ALICE COOPER   THE TREATMENT  
18.10.2011 @ Gasometer

Wenn bei einem Konzert der vortragende Künstler schon 63 Jahre alt ist, denkt man wahrscheinlich im ersten Moment an Volksmusik oder die Klassik. Nicht so an diesem kalten Herbsttag im Gasometer. Niemand geringerer als Schock Rocker ALICE COOPER verirrte sich ins beschauliche Wien, um seinen Jüngern das Fürchten zu lehren.

Durfte ich noch vor zwei Wochen das neue Werk „Welcome 2 My Nightmare“ bewerten, hatte ich nun die Gelegenheit das neue Material dem Live-Test zu unterziehen. Und eines gleich vorweg, meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Doch als erstes durften die Jungs von THE TREATMENT mit ihrem 80er Jahre Rock ihr Können unter Beweis stellen. Die Briten veröffentlichten diesen Februar ihr Debüt Album mit dem Titel „This Might Hurt“. Doch so wirklich wollte der Funke auf die anwesenden Fans nicht überspringen. Klingt so als ob man die Songs von anderen Bands schon besser gehört hätte. Dementsprechend leise kam der Schlussapplaus daher.

Nach dem man sich mit anwesenden Fans über das neue Album unterhielt, wurde es dunkel in der Halle und das überdimensionale Transparent mit dem Antlitz des Meisters erstrahlte im Scheinwerferlicht. Das Vincent Price Intro sorgte für den ersten richtig lauten Applaus. Perfekte Einleitung um den Anwesenden mit dem Kracher „The Black Widow“ richtig einzuheizen. Auf einer riesigen Rampe wurde Alice auf die Bühne gefahren und blickte auf die Meute herab. Er winkte den Leuten mit seinen an der Jacke befestigten Spinnenarmen, was für den ersten Aha-Effekt sorgte. Selten so einen coolen Auftritt gesehen. Es folgten Hits wie „Under My Wheels“ und „Billion Dollar Babies“, bei dem Mr. Cooper bewies, dass er über all die Jahre nichts von seiner großartigen Stimme eingebüßt hat. Die Optik ist da schon wieder ein ganz anderes Thema. Der Zahn der Zeit lässt ascheinend auch Rock Legenden nicht davon kommen. Aber wenn man dagegen bei gewissen Kollegen vor lauter Botox keine Gesichtsregungen mehr erkennen kann, dann doch lieber die ein oder andere Falte mehr.





Bei „No More Mr. Nice Guy“ stieg der Lärmpegel drastisch an, da der Großteil der Leute recht textsicher war und anscheinend jeder lauter singen wollte als sein Nebenmann. Erster Höhepunkt an diesem Abend, der bei mir für Gänsehaut sorgte. Eine besondere Augenweide an diesem Tag war die Australisch- Griechische Gitarristin Orianthi Panagaris, die unter anderem für Größen wie MICHAEL JACKSON, CARLOS SANTANA oder den Geigenvirtuosen DAVID GARRETT an den Saiten zupfte. Einigen Zockern dürfte sie auch dank Guitar Hero ein Begriff sein, an dem sie mitwirkte.

ALICE COOPER trumpfte mit unzähligen Kostümen und Verkleidungen auf, die über die Jahre zum Markenzeichen wurden und seit Jahrzenten für geschockte Eltern sorgten. Besonders cool war, als Alice mit Österreich-Fahne und rot-weiß-roter Fußballdress die Bühne entertet und allen ein Liebesgeständnis unterbreitete. Ein aufgespießter Photograph gehörte genauso zur Show wie ein übergroßes Monster bei „Feed My Frankenstein“ oder eine lebende Schlange, die sich um den Hals von Alice schlängelte. Ein sehr cooler Bühnenaufbau mit Spinnenweben, Schwertern und riesigen mit Konfetti gefüllten Luftballons sorgte für eine gelungene Show, die einem dann doch länger in Erinnerung bleiben dürfte. „Poison“ darf man dann wohl als den größten Hit von ALICE COOPER bezeichnen, dementsprechend begeistert war das Publikum. Doch irgendwie wollte der Song bei mir nicht richtig zünden, da Alice vielleicht nicht wirklich Leidenschaft zeigte und so mit angezogener Handbremse sang. Ganz anders bei der Zugabe „School’s Out“, bei dem der US Rocker noch einmal das letzte aus sich rausholte. Besonderes Gusto Stückerl bei dieser Show: die Hymne für alle Schulabbrecher wurde durch eine Strophe von PINK FLOYDS „The Wall“ verfeinert und so nochmals getoppt.





Setlist ALICE COOPER:

The Black Widow
Brutal Planet
I'm Eighteen
Under My Wheels
Billion Dollar Babies
No More Mr. Nice Guy
Hey Stoopid
Is It My Body
Halo of Flies
I'll Bite Your Face Off
Muscle of Love
Only Women Bleed
Cold Ethyl
Feed My Frankenstein
Clones (We're All)
Poison
Wicked Young Man
Killer
I Love The Dead
School's Out (incl. Another Brick In The Wall)
-
Elected

Und so ging ein denkwürdiger Abend zu Ende, an dem eine absolut geniale Setlist für jede Mnege Freude sorgte und man einem der alten Garde vielleicht das letzte Mal auf die Finger beziehungsweise auf den Mund schauen konnte. Denn wer weiß schon, wie oft man noch die Gelegenheit bekommt ALICE COOPER live zu erleben. Und meiner Meinung nach sollte jeder Rocker diesen Punkt auf seiner To-Do-Liste abgehakt haben.



FOTOS + E-CARDS


AndyVanHalen
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Beitrag vom 25.10.2011
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