JUDAS PRIEST   FIVE FINGER DEATH PUNCH  
26.06.2015 @ O2 Arena

Bekanntlich kommt bei Rock- oder Metalgrößen nach der Abschiedstour bald die nächste Abschiedstour und dann vielleicht noch eine weitere. Man beachte den mittlerweile gut fünf Jahre andauernden SCOPRIONS-Abschied. Auch die NWOBHM-Götter JUDAS PRIEST legten nach ihrer „Epitath Tour“ nicht nur überraschend ein neues Album nach, sondern auch noch eine dazugehörige (womöglich letzte) „Redeemer Of Souls – Tour“. An Aufhören wenn es doch am Schönsten ist, denken weder KISS, MOTÖRHEAD, die SCORPIONS oder eben JUDAS PRIEST.

Im Jahr 2008 erlebte ich nämlich bereits ein katastrophales Konzert am Bang Your Head mit alters- und stimmschwachem Rob Halford, einer langweiligen Setlist sowie Teleprompter Skandal. 2012 jedoch machten die Priests, zwar ohne K.K. Downing, dafür mit einem hochmotiverten Neuzugang in Form von Richie Falkner verdammt viel Boden gut und hievten die Legende wieder auf ihren angestammten Platz. Nun sollte sich entscheiden, ob die Briten mir live wirklich positiv in Erinnerung bleiben.

Zuvor durfte aber der im ersten Moment musikalisch gar nicht passende Support FIVE FINGER DEATH PUNCH dran. Doch Bassist Chris Kael erzählte mir bereits am Nova Rock, dass sogar die alten Kuttenträger bis jetzt durchwegs hin und weg waren von den Herren aus Las Vegas – und das zurecht!





Mit einem spannenden Intro kündigten sich 5FDP selbst an. Erst spazierte Jeremy Spencer mit seinem Skelett-Outfit und der blinkenden Zahnspange heraus, ehe der Rest der Truppe mit schier unbändiger Energie auf die Bühne wirbelte, um den ersten Kracher in Form der Hitsingle „Under And Over It“ anzustimmen. Die Stimmung war von der ersten Minute an grandios. Es ging richtig rund vor der Bühne und der Refrain wurde fleißig mitgebrüllt. FIVE FINGER DEATH PUNCH hatten also auch ihre eigenen Fans hier in die 02 Arena in Prag, gelockt. Auch viele weitere österreichische und deutsche Fans der spielenden Bands wurden gesichtet.





Auf der Bühne ging es nicht minder rund. Fronter Ivan Moody sah mit seiner Gesichtsmaske, Outfit und roter Hand im Gesicht aus als käme er gerade vom Mad Max-Drehort und zeigte sich stimmlich sowie von der Performance her in bester Verfassung. Schnell wurden ohne Umschweife „Hard To See“ und „Lift Me Up“, bei dem bekanntlich Rob Halford auf dem Album mitträllert, ohne Umschweife abgefeuert. Auch die Gitarristen Zoltan, Jason Hook und Bassist Chris „Davey Jones“ Kael posten, grinsten und zogen Grimassen als gäbe es kein Morgen. Und obwohl die Amis nur eine Spielzeit von 40 Minuten hatten, wurden immer wieder kleinere Intros eingestreut, die zwar der Atmosphäre gut taten, aber den Platz für einen weiteren Kracher wegnahmen. Doch mit „Bad Company“ und dem Gänsehaut-Moment in Form von „Remember Everything“, bei dem Jason mit Akustik-Gitarre auf einem Hocker Platz nahm, ließ man sofort jede Kritik fallen. Auch hier muss ich das unglaubliche Organ von Ivan nochmal erwähnen. Mit dem obligatorischen „The Bleeding“ sowie einer ausgiebigen Verabschiedung mit „House Of The Rising Sun“ als Outro, ging dieser spektakuläre Auftritt viel zu schnell zu Ende. Doch keine Panik – FIVE FINGER DEATH PUNCH kommen im November mit PAPA ROACH auf Tour und machen auch in Wien Halt.





