EYE OF BETRAYER    OLEMUS    VANITAS    PEKARI   
06.07.2001 @ Fred Sega

Nachdem das Musicpub Fred Sega rund 6 Monate lang nicht als Schauplatz eines Konzertes herhalten durfte, konnte man sich glücklich schätzen, dass dort Anfang Juli endlich wieder einmal ein Gig vonstatten ging. Die Ehre das Lokal aus diesem ewigen langen Dornröschenschlaf zu erwecken wurde der wohl noch nicht allzu lange existierenden Welser Band EYE OF BETRAYER zuteil, wobei 3 der 7 (!) Mitglieder Szenekennern bereits u.a. von der ebenfalls in Wels beheimateten Death Metal-Band PEKARI ein Begriff sein sollten. Gleich zu Beginn war festzustellen, dass die Members von EYE OF BETRAYER wohl bewusst allesamt auf klischeehaftes Outfit setzten, d.h. jede Menge Schminke und genretpyische Kleidung fanden Verwendung. (Der Keyboarder trug sogar ein Kostüm, das einer Mönchskutte nicht unähnlich sah.) Musikalisch sind die Welser dem Gothic Metal zuzuordnen, wobei damit eher die "moderne" Art dieses Stils gemeint ist, d.h. als Vergleich könnten Bands wie TRISTANIA, THE SINS OF THY BELOVED, oder auch (frühere) THEATRE OF TRAGEDY genannt werden, was bedeutet, dass auch bei EYE OF BETRAYER der typische Wechselgesang zwischen Engelsstimme (Sängerin) und tieferem Männergesang eine nicht unwesentliche Rolle spielt. Unabkömmlich bei dieser Art von Musik sind natürlich massiv auftretende Keyboardparts, die dem Sound noch die lebensnotwendige Portion Atmosphäre einhauchen. Damit die Musik aber nicht zu melodiös und monoton erscheint, sorgen ab und zu auftretende todes- und schwarzmetallische Auswüchse, die in Gestalt von schnelleren Passagen, sowie in Form von Kreisch- und Grunzgesang zum Ausdruck gebracht werden, für willkommene Abwechslung. Alles in allem konnte sich der Gig sicherlich sehen lassen, da ihre Version des "gotischen Metals" durchaus als anspruchsvoll und gut in Szene gesetzt angesehen werden darf. Auch das Stageacting vor allem des Sängers kann durchaus als gekonnt bezeichnet werden. Leider hatte die Band aber von Beginn an mit intensiven Soundproblemen zu kämpfen, was vor allem den Gesangsbereich betraf. Abgeschlossen wurde das Livedebut mit einer ungewöhnlichen Coverversion namens "my hate will go on" (Original: "my heart will go on" von einer gewissen CELINE DION.) Dass dieses Stück aber nicht wirklich originalgetreu interpretiert wurde, versteht sich dabei natürlich von selbst.
Als nächste Band sollten eigentlich die Linzer Gothic-Metaller PATUNUM in Erscheinung treten. Da diese aber zu diesem Zeitpunkt über keinen Keyboarder verfügten, wurde der Gig abgesagt, was zur Folge hatte, dass kurzerhand OLEMUS engagiert wurden, was mich als langjährigen Fan dieser Band natürlich freute. Leider mussten sich auch diese zu Beginn mit schlimmsten Soundtroubles abärgern, sodass man den Opener "Bleeding" kaum erkennen konnte. Nach einer kurzen Zwangspause konnten diese technischen Probleme aber zum Glück behoben werden, und einem mitreißenden Gig stand somit nichts mehr im Wege. Man merkte es der Gruppe ohne Zweifel an, dass auch sie Spaß an dieser Darbietung hatte, so dass der Gig wesentlich länger, als ursprünglich geplant, ausfiel. Drummer Cunzla, der wegen einer Fußverletzung in der Vergangenheit ein paar Gigs nicht mitabsolvieren konnte, war an diesem Abend wieder mit von der Partie, und prügelte wieder trotz der noch nicht ganz auskurierter Verletzung erbarmungslos auf sein Drumkit ein, als wäre nie etwas gewesen. Auf alle Fälle zogen die Mühl4ler mit ihrer eigenständigen Vermischung von Death-, Trash-, und Gothic-Metal-Elementen die Fans einmal mehr regelrecht in ihren Bann, und die aktuelle CD "PassionFall" wurde beinahe zur Gänze präsentiert. Nur auf ältere Stücke wartete man vergeblich, da man wieder ohne Keyboarderin antreten musste, da diese zu weit weg wohnt, um die Jungs livehaftig zu unterstützen, und Keyboardparts bekanntlich bei vielen älteren Nummern eine tragende Rolle spielen. Egal, auf alle Fälle handelte es sich um eine klasse Performance, sogar die Ansagen wirkten ungewohnt humorvoll.
