NOVA ROCK TAG3: SLIPKNOT   MOTÖRHEAD   FIVE FINGER DEATH PUNCH   HOLLYWOOD UNDEAD   ALL THAT REMAINS   ELUVIETIE   POWERWOLF   ORCHID   ALKBOTTLE  
14.06.2015 @ Pannonia Fields II

Auch der dritte Tag begann mit der Zelt-Sauna, dafür musste nicht ganz so viel Zeit totgeschlagen werden. Entweder noch ein paar (leider nicht mehr so) kühle Bierchen beim Kreissler abgeholt oder sich sonst irgendwie beschäftigt, ehe gegen Mittag die mittlerweile überflüssige Blaskapelle aufgeigte.

Danach durften die Meidlinger Veteranen ALKBOTTLE das eignetliche Programm eröffnen. Die Herren polarisieren ja schon seit Anfang an. Erschreckend dennoch, dass die Herren, die seit mehr als zwei Dekaden unterwegs sind, nur ein gutes Drittel der Zuschauer im Vergleich zu den am Vortag aufgeigenden TURBOBIER vor die Bühne locken konnten. Roman Gergory und seine Wiener Herren gaben dennoch Vollgas und unterhielten die Fangemeinschaft souverän mit Hits wie „Fliesenlegen“, „Der Musikantenstadl Brennt“ oder „Der Meister“. Die Stimmung war trotz der eher mauen Besucherzahl und der Mittagssonne dennoch tadellos und so konnten sich die Alkbottles natürlich mit ihren Fans über den gelungenen Start des dritten Tage freuen.

Kurz darauf durften die Newcomer BEYOND THE BLACK ran. Leider konnten wir die Symphonic Metaller nur von der Ferne hören, während wir auf diverse Interviews warteten. Sollte die Show aber dem entsprechen, was das kürzlich veröffentlichte Album „Songs Of Love And Death“ verspricht, dann sollten Genrefans verdammt viel Spaß mit den Norddeutschen erlebt haben.

Pünktlich zu POWERWOLF kamen wir wieder bei der Blue Stage an. Zwar fand ich die Deutschen mit Rumänischen Sänger auf dem Nova Rock und vor allem mit brennender Sonne auf den bemalten Gesichtern etwas deplatziert, aber überraschenderweise war der Andrang vor der Bühne enorm und so feierten die Horror Power Metaller mit ihren Fans ein wahrhaftiges Hitfeuerwerk mit bestem Sound ab. „Amen And Attack“, das unterhaltsame „Resurrection By Errection“ sowie „We Drink Your Blood“ knallten wie eh und je und die Gebrüder Greywolf wirbelten über die Bühne, während Attila Dorn so manch unterhaltsame, aber leider Gottes schon zu bekannte Ansage von sich gab. Die Fans dankten es der Band mit lautstarken Chören, Applaus und Zugabe-Rufen. Nach der obligatorischen Weihung und dem rauswerfenden „Lupus Dei“ war aber dennoch Schicht. Neuen Song gab es leider auch noch keinen zu vernehmen, aber da brauchen wir uns sicher nicht lange gedulden, da eine ausgiebige Tour bereits geplant ist.





Setlist POWERWOLF:

Sanctified With Dynamite
Coleus Sanctus
Amen & Attack
Raise Your Fist, Evangelist
Resurrection By Erection
Werewolves Of Armenia
In The Name Of God
We Drink Your Blood
Lupus Dei

Auch ELUVEITIE sind fleißigen Festivalbesuchern definitiv keine Fremden – irgendwie spielen die ja seit längerem wirklich an jeder Bushaltestelle. Energisch und motiviert wie immer bretterten die Folk Death Metaller ihr Material quer durch die Diskografie marschierend auf die Bangerschaft ab. Solide, souverän und tadellos wie immer. Fronter Chrigel griff immer mal wieder zu allerlei Flöterei, wurde von fetten Riffs flankiert und auch durch weitere Folk-Instrumente unterstützt. Das auf Schweizerisch vorgetragene „De Ruef vo de Bärge” bei dem sich Drehleier-Spielerin Anna Murphy mächtig ins Zeug legte, klang im Gesamtbild dann etwas fremd und poppig, doch den Fans gefiels und so gab es auch etwas Abwechslung im sonst recht heftigen Metal der Schweizer. Nach gut 40 Minuten beendete man dann das Set würdig mit Inis Mona.





