DORNENREICH   PYTHON REGIUS  
09.01.2015 @ Explosiv

Gut drei Jahre ist es her, seit DORNENREICH das letzte Mal in Graz waren und auch sonst spielt sich die Metalszene in Österreich heutzutage großteils in Wien ab. Man konnte also hoffen, dass die ausgehungerte Fangemeinschaft in Scharen zu diesem Konzert pilgert. Dem war aber vorerst nicht so, denn die wohl nicht einmal 100 Zuhörer fanden im sowieso nicht sonderlich großen Explosiv bei der ersten und einzigen Vorband noch gemütlich Platz. Die Grazer Lokalmatadoren nennen sich PYTHON REGIUS und spielen laut Eigenbezeichnung „Majestic Black/Death Metal“. Das ist nicht unbedingt mein Spezialgebiet, trifft´s aber recht gut, man könnte es auch als erfrischende Mischung aus DIMMU BORGIR und CHILDREN OF BODOM bezeichnen.

Die Gitarren wurden teilweise vom Keyboard überlagert bzw. beschränkten sich auf die Rhythmusarbeit und überließen dem Keyboard die Melodieführung. Das ist aber wohl eher Geschmacksfrage als tatsächlicher Kritikpunkt an der Performance, noch dazu da der Sound diese Konstellation auch nicht gerade begünstigte. Dennoch blitzen immer wieder recht versiertes Drumming und einige nette Soli durch. Auch an Eingängigkeit und Ohrwurmpotential scheitert’s nicht, wie z.B. bei „Die Horde Der Regentschaft“ zu hören, dem letzten Song vor der Zugabe, von dem man sich, wie von der Band hingewiesen, auch auf Youtube überzeugen kann. Insgesamt also auf jeden Fall eine motivierte, gut aufgelegte Truppe, die von DORNENREICH bestimmt nicht zu Unrecht ausgewählt wurde, für sie zu eröffnen.





Setlist PYTHON REGIUS:

Intro
God Among
Anticipated Reincarnation (Overdose)
To Redeem And Dictate
SubordiNation (All Gone)
Spiritual Metamorphosis
Im Feuer Der Utopie
Die Horde Der Regentschaft
-
Sic Luceat Lux


Schließlich wurde der Platz vor der Bühne aber doch noch weniger als erfreulicherweise noch einige Leute dazukamen. Voll war es nicht, aber es kam doch eine ansehnliche Menge zusammen. DORNENREICH betraten schließlich, wie in den letzten Jahren üblich, vorerst zu zweit die Bühne und starteten mit ihrem Akustikset. Und schon bei diesem zeigte sich, warum ein DORNENREICH-Konzert zu den außergewöhnlichsten Erfahrungen im Musikgeschäft, besonders im Metal, zählt. Das Spiel aus laut und leise ist keineswegs neu oder einmalig, aber ich habe noch keine Band erlebt, die mit akustischer Gitarre, Violine und spärlichem Flüster-/ Fauch- und Sprechgesang ein derart breites Spektrum an Emotion abdeckt. In „Des Meeres Atmen“ vom neuen Album zeigten sie sich von ihrer sehr entspannten und verträumten Seite, nur um im darauf folgenden „Meer“ eindringlicher und intensiver zu Werke zu gehen als so manche Black Metal Band im vollen Instrumentarium. Vor allem in diesen Momenten lebt DORNENREICHs Musik von Eviga und dessen unbändiger Leidenschaft mit der er jede einzelne Silbe vertont und gestaltet. Es ist immer wieder kaum zu glauben, wie er es dabei schafft, nicht aufzustehen und verhältnismäßig ruhig dazusitzen. Aber DORNENREICH müssen nicht stehen um groß zu sein. DORNENREICH müssen auch nicht laut sein um gehört zu werden.





Dennoch freut es mich wenn sie das im zweiten Teil dann werden. Nach einer kurzen Umbauphase und der Ergänzung um den Schlagzeuger, begann das Metalset oder besser gesagt, Songs mit elektrischer Gitarre und Schlagzeug, denn nicht alle davon würden wohl als Metal eingeordnet werden. Einordnung soll hier aber niemanden kümmern und das tut es auch nicht. Auch der bei den ersten beiden Liedern etwas dumpf und sehr Bass Drum-lastige Sound kümmerte mich als dezidierten Nicht-Klangfetischisten nicht. Wer den perfekten Klang will, muss wohl bei der CD bleiben, ein Konzert lebt von anderen Dingen. Damit ist allerdings auch nicht das durchgehende Getratsche dreier junger Damen gemeint, welches einige böse Blicke und Worte nach sich zog. Muss ich nicht haben aber DORNENREICH können sie mir damit auch nicht madig machen. Immerhin hatten sie ihre Soft Skills soweit beisammen, dass sie im Laufe der Songs meist dann doch den Künstlern auf der Bühne die Unterhaltung überließen.

Somit wurde auch einer dieser einzigartigen und für DORNENREICH doch so typischen Momente möglich in denen die Stille selbst, also das Fehlen von Musik, so sehr Teil der Musik ist. Und diese Stille zwischen den wenigen klar gestrichenen Akkorden in Wolfpuls war nicht einfach nur eine sich ruhig verhaltende Menge an Musikfans sondern die völlige Abwesenheit von Schall. Das Einzige was man in diesen wenigen Sekunden gehört haben könnte, war die sich im Publikum ausbreitende Gänsehaut. Mit nur einem Song vom Klassiker „Her von welken Nächten“ gaben sich weder Künstler noch Zuseher zufrieden und es kamen noch drei Songs als Zugabe, darunter der Publikumsliebling „Trauerbrandung“, bei denen dann auch die headbang-taugliche Seite dieser Musik gezeigt und genutzt wurde. Angst vor Einsamkeit hat niemand, aber wenn sie erst, wie am Ende von Konzerten irgendwann unausweichlich, kommt, freut man sich doch schon wieder auf das nächste Wiedersehen.





Setlist DORNENREICH:

Intro
Freitanz
Im Ersten Aller Spiele
Des Meeres Atmen
Meer
Der Wunde Trieb
Flammenmensch
Jagd
Der Hexe Flammend‘ Blick
Aus Mut gewirkt
Wolfpuls
Traumestraum
Schwarz Schaut Tiefsten Lichterglanz
-
Erst Deine Träne Löscht Den Brand
Trauerbrandung
Wer Hat Angst Vor Einsamkeit


Beitrag von Gastautor Markus Plank


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Beitrag vom 19.01.2015
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