Als "Headliner" an diesem denkwürdigen Tag waren VANITAS aus Niederösterreich auserkoren worden. Diese hatten ein ziemlich großes Manko zu übertauchen, da ihr Drummer wenige Tage vor diesem Gig endgültig der Band den Rücken gekehrt hatte. Natürlich konnte innerhalb dieses kurzen Zeitraumes kein ebenbürtiger Ersatz gefunden werden, d.h. VANITAS mussten mit einem Drumcomputer auftreten. Leider meinte es das Schicksal mit dieser Gruppe an diesem Tag wahrlich nicht gut, da auch hier massive Probleme mit dem Sound auftraten, und sich der Drumcomputer nicht ganz so gut in den Gesamtsound einfügen sollte, da er dem melodischen Death Metal doch teilweise ein Pop-Flair verlieh. Dennoch ließen sich die 4 Burschen und die Sängerin von diesen widrigen Umständen absolut nicht abhalten, obwohl es ihnen wohl selbst peinlich war, dass es nicht möglich war, die Songs ihres sehr guten Albums ("Das Leben ein Traum") authentisch wiederzugeben. Sie probierten es aber trotzdem und spielten 3 Songs von besagten Album ("Mein kaltes Grab"; "Daimonion", "Die Offenbarung"), die übliche Coverversion ("It`s a sin" von den PET SHOP BOYS), welche natürlich im bewährten VANITAS-Style dargeboten wurde, und einen ganz neuen Song, der wohl am nächsten Album, welches die Band voraussichtlich im Herbst einzuspielen gedenkt, enthalten sein wird. Auch wenn es an diesem Abend quasi nur "Vanitas light" zu hören gab, ging der Gig aus meiner Sicht dennoch in Ordnung, denn das Songmaterial ist eben keineswegs von schlechten Eltern, auch wenn es eben anders klang, wie auf CD. Leider konnte die sympathische Tullner Formation der Audienz eben nur diese 5 Stücke vorstellen, da sie in der kurzen Zeit nicht genügend Stücke mit Hilfe des Drumcomputers einstudieren konnten, zudem dürfte die Band während des gesamten Gig über (fast?) keinen Monitorsound verfügt haben, was die Sache zusätzlich erschwerte. Auf alle Fälle muss ich meinen imaginären Hut vor dieser Band ziehen, denn wohl fast jede andere Band hätte diesen Gig abgesagt, zumal die Band eine Anreise von über 150 km (!) zu bewältigen hatte. Dafür gebührt ihnen mein vollster Respekt.
Da die Performance von VANITAS somit kürzer ausfiel, als vermutet, entschlossen sich die in diesem Bericht bereits erwähnten 3 Mitglieder von EYE OF BETRAYER, Oliver (voc.), Sux (Git.) und Clemens (dr.) spontan einen Kurzgig mit ihrer Zweitband PEKARI zu absolvieren. Obwohl sie ohne ihren zu F.B.I. abgewanderten Bassisten auskommen mussten, und nach eigenen Angaben alkoholbedingt schon etwas angeheitert waren, gaben PEKARI mit dieser Kurzdarbietung ein kräftiges Lebenszeichen von sich, das Erinnerungen an den Gig vor rund einem Jahr in eben diesem Lokal weckte. Gespielt wurden insgesamt 3 Songs, darunter das obligate MALEVOLANT CREATION-Cover "Eve of Apocalypse", und auch den vom EARSHOT-Sampler bekannten Song "Guts pave my way". Schön, dass PEKARI wieder aktiv sind. Demnächst soll auch die längst überfällige 1. Demo-CD in Eigenregie aufgenommen werden und man kann nur hoffen in nächster Zeit wieder vermehrt mit solchen deathmetallischen Sauereien verwöhnt zu werden.
Abschließend soll nicht unerwähnt bleiben, dass es sich hierbei (trotz der nicht ganz so guten Soundverhältnisse) um eine super Veranstaltung handelte, die auch beim Publikum gut ankam, wobei besonders die äußerst niedrigen Eintrittspreise (= 40 ATS) gelobt werden sollten. Hoffen wir also, dass das Fred Sega wieder öfters als Veranstaltungsort zum Einsatz kommt, da auch dieses Mal sowohl Musiker als auch Fans von der tollen vorherrschenden Clubatmosphäre angetan waren.


Hutti
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Beitrag vom 21.08.2001
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