JACK FROST   OUR SURVIVAL DEPENDS ON US   THINE   THE O COLLECTIVE  
10.09.2016 @ Cultur Club

Während sich in Linz die Mengen entlang der Donau versammelten um der Klangwolke beizuwohnen, zog es die wahren Musik-Connaisseure nach Wilhering. Dorthin, wo es das NIHILISTIC ARTS MMXVI mit einem schönen Paket zeitgenössischen Schwarzmetalls aufzuwarten verstand. Positives übrigens gleich beim Eintritt in die Venue, nämlich dass es neben dem Merchandise-Stand auch einen Tandler für wichtige BM-Accessoires wie Patches, Patronengürtel und (bitte um Korrektur, falls ich hier irre) Grindhouse-DVDs gab. Dass das Bier lediglich in Seiterln und dafür zu eher gesalzenen Preisen verkauft wurde wäre hingegen ein Revolutionsgrund gewesen. Die blieb aber aus.

Vier von sechs Bands des Abends kamen aus dem Großraum Linz. Im Prinzip eine sehr begrüßenswerte Förderung lokaler Talente. Dazu zählen auch die noch relativ frischen THINE, die noch an ihrem Debütalbum arbeiten. Dafür zog man technisch schon recht versiert durch das Set, das von der Tontechnik mit einem für die frühe Zeit nicht selbstverständlich guten Sound durchaus profitierte. Die Halle an sich war für die Zuschauerzahl recht großzügig bemessen, was sich bei den frühen Slots umso mehr bemerkbar machte.





Für OUR SURVIVAL DEPENDS ON US, die Sludge-Partie aus Salzburg mit den sperrigen Albumtiteln, die an dem Abend quasi als Main Act fungierten, füllte sich die Halle dann aber zusehends. Sowohl mit Publikum als auch mit Kunstnebel. Der Stimmung halber wurde dann auch noch geweihräuchert was das Zeug hielt. Wer die Umbauphase gänzlich in der Halle verbrachte befand sich dann zwangsläufig wohl schon in Trance als die Band durch das Publikum zur Bühne schritt. Eine Bandstage im eigentlich Sinne gab es nämlich nicht, was logistische Läufe mit Equipment quer durch das Publikum und durch den Ein- bzw. Ausgang notwendig machte. Bei der zahlreichen und augenscheinlich eher filigranen Bühnendeko von OSDOU (kunstvoll mit Laub, ausgestopften Tieren und Geweihen verzierte Mikroständer und und und) wohl eine Herausforderung.

Wer die Chance sieht, OSDOU live zu erleben, sollte diese übrigens tunlichst nützen. Über eine Stunde lang wurde eine fesselnde und abwechslungsreiche Show geboten, an dem es kaum etwas auszusetzen gab. Mit einer Gastsängerin im Gepäck, die gekonnt die raubeinigen Herrenstimmen konterkarierte (nicht zuletzt ihre Neuinterpretation der Gesangslinien bei "Children Of The Dawn" war beachtenswert), erhielten die Songs eine Liveumsetzung, die sich hören lies. Überhaupt muss man die gesangliche Leistung aller vier an den Vocals beteiligten Personen hervor heben, waren es vorallem die mehrstimmigen Passagen die für die mit Abstand intensivsten Momente der Show sorgten. Es hätte also alles sehr stimmig sein können, wäre da nicht die vermaledeite Technik gewesen. Vom völlig exzessiven Kunstnebeleinsatz abgesehen, kannte die Lichtanlage inzwischen auch nur noch zwei Gangarten: "Kaum vorhanden" und "gleißend". Ein Zwischending gab es nicht. Ein Wermutstropfen für die beste Show des Abends, die mit "Let My People Go" einen würdigen Abschluss fand.





Während die letzten Klänge von OSDOU noch verhallten, bahnte sich die nächste lange Umbauphase an, die durch einen kurzen Ambient-Loop in Endlosschleife begleitet wurde. In Kombination mit der ohnehin schon eher schlechten Luft (trotz der offenen Türen Richtung Parkplatz, wohlgemerkt) drückte das mit der Zeit aufs Gemüt. Aber die Debütshow des neuen Projekts THE O COLLECTIVE (das ein bisschen sowas wie ein who is who der österreichischen Black/Death Szene ist) sollte über das alles hinwegtrösten. Oder eher "hätte sollen".

Nach einem abrupten, wortlosen Start in das Set stellten sich zunächst einmal Soundprobleme ein. Der Ambient-Loop lief im Hintergrund weiter und die Lichtanlage war noch immer die halbe Zeit darauf erpicht, das Publikum zu blenden. Durch den inzwischen aber mehr als reichlich auf der Bühne verteilten Kunstnebel gab es zwischendurch sogar ein paar brauchbare Lichteffekte. Angenehm für das Auge (da nicht gleißend), aber denkbar schlecht für Fotographie (da zu dunkel). Dann verließ man nach dem zweiten Song überraschend wortlos und im Eilschritt die Bühne Richtung "Backstage". In Kombination mit der laut Running Order angeführten Spielzeit von 40 Minuten sorgte das doch für Verwirrung im Publikum. Dass die Show als "Live Teaser" gedacht und nur mit zwei Songs geplant war, kam im Vorfeld nicht wirklich heraus. Es folgten also auf gut zehn Minuten Show wieder 30 Minuten Umbauphase. Zu diesem Zeitpunkt war auch schon mehr als eine halbe Stunde mit der Running Order in Verzug.

Über die Show selbst kann man an dieser Stelle nur schwer urteilen, da zwei Songs mit Soundproblemen und Loop im Hintergrund nicht sehr aussagekräftig sind (die Band fand für den etwas verkorskten Auftritt via Facebook Page im Nachhinein übrigens im Clubbesitzer einen Schuldigen. Wie und was da genau ablief, bleibt nach wie vor aber nur den beiden Streitparteien ersichtlich). Es bleibt jedenfalls zu hoffen, dass sich das Konzept des "Live Teasers" nicht durchsetzt. Auf die erste richtige Show von THE O COLLECTIVE heißt es also noch warten.

Mit dem Abschluss der Veranstaltung wurden die langgedienten Linzer Lokalgrößen JACK FROST betraut. Das Raumklima war selbstredend noch immer höchst menschenfeindlich. Die Band selbst spielte das Set in gewohnt routinierter Manier hinunter. Höchstvergnüglich, Collossos Rossos hinter dem Schlagzeug zuzusehen. Ein Energiebündel durch und durch, immer schön im Kontrast zu Sänger Phred Pfinster, der manchmal schon ein bisserl apathisch wirkt. Die Show an sich ist - wie man es von JACK FROST gewöhnt ist - grundsolide. Ein Fels in der Brandung nach den Wirren um den Auftritt von THE O COLLECTIVE davor und somit ein versöhnlicher Abschluss für das so nicht ganz reibungslose Nihilistic Arts MMXVI. Hie und da - so ehrlich muss man sein - war doch spontaner Optimierungsbedarf erkennbar.







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Beitrag vom 19.09.2016
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