DEICIDE   SVART CROWN   SAWTHIS   BREWED & CANNED   
08.12.2014 @ Szene

Manchmal macht das Billing einer Tour aus rein musikalischer Sicht nicht wirklich viel Sinn. Natürlich, DEICIDE und die französischen Blackened Death Metaller von SVART CROWN zusammen in einem Tourpaket kann man guten Gewissens durchgehen lassen, da fühlen sich wahrscheinlich große Teile des Publikums von beiden Bands angesprochen. Die Wiener Partie von BREWED & CANNED als Eröffnungsakt anzuheuern geht auch in Ordnung, keine Frage. SAWTHIS aus Italien wollten aber sowas von gar nicht in das Line-Up passen, auch wenn sie die normalerweise immer recht informative Encyclopedia Metallum als "Thrash / Death Metal" führt, was aber gelinde ausgedrückt streitbar ist.

Angefangen hat´s - wie gesagt - mit den Wienern von BREWED & CANNED, die sage und schreibe 15 Minuten vor dem eigentlichen Veranstaltungsbeginn auf die Bühne geschickt wurden. Dementsprechend leer war dann auch die Halle. Insgesamt wirkte das Treiben auf der Bühne ein bisschen verhalten, vor allem bei den Publikumsansagen, aber im Großen und Ganzen ein ganz ordentlicher Auftritt. Ein bisschen wenig Publikum war´s halt.





Und dann standen eben SAWTHIS am Programm, die irgendwie so gar nicht ins Billing passen wollten. Das schlug sich jetzt einerseits in einer Melodic Death-Form nieder, die vor allem in den Passagen mit tatsächlichem Gesang etwas an Nu-Metal der frühen 2000er erinnerte, aber andererseits auch an der Bühnenpräsenz. Da wurden nicht so wenige Meter Laufstrecke auf der Bühne zurückgelegt, von dem vielen Herumspringen ganz zu schweigen. Dazu gab´s konstante Publikumsanimation, die aber auf Grund der geringen Besucherzahl halt nicht zünden wollte. Es gibt Dinge, die ein Brutal Death-Publikum nicht gerne macht. Klatschen auf der einen Seite und auf Kommando hüpfen auf der anderen schon gar nicht. Das zeichnete sich in den ersten Minuten schon ab, aufgeben wollten die Herren auf der Bühne trotzdem nicht. So nebenbei war der Sound übrigens lange Zeit durchwachsen, aber zumindest passabel. Sallop gesagt könnte man jetzt festhalten, dass SAWTHIS an diesem Abend als Vorband eher verheizt wurde. Im Vorprogramm einer Melodic Death-Band mit Hang zur breiten Massenakzeptanz, zum Beispiel IN FLAMES, hätten sie sicher gezunden, im Vorprogramm von DEICIDE aber eben nicht so.





Aber bemüht waren sie trotzdem, das muss man ihnen auch in der Form zugestehen. Beim letzten Song begab sich Sänger Alessandro Falà an die Absperrung und rieb noch fleißig einige Glatzen bzw. auch behaarte Köpfe der ersten Reihen und nahm den einen oder anderen Schluck aus einem ihm zugestreckten Bierbecher. So kann man auch versuchen Bindung zum Publikum aufzubauen. Mit einer handvoll Leute hat es sogar gut geklappt.

Ein bisschen voller wurde die Halle dann bei den Vollbartträgern SVART CROWN, die aber von Beginn weg mit dem Sound haderten. Der war anfangs vor allem in den vorderen Reihen gräßlich. Nämlich so richtig, sodass man immer nur eine der zwei Gitarren hören konnte. Das an sich sehr hörenswerte "Into A Demential Sea" war dementsprechend schwer zu erkennen, als es als zweiter Song intoniert wurde. Interessanterweise wollte vom Publikum aber eh niemand nach vorne, abgesehen von ein paar schon deftig betrunkenen Zeitgenossen, worin man jetzt vielleicht einen Zusammenhang sehen könnte. Schönes Detail am Rand: Jemand begann tatsächlich mit sich selbst zu moshen und flog quasi ohne Feindkontakt auf den Bauch. Als tragisches Opfer ging dabei sein Kaltgetränk hervor. Auf der Bühne ging es selbstredend wesentlich seriöser zu. Technisch einwandfrei spielte man sich durch eine stimmige Setlist, das kam auch gut an und auch die Soundprobleme bekam man irgendwann in den Griff. Dann konnte man solche starken Stücke wie "In Utero: A Place Of Hatred And Threat" oder "Ascetic Putrification" auch dementsprechend genießen.





Für DEICIDE füllte sich die Halle dann doch recht gut. Viele Besucher, die exklusiv für den Headliner angetanzt waren. DEICIDE kamen ohne viel Tam-Tam auf die Bühne, schön puristisch eigentlich. Man marschierte rauf, nahm die Instrumente und drehte auf. Manchmal sind auch die simplen Dinge richtig erfrischend. Ähnliches galt für die Präsenz auf der Bühne. Jene von Jack Owens ist ja ohnehin immer wieder sehenswert, weil immobil quasi, aber seine Finger gleiten förmlich über die Saiten. Das macht dann keiner so schnell nach. Dass er sich bei "Sacrificial Suicide" dann wie ein sehr langsamer Brummkreisel herumdrehte, mit dem Mund immer ein bisschen offen, mochte vielleicht etwas eigentümlich anmuten, rundete das Ganze irgendwie noch schön ab. Dazwischen sprach Glenn Benton mit mächtigem Bass die Publikumsansagen. Alleine das ist an sich schon hörenswert. Im Gegensatz zu den vorherigen Bands war auch der Sound recht klar und kräftig, was die Darbietung der Lieder noch ein bisschen imposanter werden ließ. Im Publikum schlug sich das dann in viel Bewegung in den ersten Reihen nieder, sei es jetzt durch Gemoshe oder exzessives Headbangen. Von beidem war reichlich vorhanden. In der Setlist gab´s übrigens Blockabfertigung, soll heißen, anfangs neueres Material und gegen Ende wurden immer mehr ältere Sachen ausgegraben. Dabei wurde dann auch gar nicht so wenig vom ersten Album gespielt. Eine eingeplante Zugabe gab´s übrigens auch, die wurde aber ähnlich unspektakulär eingeläutet wie der Auftritt an sich. Dafür waren dann die angehängten Songs umso erfreulicher.





Wenn man nach einer kurzen Verschnaufpause in das brachiale "Lunatic Of God´s Creation" übergeht, ist das immer ein Grund zu Freude. Mit "Kill The Christians" wurde dann noch ein Wunsch von einem großen Teil des Publikums erfüllt, dass den Song ohnehin über eine Stunde unentwegt forderte. Ein romantischer Abschied sozusagen.


Asator
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Beitrag vom 15.01.2015
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