ULCERATE   WORMED   SOLACE OF REQUIEM    GIGAN   DEPARTE  
07.12.2014 @ ESCAPE Metalcorner

Sehr oft kommt es ja leider nicht vor, dass man gleich fünf Technical Death Metal Bands an einem einzigen Abend zu sehen bekommt. Und dann noch dazu auf der kleinen Bühne im Wiener Escape. Sehr intim, das muss man schon sagen. Für Musiker ist es sowieso noch schöner so eine geballte Ladung Instrumentbeherrschung an einem Abend geboten zu bekommen.

Von den australischen DÉPARTE, die den Abend eröffneten, bekam man aber leider nur wenig zu sehen, wenn man ein paar Minuten zu spät im Escape eintrudelte. Es wäre aber nämlich wirklich ein spannendes Konzert gewesen, obwohl von den Herren noch nicht einmal ein Album zu bekommen ist. Eine zwei Song EP gab es zum Anlass der Tour, aber das wars dann mehr oder weniger schon wieder. Interessant insofern, weil es eine technisch sehr beachtenswerte und spannende Post-Death Metal Variante ist. Aber Uhrzeit bedingt eben leider vor wenig Leuten vorgetragen. Schade eigentlich.

Für die U.S. Amerikaner von GIGAN war es dann publikumstechnisch nur bedingt besser. Und die leider viel zu knapp bemessene Spielzeit von satten 25 Minuten war dann der zweite Wermutstropfen. Dafür gab es einen schönen Einsatz eines Theremin, das von Gitarrist Eric Hersemann wunderbar in Szene gesetzt wurde. Alles in allem ein sehr intensiver Liveauftritt, der aber etwas von Gitarrensoundproblemen durchzogen war, da haben die verschiedenen Gitarreneffekte die zum Einsatz kamen auch nicht gerade geholfen. Und das waren immer noch recht viele, obwohl Eric sein weitaus größeres Effektpedal einige Tage zuvor geschossen hatte und daher nur ein wesentlich kleineres zum Einsatz kam, wie man nach der Show erfahren durfte. Aufgefallen ist es aber nicht wirklich und die Live-Umsetzung der Songs ließ ob der allgemein spielerischen Leistung sowieso kaum Wünsche offen. Es war halt viel zu kurz.





Die Soundprobleme zogen sich dann auch bei SOLACE OF REQUIEM durch, die durchwegs mit zu leisen Gitarren zu hadern hatten. Im Gegenzug durfte aber der Bass zum Teil recht ordentlich übersteuern. Im arithmetischen Mittel also wahrscheinlich sogar ausgeglichen, dafür aber halt so zum Anhören nicht ganz so prickelnd. Abgesehen davon aber eine sehr sehenswerte Show der amerikanischen Partie mit deutscher Unterstützung in Form eines Sessiongitarristen. Netterweise begannen sich dann auch die Reihen im Publikum langsam zu füllen und so mussten die Aufforderungen zum Headbangen von Sänger Jeff Sumrell nicht in der Leere verhallen. Trotzdem auch hier wieder eine etwas knapp bemessene Spielzeit.





Für WORMED wurde dann die Bühne ordentlich eingenebelt, nämlich zusätzlich von der Nebelmaschine und nicht nur von den Glimmstengeln im Publikum. Für die exzessive Lichtshow war das natürlich von Vorteil, für das Raumklima halt eben nicht so sehr. Dafür ging es dann auf und vor der Bühne ordentlich zur Sache. Zum Headbangen eignet sich die WORMEDsche brachiale Härte ja allemal. Nur die zwei Versuche eines sehr motivierten Herren im Publikum einen Circlepit zu initiieren verliefen sich im Nichts. Das störte aber eigentlich auch niemanden, die vorderen Reihen waren sowieso zu sehr mit Headbanging beschäftigt. Mit 40 Minuten Spielzeit konnte man sich man im Übrigen auch das erste Mal an diesem Abend nicht über ein zu kurzes Set beklagen. Richtig ergiebig war es jetzt zwar auch nicht, dafür aber umso intensiver.,





Bei ULCERATE gab es dann übrigens keine Lightshow mehr, irgendwann wurde die Nebelmaschine trotzdem rätselhafterweise angeworfen. Zwar nur kurz, aber immerhin. Das ganze sah jetzt aber an sich nicht sehr konzentrationsfördernd aus, zumal ULCERATE durch die unerwartete Einnebelung leicht irritiert wirkte. Spielerisch merkte man davon eigentlich aber nichts. Alle drei Herren spielten sehr befreit auf, woran auch kleinere Pannen wie zum Beispiel eine gerissene Basssaite (was jetzt wirklich nicht so oft vorkommt). Die wurde aber auch recht rasch ausgetauscht, es gab halt eine etwas längere Songpause mit Ambient-Zwischentrack als Hintergrunduntermalung. Und überhaupt war es eine brachiale Show, bei der einem schon mal die bildliche Spucke wegbleiben konnte. Instrumental war das großes Kino. Und Songs wie "Everything is Fire" oder "Clutching Revulsion", die auf dem Album schon erschreckend kraftvoll klingen, haben live nochmal völlig andere Qualitäten. Auch bei "Confronting Enthropy" als geplante Zugabe war man hin- und hergerissen zwischen gesellschaftlich akzeptiertem Headbangen und die Musiker mit offenem Mund anzustarren, was jetzt gesellschaftlich doch als ein bisschen eigen angesehen wird. Die Spielzeit war - und das war für den Abend wirklich eine Überraschung - passend lange, eine Stunde und fünf Minuten nämlich. Da könnte man jetzt einwerfen, dass das jetzt auch nicht wahnsinnig lange ist, aber technisch intensiven Death Metal à la ULCERATE auf der irrsinnig stickigen Bühne im Escape zu liefern ist schon ein ganzes Stück Arbeit. Hut ab, bitte bald wieder.


Vielen Dank an Martin Reznik für die Fotos!


Asator
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Beitrag vom 21.12.2014
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