ALICE COOPER   EUROPE  
27.11.2017 @ Stadthalle Wien

Musikalisch betrachtet hat der Herbst immer ein paar feine Schmankerl zu bieten, so auch dieses Jahr. Niemand Geringeres als die Rock Legende schlechthin Vincent Damon Furnier, besser bekannt als ALICE COOPER, gab sich die Ehre in Wien. Mit im Gepäck, nicht weniger bekannt, die 80er Jahre Boy-Rock-Band EUROPE. Wer immer für diese Zusammenstellung verantwortlich war hat bewiesen, dass man auch Bands gemeinsam auf die Bühne bringen kann, die perfekt zusammen passen.

Pünktlich um halb acht stürmten MacGyver Double Joey Tempest und seine vier Mitstreiter die Bühne. Die Halle war zu diesem Zeitpunkt schon gesteckt voll, man muss jedoch dazusagen, dass man nicht die volle Kapazität der Stadthalle nutzte, sondern einige der Ränge abhängte. Die Stimmung war ausgelassen und die Fans von 15 bis ca. 70 Jahre gut sortiert. Ein fulminanter Beginn der Schweden, die mit „Walk The Earth“ und „The Siege“ gleich zwei Nummern vom diesjährig erschienenen Album raushauten. Tolle Songs, die ordentlich abgehen, schön im Ohr hängen bleiben und beweisen, dass sich EUROPE auch im Hier und Jetzt weiterentwickeln.

Leichter Lautstärkenanstieg bei „Rock The Night“; der Song funktioniert auch 2017 ganz ausgezeichnet und wurde inbrünstig mitgesungen. Joey war stimmlich top und wirkte mit seinen 50 Jahren immer noch wie ein junger Hüpfer. Die Bühne wurde läuferisch ordentlich ausgenutzt, während sich Gründungsmitglied John Norum, der offensichtlich ein paar Pfunde draufgelegt hat, an der Leadgitarre oder John Levén am Bass, eher diskret im Hintergrund hielten. Ein weiteres Urgestein ist Keyboarder Mic Michaeli, seit 1984 dabei und der Mann der den Sound von EUROPE so unverkennbar macht und auch an diesem Abend tolle Arbeit leistete.





Ein weiterer Leckerbissen an diesem mehr als gelungenen Auftritt der Nordländer war der Titeltrack von „Last Look At Eden“ von 2009, das den Weg für das Comeback ebnete. Den Anwesenden blieb keine Zeit zum Verschnaufen, den „GTO“, ebenfalls vom aktuellen Werk und um eine Ecke flotter, wurde überhaupt das allererste Mal live in Wien performt. Joey scherzte immer wieder munter, „if we fu** up... ähm sorry there are kids in here“ und lachte herzhaft. Es folgten weitere Hits zum Mitsingen und Abtanzen, „Superstitious“ und „Cherokee“ aus den goldenen Tagen, oder zum Ende „Days Of Rock´n´Roll“ wurden nochmal lautstark abgefeiert. Und es kam, was kommen musste, genau - „The Final Countdown“! Nach gefühlten 1 Millionen Mal gehört, kann sich schon mal eine gewisse Sättigung einstellen, doch live geht der Track dank Publikums-Einsatz immer noch ab wie eine Rakete. Somit ein genialer, aber viel zu kurzer Gig der Jungs, die sich in Höchstform befinden und den Job als Anheizer mehr als ausgezeichnet erfüllten.





Setlist EUROPE:

Walk The Earth
The Siege
Rock The Night
(Prelude)
Last Look At Eden
GTO
Superstitious
Wasted Time
Cherokee
War Of Kings
Hole In My Pocket
Days Of Rock´n´Roll
The Final Countdown


Pünktlich um 21 Uhr verdunkelte sich der Saal, eine kurze Funkenexplosion, der übergroße Vorhang fiel und wurde von Steampunk Horror verkleideten Roadies weggetragen und der 69-jährige Erfinder des Grusel-Hard-Rocks betrat unter lautstarken Jubelrufen die Bühne. Inzwischen durfte man aufgrund des großen Andrangs mit den Menschen rund um sich etwas kuscheln und der Bewegungsraum hielt sich in Grenzen, aber das ist man als Konzertbesucher ja gewohnt. Der Altmeister weiß genau wie eine souveräne Show zu funktionieren hat und so haute man gleich zu Beginn mit “Brutal Planet” und dem überraschend frühen “No More Mr. Nice Guy” zwei starke Songs raus. Die Fans waren auch bei ALICE COOPER textsicher und ließen sich von dem anfangs etwas schwammigen Sound und der etwas zu leisen Stimme des Sängers nicht beirren.





