VOLBEAT   AIRBOURNE  
01.11.2016 @ TipsArena

Eigentlich ist Allerheilligen ja ein Fest der Stille und Besinnung, doch da an diesem Feiertag die Dänen VOLBEAT in Linz Station machten und niemand Geringeren als die Australier AIRBOURNE mit im Gepäck hatten, konnte man nicht erwarten, dass sich Rock-Fans auf Friedhöfen aufhielten um andächtig ein Kerzerl zu entzünden. Und eine ausverkaufte TipsArena sieht man ja auch nicht alle Tage bei einem Rock Konzert.

Es war nun schon einige Jahre her, dass man die Jungs aus dem Norden bei uns live erleben durfte, und so war natürlich die Vorfreude umso größer, endlich Mal wieder den sogenannten Elvis-Metal hautnah zu spüren. Doch so weit so gut, nach schier endloser Parkplatzsuche, man kennt ja dieses Problem schon seit Jahren, kam der nächste Schock: schier endlose Menschenmassen versuchten über ein Nadelöhr in die Tips-Arena hineinzugelangen. Zirka zwei Personen pro Minute wurden nach übertriebener Ganzkörperkontrolle eingelassen, während bei diversen Seiteneingängen, die nur für bestimmte Tickets geöffnet waren, sich die Einlasser fast schon langweilten. So standen die Leute bis zur Straße in mehreren Reihen, und die Ungeduld war greifbar. Bei einem Fußballspiel wären Ausschreitungen nicht zu vermeiden gewesen. Endlich drinnen konnte man das gigantische Banner von AIRBOURNE bewundern, da man die erste Vorband CROBOT aus den U.S.A. leider nur im Freien mitverfolgen konnte. Doch wenn man sich die Massen vor der Tips Arena ansah, konnte man sich noch glücklich schätzen wenigstens AIRBOURNE lauschen zu können. Organisation - Note 5: bitte setzen.

Noch ein lauschiges Plätzchen gesucht, Platz war ja noch genug vorhanden, solange ein Großteil noch vor der Halle rumgammeln musste, und schon startete das grandiose Gänsehaut erzeugende „Terminator 2“ Intro. Auch wenn man den Burschen nun schon fast ein dutzend Mal beiwohnen durfte, fad wird ein Auftritt mit den Gebrüdern O´Keeffe, Justin Street am Bass und Rhythmusgitarrist David Roads nie. Nur die Fragen die man sich stellen könnte werden weniger. So zum Beispiel: Hat Joel eigentlich Oberbekleidung, wie lange hält der Kopf des Sängers die ewigen Bierdosen-Zerstör-Spielchen noch aus und was bekommt der Roadie eigentlich bezahlt, wenn er den Lockenkopf auf seinen Schultern durch die Zuschauermenge trägt?





Musikalisch lieferten AIRBOURNE genau das ab was man von ihnen erwartete. Knallharten, erdigen Rock N´Roll. Die Bühne wurde komplett beackert beim Opener „Ready To Rock“ den fulminanten „Too Much, Too Young, Too Fast“ oder dem Kracher „Diamond In The Rough“. Hochleistungssport schlechthin. Somit war alles da für einen gelungenen Abend, oder doch nicht? Genau! - Stimmung fehlte. Mir war schon bewusst, dass der Großteil der Anwesenden wegen VOLBEAT da war, doch dass die Australier so wenig abgefeiert wurden wie diesmal, hatte ich bisher noch nicht erlebt. Die Känguruh Rocker ließen sich aber nicht verunsichern und feuerten zwei Nummern vom neuen Werk „Breakin´ Outta Hell“ ab, die live besser funktionierten als auf Scheibe. „Breakin´ Outta Hell“ ging voll ab, ebenso wie „Rivalry“ und fügten sich nahtlos in das Set ein. Die obligatorische Feuerwehr-Sirene durfte genauso wenig fehlen wie die Zugabe „Runnin´ Wild“.

AIRBOURNE gaben alles, doch ohne die richtige Atmosphäre machen die Jungs nur halb so viel Spaß. Nach knapp einer Stunde wurde die Bühne verhüllt und die Umbauarbeiten begannen.





Setlist AIRBOURNE:

Ready To Rock
Too Much, Too Young, Too Fast
Rivalry
Girls In Black
Diamond In The Rough
Breakin´ Outta Hell
Stand Up For Rock ´N´ Roll
Live It Up
Runnin´ Wild


