EDGUY   UNISONIC   STARCHILD  
04.10.2014 @ All-Kart-Halle

Als selbsternannte „Space Police“ sind EDGUY zurzeit mit niemand Geringeres als UNISONIC unterwegs. Gerade erst noch in Japan, machen sie aktuell ihr Heimatland unsicher. Mit dabei sind die legendären ehemaligen Kürbisköpfe Kai Hansen und Michael Kiske und ihren Jungs von UNISONIC. Außerdem die eher weniger bekannten Power Metaller STARCHILD, ebenfalls aus Deutschland. Da EDGUY seit gut einem Jahrzehnt nicht mehr nach Österreich fanden und UNISONIC sich noch nie bei uns die Ehre gaben, pilgerten wir notgedrungen aber nicht ungern in das ferne Kaufbeuren.

Warum STARCHILD den Slot als Opener für EDGUY und UNISONIC erhielten, war schnell herauszufinden, spielt doch GAMMA RAY Schlagwerker Michael Ehre bei der noch sehr neuen Truppe mit, während Kiske auf dem Debüt „Starchild“ sogar ein paar Guest Vocals einsang. Als die Band pünktlich um 20:00 Uhr die Bühne betrat, war noch reichlich Platz in der All-Kart-Halle, jedoch sah es so aus, als würde diese bis zum Hauptact ganz gut voll werden. STARCHILD gaben sich redlich Mühe, die durchfrorene Zuschauerschaft an diesem kalten Herbsstag anzuheizen und gefielen mit ihrem melodischen Power Metal der traditionellen Art auf Anhieb. Obwohl die Band recht bemüht agierte und Frontmann Sandro Giampietro immer wieder versuchte für Stimmung zu sorgen, wollte der Funke nicht so ganz überspringen. Zwischen den Songs gab es jedoch für den handwerklich mehr als soliden Auftritt passenden Applaus. Leider war auch der Sound zu diesem Zeitpunkt nicht sonderlich berauschen, weshalb Sandro, der stimmlich in bestimmten Regionen an einen gewissen Bruce Dickinson erinnert, nur schlecht zu vernehmen. Auch optisch hätte sich die Band etwas mehr ins Zeug legen können, denn weder ein Backprint noch ein wirklich passendes Outfit oder Bühnendeko waren auszumachen. Somit blieb ein etwas fader Beigeschmack bei diesem eigentlich soliden Auftritt.





Setlist STARCHILD:

Intro
Runner
I´ts My Race
Eyes Of History
Still My Planet
Reaching The Land
Starchild


Da hatten UNISONIC im Anschluss natürlich mehr als leichtes Spiel, um dem Ganzen einen drauf zu setzen. Zeigte sich die Band bereits in den letzten Jahren als Bank auf der Bühne, hatte man nun mit dem zweiten Release „Light Of Dawn“ und dessen Hits und Hymnen natürlich noch weitere Argumente, um sich auch ohne Namedropping in den Melodic Metal-Olymp zu spielen. Bereits das Intro bereitete Spannung und Gänsehaut, während der neue Kracher „For The Kingdom“ schon für geniale Stimmung sorgte und die All-Kart Halle mühelos zum Mitsingen animierte. Die Single „Exceptional“ setzte dem Ganzen fast noch einen drauf. Michael Kiske ist ja sowieso in der Form seines Lebens und zeigte auch an diesem Abend keine stimmlichen Schwächen, während Kai Hansen bei bester Laune und mit verschmitztem Dauergrinsen gemeinsam mit Mandy Mayer für das nötige Riff-Feuerwerk sorgte und sofort eine gewisse Magie entstehen ließ, die natürlich immer mal wieder an die Frühwerke von ihm und Michi denken lässt. Der Spirit ist definitiv nicht verflogen. Aber natürlich hat da auch Bandgründer und Hauptsongwriter Dennis Ward (PINK CREAM 69) am Tieftöner so Einiges mitzureden und sah nicht minder glücklich auf der Bühne aus. Mit „Star Rider“ und „King For A Day“ gab es auch zwei gelungene Nummern vom Debüt, doch gerade der UpTempo-Kracher „Your Time Has Come“, bei dem Michi alles gab, oder das mehr als gelungene „Throne Of The Dawn“ erhöhten die sowieso schon ausgelassene Stimmung nochmal um einen Ticken, ehe Michi mit seinen wie immer sehr charmanten Ansagen in die Vergangenheit zurück schwenkte und leider schon viel zu früh mit dem HELLOWEEN Kracher „I Want Out“ das Finale der Show ankündigte.





Zuvor durfte Kai noch seine berühmte rote Flying-V würgen und spielte „Hall Of The Mountain King“ an, was ihn ja schon seit den 80ern begleitet, während er und Michi dann im Mittelteil noch etwas mit Parts von IRON MAIDEN, JUDAS PRIEST und sogar ELVIS rumblödelten. Kaum waren die letzten Lyrics zu „I Want Out“ gesungen, machte Kiske jedoch einen Abflug und segelte auf die Bretter, begleitet von einem Knall durchs Mikro. Was im ersten Moment nach einer Show-Einlage aussah, entpuppte sich aber als Unfall. Dennis und Kai erkundigten sich nach seinen Befinden, spielten aber dann grinsend „Unisonic“ an, während sich Michi halb liegend, halb am Drumkit sitzend mit schmerzverzerrtem Gesicht durch die Vocals kämpfte. Zwischendurch rappelte er sich auf, ging aber gegen Ende des Songs nochmal zu Boden. Eisern zog er die Show aber fehlerfrei durch und wurde dann unter tosendem Applaus hinaus gebracht, während sich der Rest der Band ausgiebig verabschiedete. Mittlerweile wissen wir auch, dass er sich einen Kreuzbandriss zuzog, aber dennoch für seine Fans da sein und die restliche Tour sitzend bestreiten wird. Hut ab und kommt bald wieder!





