man diese nicht als Headliner spielen sollte und ich war umso mehr gespannt, ob wir nun QUEENSRYCHE oder das eigene Material seiner aktuellen Trilogie geliefert bekommen.

Doch schon die ersten Töne machten klar; hier geht es um das legendäre und nun 30 Jahre alte Album, das zahlreiche Bands inspirierte und unzählige Menschen animierte eine Karriere als Sänger anzustreben. So richtig herausfinden konnte ich nicht, wen er da alles an Musikern mit hatte, da wir es hier offensichtlich nicht mit Brian Tichy, John Moyer oder Simon Wright zu tun hatten. Doch die Truppe rockte mühelos die Klassiker runter, zeigte enorme Spielfreude und ließ auch keinen Zentimeter der Bühne ungenutzt. Geoff selbst ließ sich natürlich etwas Zeit, da mit dem gesprochenen Intro „I Remember Now“, das schon für erste Gänsehaut und laute Jubelrufe sorgte und dem Instrumental „Anarchy-X“ sich die Herren an ihren Instrumenten erst mal austoben durften. Doch dann stapfte der aus der Nähe extrem sympathisch wirkende und doch sehr gealterte Mister Tate mit schickem Gillet und wohl genährtem Bauch samt Rauschebart und modischem Hut auf die Bühne um die ersten Sätze von „Revolution Calling“ zu intonieren. Und dann war die Stimmung förmlich am explodieren. Die Fans sangen lautstark jede Silbe mit und brüllten zum Refrain noch viel lauter. Geoff war stimmlich perfekt unterwegs und sorgte nicht selten für weitere Gänsehautmomente, blieb zwischen den Songs aber relativ ruhig um das geniale Konzept des Albums für sich sprechen zu lassen.





Es reihte sich Hit an Hymne und Kracher an Hit. „Speak“, „Spreading The Disease“ und das flotte „The Needle Lies“ kennt wohl sowieso jeder Progressive Rock Fan und für die „Suite Sister Mary“ holte man sich auch passende, weibliche Unterstützung auf die Bühne, ehe es viel zu schnell an das Finale ging. „I Don´t Believe In Love“ zeigte Geoff, der sichtlich viel Freude an dieser Performance hatte, weiterhin in der Verfassung seines Lebens und „Eyes Of A Stranger“ forderte nochmal das Publikum, ehe sich die Band ausgiebig von den Fans verabschiedete und den Abend schon vor dem eigentlichen Headliner zu einem unvergesslichen Erlebnis machte. Nach all den Streitigkeiten und den eher durchwachsenen eigenen Alben, ist es schön, dass Gesangslegende Geoff Tate zumindest live seine Freude behalten hat und auf voller Linie überzeugen konnte. Zwar nicht so intensiv wie die komplette Show mit beiden Alben zum 20. Jubiläum, aber auch in diesem kleinen Rahmen, gerne sofort wieder.





Setlist OPERATION: MINDCRIME:

(I Remember Now)
Anarchy-X
Revolution Calling
Operation: Mindcrime
Speak
Spreading The Disease
The Mission
Suite Sister Mary
The Needle Lies
Electric Requiem
Breaking The Silence
I Don´t Believe In Love
Waiting For 22
My Empty Room
Eyes Of A Stranger

Eigentlich hätte man nun sagen können, man hat alles gesehen und könnte Heim gehen, doch die Power Metal Veteranen ANGRA sollten Besucher, die das dachten eines Besseren belehren. Kaum zu glauben, dass diese Band Abgänge von Hochkarätern wie Kiko Loureiro, Andre Matos und Edu Falaschi kompensieren konnte und heute noch so stark, oder vielleicht sogar stärker denn je da steht. Ein Grund dafür ist sicher Fabio Lione, der schon bei RHAPSODY zeigte, dass er einer der besten Sänger dieses Planeten ist und zu ANGRA perfekt passt. „Ømni“ ist nun schon die zweite Arbeit von ihm mit den Brasilianern und so feuerte die Truppe, die nun Rafael Bittencourt alleine fest im Griff hat nach dem ersten Klassiker „Nothing To Say“ mit „Traveler Of Time“ bereits einen neuen Kracher ab. Es sollten aber auch das heftige „War Horns“, das bombastische „Insania“ und das ruhigere „Magic Mirror“ folgen. Dazwischen platzierte man so manch Klassiker und Hits, den die Band volle Freude präsentierte. Vor allem Neuzugang Marcelo Barbosa (ALMAH) grinste an seiner Gitarre unentwegt, aber auch Rafael zeigte später bei einer längeren Dankesrede und Bandvorstellung wie froh er ist, hier sein zu können. Dabei präsentierte er auch Gast-Keyboarder Bruno Sa, der gerade vorhin auch bei OPERATION: MINDCRIME auf der Bühne steht und interessanterweise einen Doktor-Titel besitzt sowie Jungspund Bruno Valverde, der exakt so alt ist wie die Band selbst und sogleich ein Drum-Solo abfeuern durfte. Auch Kiko wurde überschwänglich erwähnt und so riss Rafael auch noch ein paar Scherzchen, ehe es im Programm weiter ging.





Fabio war stimmlich bestens unterwegs und sorgte nicht selten für Staunen mit seiner Performance, bei der er auch die alten Hits von Edu und Andre perfekt rüber brachte. Vor allem „Lisbon“ sorgte einmal mehr für Gänsehaut, aber auch das Zugabeset hatte so manch Überraschung. Nach „Rebirth“, dem Titeltrack des gleichnamigen Album zu dem Edu Falaschi damals debütierte, kam plötzlich auch Fabio ins Schwelgen und Schwärmen und erzählte, warum er eigentlich zu singen anfing, nämlich genau wegen einem Mann: Geoff Tate. Und diesen bat er nun auf die Bühne, wordurch für ihn ein Traum in Erfüllung ging, wie er betonte. So spielten ANGRA zum ersten Mal auf dieser Tour den QUEENSRYCHE Klassiker „Silent Lucidity“, einem der größten Hits abseits von „Operation: Mindcrime“ gemeinsam mit dem Meister, der sichtlich Freude daran hatte die Ballade zum Besten zu geben. Zum Schluss wurde es dann aber nochmals schnell und laut. „Carry On“ und der nahtlos angefügte Überhit „Nova Era“ sorgten für richtig Stimmung in der Bude, bevor es kurz vor Mitternacht nach Hause ging.






Setlist ANGRA:

Nothing To Say
Traveler Of Time
Angels And Demons
War Horns
Acid Rain
Final Light
Drum Solo
Insania
Lisbon
Magic Mirror
-
Rebirth
Silent Lucidity
Carry On
Nova Era

Auch ANGRA verabschiedete sich ausgiebig und lange. Eine der unterbewertetsten Bands im Power/Prog Metal zeigte einmal mehr, dass man weiterhin mit ihnen rechnen kann und man sich von allen Rückschlägen mühelos aufrappelte. Wer die Truppe noch nicht live erleben durfte, sollte das schleunigst nachholen.

www.angra.net
operationmindcrime.com


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Beitrag vom 16.04.2018
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