Setlist ELUVEITIE:

King
Nil
From Darkness
Neverland
Thousandfold
De Ruef Vo De Bärge
Omnos
Quoth The Raven
Inis Mona

Nach einer kurzen Pause, waren endlich ALL THAT REMAINS an der Reihe. Auf die Amerikaner rund um Phil Labonte freute ich mich schon lange, konnte ich leider noch keine Show der Truppe erleben. Und ich wurde nicht enttäuscht, bereits das Intro des aktuellen Werkes „The Order Of Things“ und der dazugehörige Song „This Won´t Problably End Well“ steigerten die Vorfreude. Phil und seine Schar stürmten auf die Bühne und zelebrierten eine knappe dreiviertel Stunde astreinen NWOAHM mit modernene Elemten. Das neue Material fügte sich trotz modernerem Anstrich sehr gut ins Set ein und bot einen perfekten Kontrast zu brutalen Krachern wie dem Überhit „Six“, „This Calling“ oder „The Air That I Breath“ zu dem Phil das Publikum zu folgendem aufforderte: „Knock the Christ out of each other“ – und so bildete sich schnell ein fetter Moshpit, der sowohl Band als auch Zuschauer noch mehr anstachelte. Stimmlich war der Mann verdammt gut drauf und auch Bassistin Jeanne Sagan bewies Können bei den Backings. Viel zu schnell verging der Gig von ALL THAT REMAINS und lässt auf ein baldiges Wiedersehen hoffen, denn nach dem abschließenden „Two Weeks“ war der Wunsch nach mehr riesig, zumal die beiden ersten Werke komplett durch den Rost fallen mussten. Für mich einer der großen Gewinner des Festivals, wenn auch mit 5FDP, MÖTORHEAD und SLIPKNOT weitere Kaliber in den Startlöchern standen.





Setlist ALL THAT REMAINS:

This Probably Won´t End Well
Stand Up
Now Let Them Tremble
For We Are Many
Pernicious
Six
No Knock
The Air That I Breathe
Hold On
What If I Was Nothing?
This Calling
Two Weeks

Doch zuvor waren noch die mir bisher unbekannten HOLLYWOOD UNDEAD am Start. Doch so ganz unbekannt kam mir das dann doch nicht vor. So manch Song, Melodie oder Chorus kam mir so verdammt vertraut vor, dass ich nicht sicher war, ob ich doch schon was zu hören bekam, oder die Herren brav von anderen Künstlern abkupfern. Egal, denn die energische Show und die Mischung aus Metal, Rap und Synthies machte irgendwie Spaß und animierte nicht selten zum Hüpfen und abshaken. Mit drei Sängern, wobei einer ziemlich feminin und die anderen irgendwie ident klangen, ging auf der Bühne schon richtig die Post ab, was das Publikum auch zur Höchstleistung animierte. Zudem holte man mal eben einen Fan auf die Bühne der fleißig mitrappte. Spaß machte das Ganze auf jeden Fall, doch ab der Hälfte ging dann irgendwie die Luft aus und die eine oder andere Nummer wusste sogar dezent zu nerven. Als Spaß-Act absolut kein Fehlgriff, dann aber zu einer anderen Zeit und etwas kürzer.





Setlist HOLLYWOOD UNDEAD:

Gravity
Usual Suspects
Undead
Tendencies
Comin´ In Hot
War Child
Bullet
Day of the Dead
Everywhere I Go
Hear Me Now

Fans von FIVE FINGER DEATH PUNCH mussten im Anschluss stark sein, denn statt eines Metal-Orkans auf der Bühne, gab es den überall sonst. Starker Wind und dunkle Wolken kündigten das Unvermeidbare an. Es ging soweit, dass der Veranstalter sogar eine Evakuierung verkündete und somit alles flüchten musste. Der Zeltplatz wurde teilweise verwüstet und so manch Fan war bis auf die Unterhose nass in nur wenigen Sekunden. Nach gut zehn Minuten war der Sturm aber auch schon wieder vorbei, doch ein Böses Omen: man verkündete, dass man alles täte um die Amerikaner auf die Bühne zu lassen, aber können nichts versprechen. Nach gut 40 Minuten des Bangen aber die Erleichterung.