Die Halle schien nun zum Bersten gefüllt, da nun auch die letzten Fans durchgefroren herein kamen. Dass VOLBEAT heutzutage in der oberen Liga mitspielen, bewies der gigantische Bühnenaufbau, der mit seinen zwei runden Aufgängen etwas von einer Skaterbahn hatte. Um Punkt 10 Uhr fiel der Vorhang, und unter ohrenbetäubendem Gekreische betraten Michael Poulsen und seine Mitstreiter die gigantische Bühne. Eines gleich vorweg, wer auch immer an diesem Abend für den Sound verantwortlich war, der hat einen Orden verdient. Die Dänen hatten einen derart perfekten und fetten Sound, wie man ihn nicht oft erlebt. Hausaufgaben 1A erfüllt. Als Fan der ersten Stunde musste ich daran denken, wie die Jungs vor einigen Jahren noch mit dem Posthof Vorliebe nehmen mussten - so ändern sich die Zeiten. Auch das LineUp ist noch etwas ungewohnt, trennte man sich doch im letzten Jahr von Langzeit-Bassist und Gründungsmitglied Anders Kjølholm. Neu an den 6 Saiten ist Kaspar Boye Larsen (THE KANDIDATE), der seinen Vorgänger jedoch würdig vertrat. Auch Ex-ANTHRAX Gitarrist Rob Caggiano, der seit 2013 bei VOLBEAT spielt, erlebten wir zum ersten Mal live.





VOLBEAT können inzwischen auf ein beachtliches Song-Repertoire zurückgreifen, umfasst die Historie nun ja schon sechs Alben. Die Leute waren gut drauf, es wurde brav mitgesungen und die Bierbecher mit Band-Logo in die Höhe gestemmt. Neues Material vom 2016er Album „Seal The Deal & Let´s Boogie“, das in vielen Ländern auf Platz eins der Album-Charts landete, kam bei den neu dazu gewonnen Fans besonders gut an. Der Opener „The Devil´s Bleeding Crown“ oder „The Gates Of Babylon“ sind nette Songs, jedoch ohne wirklichen Wiedererkennungswert, wenn man bedenkt welche Brecher schon aus der Feder von Michael stammen. Bestes Beispiel „Sad Man´s Tongue“, das noch jede Party aufpeppte, oder das anschließende „Hallelujah Goat“ mit seinen stampfenden Riffs und dem markanten Gesang.

Wenn man sich auf die oberen Ränge begab, konnte man ein beindruckenden Blick auf die aufgestachelte Meute werfen, die nach Aufforderung des Sängers alles hochhielt was irgendwie leuchtete, oder synchron die Arme in der Höhe schwenkte. VOLBEAT haben es definitiv geschafft - vom Hard Rocker bis zum Kleinkind, von der netten Tante bis zum Wochenend-Headbanger war alles vertreten, um den Dänen zu lauschen. Weiter ging es mit dem starken „Guitar Gangsters & Cadillac Blood,“ bei dem die Band sich auch Mal auf den oberen Bühnenaufbau verirrte, und auch der zweite Neue - Rob Caggiano an der Gitarre - zeigen konnte, was er drauf hat. Wer bisher bei ANTHRAX sein Geld verdiente, kann kein Schlechter sein.





Bandleader Poulsen plauderte immer wieder mit den Fans, ehrte seine Vorbilder wie Johnny Cash und feuerte lautstark alle Anwesenden an, ordentlich abzugehen. Die Zeit flog nur so dahin bei weiteren Krachern á la „The Garden´s Tale“ (leider ohne den Gesang von Thomas Bredahl) mit seinem markanten Country Touch oder „Boa [JDM]“ vom Album „Rock The Rebel / Metal The Devil“. Dann war es auch schon Zeit sich hinter die Bühne zu verabschieden, um für eine starke Zugabe erneut vor die aufgeheizte Meute zu treten. „Seal The Deal“ holte zum Abschluss das Letzte aus Anhängern und Band raus, ehe „Still Counting“ mit einigen Fans auf der Bühne einen würdiges Finale bildete.





Setlist VOLBEAT:

(Born To Raise Hell)
The Devil´s Bleeding Crown
Heaven Nor Hell / A Warrior´s Call / I Only Want To Be With You (Medley)
Lola Montez
Let It Burn
Sad Man´s Tongue
Hallelujah Goat
The Gates Of Babylon
Slaytan
Dead But Rising
16 Dollars
For Evigt
Guitar Gangsters & Cadillac Blood
Boa [JDM]
Goodbye Forever
Rebound
The Garden´s Tale
-
Black Rose
Doc Holliday
Seal The Deal
Still Counting

VOLBEAT sind absolute Profis, die auch in neuer Formation funktionieren, auch wenn etwas Wehmut dabei ist. So ging gegen Mitternacht ein starkes Konzert zweier absolut professioneller Bands zu Ende, wo nur der leichte Ärger über das Einlass System des Veranstalters blieb, denn wenn ich für drei Bands zahle, dann will ich auch drei Bands sehen.



FOTOS + E-CARDS


AndyVanHalen
Weitere Beiträge von AndyVanHalen


Zurück

Beitrag vom 04.11.2016
War dieser Bericht
interessant?

352 Stimme(n)
Durchschnitt: 5.34
Diesen Beitrag bewerten:
  
Diesen Beitrag per E - Mail verschicken:
An:
Von:
Kommentar: