VADER   GOD DETHRONED   SEVERE TORTURE   GODDAMNED X   
24.10.2006 @ Planet Music

Abstimmung: wie oft hast du VADER live gesehen?

Wer auf einen Wert unter fünf kommt, war wohl generell nicht auf sehr vielen Konzerten – denn die Politik des alteingesessenen Polengeschwaders scheint zu lauten „Wir spielen immer, ob ihr wollt oder nicht“.

Und das war nicht immer so schlau, stellte sich doch unweigerlich und trotz konstant hohem Niveau der „Ach, schon wieder die“-Effekt ein. Andererseits schleicht sich bald ein seltsames Gefühl der Leere ein, macht sich eine so omnipräsente Band auch nur etwas rarer – wie VADER im letzten Jahr – und so pilgert man doch wieder brav zum Metzelfest. Aber halt – VADER haben mit „Impressions in Blood“ eine verdammt böse Granate im frisch polierten Haubitzenrohr, die ihnen kaum jemand mehr so zugetraut hätte!


Kaum war die Tour da, war der Drummer weg: Dickes Pech für GODDAMNED X, die wegen beruflicher Verhinderung des Zeuglers Schuarl fast den Blitzkrieg hätten abblasen müssen. Rettung für Austrias Finest im Death n’ Roll kam in Form eines Drumtalents vom Brenner. Dieser kann zwar dem Groove des Original-Members nicht Paroli bieten, rattert dafür aber supertight und verhalf GODDAMNED X auch an diesem Abend zum Erfolg. Das Dienstags-Publikum war zwar nicht gerade übermäßig munter, bot aber achtbaren Beifall. Die Tracks vom baldig erscheinenden neuen Album zeugten jedenfalls von einem stark erweiterten musikalischen Horizont sowohl in Sachen Brutalität als auch technischer Versiertheit.

SEVERE TORTURE packten dann – sehr zu meiner Freude – ein paar richtig olle Kamellen vom Debut „Feasting on Blood“ aus – wundervoll, denn die neueren Sachen kommen leider nicht mehr ganz an diese glorreichen Schandtaten heran. Ansonsten wie gehabt – mörderisches Geblaste, Stumpf=Trumpf-Gitarrenarbeit, leider etwas wenig Abwechslung. In der CANNIBAL CORPSE-Fraktion sind SEVERE TORTURE immer noch eine führende Kraft.

GOD DETHRONED – schon wieder ein Fall von triumphaler Neu-Aufnahme („The Toxic Touch“-siehe Review). Begonnen wurde aber wie gewohnt mit „Into the Lungs of Hell“-Material, und in dem Bereich hielten sich die Jungs auch über weite Teile auf. Melodisch, brutal, rasend schnell, gefühlvoll bis an den harten Rand zum Kitsch, sozialkritisch, hammerhart thrashend – wieder ein wahres Fest, eine kleine Wiederholung des KOA (Wo ist der verdammte Sommer geblieben?). Aber oho, gerade der Opener von der neuen Scheibe, „Hating Life“, dürfte sich zu einem Über-Live-Song mausern! Das absolute Highlight war aber dennoch Fronter Henry Sattler, der im roten Scheinwerferlicht „I am the Devilll“ geifert und dieser Aussage in Glatze-gekreuzt-mit-Tomate-Optik überaus gerecht wird.

VADER können es noch – oder wieder? Dieser Gig war jedenfalls eine der ganz großen Death Metal-Shows in diesem Jahr und eine erfreulich bedingungslose Verbeugung vor den klassischen Tugenden des Death Metal. Das polnische Viergespann hämmert sich aus den Anfangstagen unbeirrbar in die zweite Hälfte des neuen Jahrzehnts und zeigt dabei eine ansehnliche Spielfreude, die man bei manchen der letzten Auftritte missen ließ. Die Mischung aus alten Klassikern und neuem Material offenbarte sowohl Fortentwicklung wie auch Roots-Bewusstsein und wirkte absolut homogen. Doc ist tot und nicht zu ersetzen, aber ich finde, der neue Knüppelknecht macht das auch ganz fein und ist ohne Frage oberste Liga. Freilich, drei Intros, quasi vorprogrammierte Zugaben und Frisur-Ventilatoren-Checking vor der Show sind schon ein bisschen „Rockstar“, aber hey – nach dieser Leistung dürfen mir VADER wieder mit ein paar überflüssigen Gigs auf den Senkel gehen – oder sie sind zukünftig einfach immer so gut wie an diesem Abend!


marian
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Beitrag vom 26.10.2006
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