Ein gut gelaunter und verschmitzt lächelnder Ivan Moody stürmte mit Wischmop bewaffnet auf die immer noch klitschnasse Bühne, war das Teil aber schnell ins Publikum und heizte der nassen Meute mit dem In-your-face Hit „Under And Over It“ mächtig so mächtig ein, dass man schnell wieder trockengefegt wurde. Natürlich herrschten erneut Klimaverhältnisse wie in Miami. Die schwüle Luft störte aber die Moshfreudigen absolut nicht. „Hard To See“ wurde mit lautstarkem Jubel und in die Luft gereckten Fäusten abgefeiert, ehe man zu „Lift Me Up“ im Chor den Refrain schmetterte. Auf der Bühne herrschte viel Bewegung, Ivan war stimmlich in Topform und Schlagwerker Jeremy Spencer überraschte mit Skelett-Outfit und bunt leuchtendem Gebiss. Auch wenn die Überhymne „Bad Company“ sowie „Burn MF“ zu dem spontan Phil Labonte von ALL THAT REMAINS die Bühne stürmte, um mit Ivan und seinen Freunden von 5FDP zu feiern und den Refrain zu brüllen, irrsinnig Spaß machten, gab es danach schlechte Neuigkeiten; der Klassiker „The Bleeding“ sollte nach nichtmal 40 Minuten schon wieder das Ende des Sets bedeuten. Dennoch verabschiedeten sich Ivan, Jeremy, Chris, Zoltan und Jason ausgiebig von den Fans zu den Outro-Klängen in Form des genialen „House Of The Rising Sun“ Covers.





FIVE FINGER DEATH PUNCH sind live eine absolute Macht und schafften es auch mit verkürzter Spielzeit ein fettes Statement zu setzen. Nun freue ich mich noch mal mehr auf die aktuell laufende Tour mit JUDAS PRIEST und die darauf folgende Headliner Tour.

Setlist FIVE FINGER DEATH PUNCH:

Under and Over It
Burn It Down
Hard to See
Lift Me Up
Bad Company
Burn MF
The Bleeding

Bevor MOTÖRHEAD sich die Ehre auf der Blue Stage gaben, schaffte ich es doch wenigstens einmal die Red Bull Brandwage Stage zu besuchen, auf der allerlei Newcomer aus Österreich sowie internationale Perlen aufgeigen durften. Eine davon definitiv die Doom Rock Sensation ORCHID. Leider war das Duell gegen Lemmy und Co. aussichtslos und somit die Besucherzahl eher überschaubar, aber die BLACK SABBATH-Riffs gepaart mit der genialen Stimme von Theo Mindell sorgten für ein geniales Retro Feeling. Nach ein paar Nummern war es dennoch zeit für den Motörschädl…

...denn nachdem es Lemmy in den letzten Jahren immer wieder gesundheitlich nicht so gut ging, könnte es ja auch das letzte Mal sein. Pünktlich zu „Stay Clean“ stand ich auch schon vor der Bühne, nachdem ich mir meinen Weg durch die Massen bahnen musste. Sofort fiel Phil Campbell auf, der über die Bühne fegte wie ein Jungspund, während man im Hintergrund Mikey Dees Hände und Sticks nur so fliegen sah. Da ging es richtig rund, nur Lemmy wirkte wirklich etwas verhalten. Der Mann gab dennoch so viel wie geht und rockte mit seinen Kollegen durch das Set voller Hits wie „The Chase Is Better Than The Catch“, „Going To Brazil“ oder das unausweichliche „Ace Of Spades“, bei dem es nochmal richtig laut wurde. Die meisten Ansagen übernahm bereits Phil, während Lemmy sich zum Gitarren- und Drum Solo eine kleine Pause gönnte. Man merkte leider wirklich, dass Mister Killmister doch nicht unkaputtbar war, so sah man ihn auf der Videowall zwischendurch etwas zittrig und müde – doch der Mann ist für die Bühne geboren und wird im Optimalfall auch dort das Zeitliche segnen, nur hoffen wir dass das noch lange nicht der Fall ist, denn nichts desto trotz war es der Besuch des MOTÖRHEAD-Auftritts jede Sekunde bis zum finalen „Overkill“ wert.