Setlist UNISONIC:

Venite 2.0
For The Kingdom
Exceptional
Star Rider
Your Time Has Come
When The Deed Is Done
King For A Day
Throne Of The Dawn
I Want Out (HELLOWEEN)
Unisonic


EDGUY hatten mich in den letzten Jahren das eine oder andere mal etwas enttäuscht. Uninspirierte Setlists, immer wieder gleiche Gags und schwankende Qualität bei den Platten ließen mich die letzte Tour bewusst auslassen. Mit „Space Police – Defenders Of The Crown" scheinen die Herren aus Fulda aber wieder auf dem richtigen Weg zu sein und starteten nicht zufällig mit der aktuellen Single „Love Tyger“ gekonnt ins Set. Als Tobias Sammet die Bühne von Kaufbeuren, die er Dank einigen Auftritten mit AVANTASIA nur zu gut kennt, erstürmte, war der Applaus der lauteste des Abends. Tobi und seine Jungs hatten von der ersten Minute an verdammt viel Spaß auf der Bühne und steckten mühelos die nicht ganz volle All-Kart Halle an. Das ging sogar so weit, dass der Meister selbst immer mal wieder während des Singens in Gelächter ausbrach. Das verzeiht man ihm bei der energischen Performance und gelungenen Nummern wie „Out Of Vogue“, dem ersten großen Hit des Abends „Superheroes“, oder den beiden Titeltracks des aktuellen Werkes natürlich gern. Wer Sammet kennt weiß, dass hier gerne herumgeblödelt wird und auch auf langwierige Ansagen sowie Sticheleien auf Bandmitglieder (vor allem Drummer Felix Bohnke) nicht verzichtet. „Superheroes“ widmete er sich wenig überraschend selbst und zu „Space Police“ wurde eine überdimensionale Version des Polizisten auf dem aktuellen Artwork aufgeblasen.





Auch FALCOs „Rock Me Amadeus“ kam extrem gut an, wobei Tobi Erschreckendes erzählte. Denn das Label wollte EDGUY überreden, den Song gar nicht erst auf das Album zu packen. Doch EDGUY wären nicht EDGUY, ließen sie sich irgendetwas einreden oder ins Handwerk pfuschen. So soll es auch sein! Für Lacher sorgte auch die kurze „Werbepause“, wie Sammet sie nannte, um sich umzuziehen, denn diese wurde mit passender Fahrstuhlmusik untermalt. Tobi machte auch live perfekt den Hansi „Falco“ Hölzel, doch wirklich freuen durften sich Fans der ersten Stunde über seltene Hits wie „Vain Glory Opera“, die schöne Ballade „Land Of The Miracle“ und „Tears Of A Mandrake“. Tobi kündigte außerdem recht bald an, dass die Show aufgezeichnet und wenn sich Kaufbeuren Mühe gibt, auch vielleicht mal irgendwann veröffentlicht wird. Darum kamen natürlich auch die Mitsingspielchen und Anheizversuche des Sängers nicht zu kurz, denn zu Beginn klang es für ihn hier eher wie ein Dienstagabend in Nordbelgien und nicht wie ein Samstagabend in Kaufbeuren. Obwohl es manchmal schon etwas auszuarten drohte, ging es dann doch immer rechtzeitig weiter im Programm. Auch Felix durfte sein Können noch beweisen, denn das Drumsolo, begleitet vom Star Wars-Theme „Imperial March“ ist jedes Mal wieder eine Ohrenweide. Die gut 90 Minuten vergingen wie im Flug, ehe Tobi sich schweren Herzens mit weiteren Hits wie „Lavatory Love Machine“ und dem allseits beliebten „King Of Fools“ von Kaufbeuren abermals mit den Worten „wir kommen wieder!“ verabschiedete.





Setlist EDGUY:

Love Tyger
Space Police
Out Of Vogue
Superheroes
Defenders Of The Crown
Vain Glory Opera
Drum Solo (Imperial March)
Ministry Of Saints
Babylon
Rock Me Amadeus (FALCO)
Land Of The Miracle
Tears Of A Mandrake
-
Lavatory Love Machine
King Of Fools


EDGUY haben sich erneut in die Herzen der Fans gespielt und zeigten auch an diesem Abend, dass man nicht zum alten Eisen gehört. Bleibt zu hoffen, dass die Männer das Niveau weiterhin halten können und hoffentlich auch bald mal wieder nach Österreich finden. UNISONIC dürfen sie da natürlich auch gerne wieder mitnehmen.

www.edguy.net
www.unisonic.org
www.starchildband.com


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Beitrag vom 06.10.2014
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