Die perfekt durchorganisierte Show bot natürlich nicht nur etwas für das Ohr, nein auch das Auge kommt bei Mr. Coop er nicht zu kurz. zum Beispiel wurde das Hintergrund Banner immer wieder ausgetauscht. Von den geschminkten Augen in denen Spinnen krabbeln bis zur blutigen USA-Flagge oder dem Logo diverser Album Cover war alles dabei. Auch die Bühnendeko war üppig und wurde eifrig vom Chef persönlich oder den verkleideten Assistentinnen eingesetzt. Beim großartigen “Under My Wheels” wurden schon eifrig Picks verteilt und auch die Truppe an Musiker, die sich rund um Alice zusammenfanden, kann man nur über den grünen Klee loben. Besonderes Augenmerk galt hier der erst 30jährigen Nita Strauss, die bisher bei THE IRON MAIDENS an der Gitarre aktiv war. Die bildhübsche junge Frau hatte alle Freiheiten an diesem Abend und machte einige Kilometer auf der Bühne. Das Posen beherrscht die Dame perfekt und auch musikalisch feuerte sie ein Soli im Stil eines Van Halen ab, dass so manchem Besucher die Kinnlade nur so runter hing. So wie auch die restlichen Jungs verschafften die Neuen ALICE COOPER wahrlich einen Jungbrunnen, auch wenn sich der Rocker immer wieder hinter die Bühne zurückzog um zu verschnaufen.

So flog der Abend dahin, Ansprachen hielten sich in Grenzen und man konzentrierte sich auf die Songs wie “Feed My Frankenstein”, dem Klassiker “Billion Dollar Babies”, bei dem Alice Geldscheine von seinem Degen an die Fans verteilte oder “Poison”, dass wohl jedes Kind mitsingen kann.





Und weiter im Grusel Programm, das heutzutage wahrlich niemanden mehr schockieren kann, jedoch nach wie vor, auch nach mehrmaligen Live-Erlebnissen immer noch Spaß macht. So durfte bei “Killer” die Guillotine nicht fehlen, die Alice von seinem Kopf trennte. Fast nach jedem Song wurde das Outfit gewechselt und so wurde neben Zylinder, Stock und Frack auch die Zwangsjacke eingesetzt. Zudem durfte Alice auch als riesiges Monster bei „Feed My Frankenstein“ über die Bühne fegen, nachdem er sich in ein dazu passendes Gerät begab. Von einer Horror-Clown Dame wurde Alice auch mehrmals abgestochen, wohingegen er sich bei „Only Women Bleed“ mit seiner eigenen Folter bei ihr revanchierte.





Weiter im Programm mit dem schaurig düsteren “I Love The Dead” und seinem schönen Refrain, ehe “Im Eighteen” das Ende einläutete. Nach ein paar Minuten Verschnaufpause für die Anwesenden stürmte Alice, der stimmlich einen soliden Tag erwischte, für die Zugabe erneut auf die Bühne. Eingeläutet mit der Schulglocke wusste jeder was nun folgen sollte. “School´s Out” in der gepimpten “Another Brick In The Wall” Version sorgte erneut für Begeisterungsstürme und lautstarke Chöre, ehe Konfettiregen aus überdimensionalen Luftballons das Konzert beendete.





Setlist ALICE COOPER:

Brutal Planet
No More Mr. Nice Guy
Under My Wheels
Department Of Youth
Pain
Billion Dollar Babies
The World Needs Guts
Woman Of Mass Distraction
Guitar Solo (Nita Strauss)
Poison
Halo Of Flies
Drum Solo
Feed My Frankenstein
Cold Ethyl
Only Women Bleed
Paranoiac Personality
Ballad Of Dwight Fry
Killer
I Love The Dead
I´m Eighteen
-
School´s Out / Another Brick In The Wall


So endete ein toller Abend mit einem gelungenen feinen Schwedisch / US-Amerikanischen Package, das eigentlich keine Wünsche offen ließ. EUROPE sind toll in Form und auch der Altmeister hat es noch drauf, auch wenn man ihm die fast 70 Jahre mittlerweile ankennt. Doch, wer wäre nicht froh in diesem Alter noch so gut in Form zu sein?


www.alicecooper.com
europetheband.com


FOTOS + E-CARDS


AndyVanHalen
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Beitrag vom 30.11.2017
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