Setlist FIVE FINGER DEATH PUNCH:

Under And Over It
Hard To See
Lift Me Up
Bad Company
Burn MF
Remember Everything
Coming Down
-
The Bleeding

Gut aufgeheizt konnten wir uns also auf JUDAS PRIEST freuen. Wie so oft bei Konzerten dieser Größe, wurde die Bühne erstmal mit Stoff abgehängt, bis das Intro „Battle Cry“ ertönte um dann den Vorhang mit einem Knall fallen zu lassen. Vielleicht mag der Start mit einem neuen Song in Form von „Dragonaut“ nicht optimal ausgfallen sein, doch „Metal Gods“ machte sofort wieder einiges gut. Rob wirkte anfangs etwas gebrechlich und ich fürchtete schon, der schicke Gehstock sei kein Requisit, sondern notwendig, doch Halford entledigte sich dessen dann doch bald und bewegte sich für einen 63-jährigen Metal-Opa noch ganz gut auf der Bühne, wenn auch etwas behäbig. Dafür machte Richie Faulkner Kilometer ohne Ende und ließ den Glam Rocker raushängen. Auch hier wurde gepost, auf die Zuschauer gezeigt und gegrinst ohne Ende. Tipton und Hill hielten sich auch eher dezent im Hintergrund auf.





Das Bühnenbild selbst war zwar auf eine Weise schlicht, doch dank der riesigen Monitore auf denen einiges an Visuals und Videos gezeigt wurde, war es dann doch ein Highlight. Auf Pyros und Feuerwerk mussten wir in der O2 Arena leider komplett verzichten. Zwar hatte man mit „Victim Of Changes“, „Turbo Lover“ und „Jawbreaker“ schon ein paar Schmankerl im Set, doch vier neue Songs sowie die üblichen Verdächtigen, die sowieso nicht fehlen dürfen – „Hell Bent For Leather“, „Breaking The Law“, „Living After Midnight“, war die Songauswahl im Gegensatz zur letzten Tour dann doch etwas weniger kreativ. „Diamonds & Rust“ brachte damals Rob schon weit über seine Grenzen und das überraschende „Blood Red Skies“ bekam keinen würdigen Ersatz. Und auch wenn man hier mehrmals merkte, dass Rob, der zwischendurch immer mal wieder sein Outfit änderte, improvisieren muss und nicht mehr alle Töne trifft, war „Beyond The Realms Of Death“ ein willkommenes Highlight. „Painkiller“ war da die einzige Ausnahme, auf die man wahrscheinlich aus stimmlichen Gründen lieber verzichten würde, doch auch hier gab sich die Legende reichlich Mühe.





Etwas kürzer fiel die Show auch aus als damals, weshalb man nur knapp die 100 Minuten knackte und mit zwei Zugabeblöcken mit „Electric Eye“ und dem bereits erwähnten „Living After Midnight“ die Zuschauer in die Nacht entließ.

Setlist JUDAS PRIEST

(Battle Cry)
Dragonaut
Metal Gods
Devil´s Child
Victim Of Changes
Halls Of Valhalla
Love Bites
March Of The Damned
Turbo Lover
Redeemer Of Souls
Beyond The Realms Of Death
Jawbreaker
Breaking The Law
Hell Bent For Leather
-
(The Hellion)
Electric Eye
You´ve Got Another Thing Comin´
-
Painkiller
Living After Midnight
(Beginning Of The End)

JUDAS PRIEST haben mich bei diesem Konzert weder enttäuscht noch großartig mitgerissen. Die Show war überaus solide, Rob kann es noch, wenn auch mit Abstrichen und der Rest der Band hat auch noch genug Energie für eine weitere Tour in zwei oder drei Jahren, aber ob das wirklich Sinn macht und nicht doch zu viel des Guten wäre, sei dahingestellt. Für mich jedenfalls wäre diese Tour ein gerade noch würdiger Abschluss. In Österreich haben wir am Seerock noch die Chance auf einen möglichen Abschied des Priests, den man sicher nicht bereuen wird.

judaspriest.com
www.fivefingerdeathpunch.com


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Beitrag vom 29.06.2015
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