Setlist MOTÖRHEAD:

Shoot You in the Back
Damage Case
Stay Clean
Metropolis
Over the Top
Guitar Solo
The Chase Is Better Than The Catch
Rock It
Lost Woman Blues
Doctor Rock
Drum Solo
Just ´Cos You Got The Power
Going to Brazil
Ace Of Spades
-
Overkill

Das große Finale des Nova Rock 2015 stand bereits an. Die Qual der Wahl zwischen DEICHKIND und SLIPKNOT fiel unserer Leserschaft natürlich nicht schwer und so musste auch die Earshot-Crew nicht lange überlegen. SLIPKNOT bauten ein fettes Bühnenbild mit Rampen, Plateaus, Lichtern und vielem Drumherum auf. Zwar war ein Tuch gespannt, doch seitlich sah man schon die Bühnenpracht. Es dauerte nicht lange und die Gänsehaut-Intro-Töne vom neuen Album „.5: The Gray Chapter“ ertönten. Leider nur vom Band, doch gleich feuerte man den neuen Track „Sarcastrophe“ auf die Zuschauer ab, der Vorhang flog, Corey gab sofort Vollstoff, die Gitarristen wirbelten herum und die Percussion-Clowns prügelten auf ihre Toms ein wie Berserker. Die Meute drehte sofort durch und überall war Bewegung zu sehen. Die neuen Songs, die meiner Meinung nach die reifsten, abwechslungsreichsten und intensivsten der Bandgeschichte sind, wurden wunderbar ins Set eingestreut. Egal ob das aggerssive „AOV“, das experimentelle „The Devil In I“ oder das mit ruhigen Klängen beginnende „Killpop“. Alles wurde ebenso fett abgefeiert wie Klassiker der Marke „Wait And Bleed“ oder „Spit It Out“.

Corey Taylor ist auf der Bühne nicht nur eine Erscheinung mit Ausstrahlung die seinesgleichen sucht, der Mann klingt auch live exakt wie auf Platte. Da sitzen alle Shouts, Growls und Screams ebenso wie die cleanen Gesänge, die teilweise unter die Haut gehen. Zwischendurch wurden natürlich auch immer wieder Pyros abgefeuert und die Plateaus mit den Percussion-Speziallisten wurden immer mal wieder gehoben und gesenkt, währen die beiden darauf abgingen und durchdrehten. Der maskierte Neuzugang am Drumkit bekam keine so große Show wie der rausgeworfene Joey Jordison und Bassist Venturella blieb verdächtig ruhig im Hintergrund. Aber bei neun maskierten Verrückten, fiel das nicht ins Gewicht. Die 90 Minuten ging es durchgehend rund und so verging die Zeit erneut wie im Flug und so wurden bald laute Zugaberufe bemerkt.

Das ließen sich die Herren aus „Iowa“ nicht lange sagen und kehrten mitsamt Intro und weiteren Krachern in Form von „(sic)“, „People=Shit“ und „Surfacing“ auf die Stage zurück. Nochmal wurde an allen Fronten alles gegeben, ehe man wirklich den Abschied verkündete und die Nova Rocker in die Nacht entließ.

Setlist SLIPKNOT:

(XIX)
Sarcastrophe
The Heretic Anthem
Psychosocial
The Devil in I
AOV
Vermilion
Wait and Bleed
Killpop
Before I Forget
Duality
Eyeless
Spit It Out
Custer
-
742617000027
(sic)
People = Shit
Surfacing
(´Til We Die)

Leider waren auch hier die Securities mal wieder maßlos überfordert, bildeten sinnlose schmale Korridore, so dass nichts weiterging und die Leute einfach die Absperrungen übersprangen, was die paar Kerle in dem Graben nicht aufhalten konnten. Aber wenigstens helfen, dass sich keiner verletzt, wäre wohl nicht zu viel verlangt gewesen. Aber das nur am Rande.

Das Nova Rock hat für den Festival-Veteranen sicher seine Licht- und Schattenseiten. Die jungen Leute, die sich einfach nicht zu benehmen wissen und nur die Sau raus lassen anstatt gesittet dem Metal zu frönen, sind für diese aber wohl nicht für den Veranstalter verzichtbar. Das LineUp war wieder schön abwechslungsreich und hatte ein paar echte Highlights aber auch einige Gurken zu bieten. Alles in allem waren wir aber zufrieden mit dem Drumherum und kommen bei einem passenden LineUp auch sehr gerne wieder vorbei. Wir sind gespannt, was 2016 auf uns zukommt.


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Beitrag vom 24.06.2015
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