SECRETS OF THE MOON   ANTAEUS   TYRANTS   III  
07.10.2006 @ ESCAPE Metalcorner

Brauchen sie noch vorgestellt zu werden? Mit SECRETS OF THE MOON kommt quasi die Elite des progressiven deutschen Black Metal ins Haus! Dankenswerterweise auf Einladung von Blackmetal.at, die jetzt doch nicht so lange pausiert haben, wie nach finanziellen Misserfolgen zu befürchten stand. An diesem Abend war der Schuppen jedenfalls – und berechtigterweise – gut gefüllt!

Die junge Wiener Truppe III (iii, nicht „3“ bedeutend!) gab als Overtüre ihr Live-Debut, und es ging, wie das gerne ist bei solchen Anlässen, auch gleich einiges schief: In dem matschigen Sound mit kaum vernehmbarer Gitarre dürften sich die Jungs einfach gegenseitig kaum gehört haben und waren dementsprechend unsicher unterwegs. Doch trotz der Fehler drang durch, dass III durchaus originelle, sehr dunkle (Suicide)-Black Riffs im Gepäck haben, die in Kombination mit der abgedrehten Stimme destruktives Potential nicht missen lassen. Den Kopf voller Depression hoch, und auf ein nächstes!

Die Vorarlberger TYRANTS hatten hingegen einen ziemlich guten Sound und holzten sich auch sattelfest durch die finsteren Wälder. Von der atmosphärischen Dichte her fand ich die Darbietung aber verbesserungswürdig: Durchaus gute Songs, die sich an der schnelleren Schule orientieren, aber ein bisschen zu sehr nach „Schema F“, sprich, ich misste die gewisse Eigenständigkeit – aber was nicht ist, kann ja noch werden!

Dieses Gefühl setzte sich bei ANTAEUS dann in vermindertem Maße fort: Die selbstverstümmelungswütigen Franzosen mit dem schönen Motto „We hope you die“ (schon wieder kranke Franzosen – es stimmt einfach etwas nicht mit diesem Land ;) ) erzeugten sehr soliden und auch sehr kranken Black Metal zwischen monotoner Verzweiflung und aggressivem Geknüppel, aber unter dem Stich fehlte mir auch hier das gewisse Quäntchen Eigenständigkeit, um so richtig abzugehen – für Interessierte sei dennoch auf das neue Album „Blood Libels“ hingewiesen.

Mag sein, dass meine kritische Neigung an diesem Abend von der enormen Erwartungshaltung auf SECRETS OF THE MOON mitverschuldet war. Doch diese wurde zunächst – enttäuscht. SECRETS OF THE MOON legen los, in tadelloser Tightness und wunderbar virtuos zwischen Avantgarde, archetypischer Urtümlichkeit, Härte und Melodie tanzend. Aber nichts passiert. Wie ein bleiches Gespenst wirkt das alles, als läge ein Schleier über der Musik. Obwohl ich die Aufnahmen kenne und oft höre. Warum nur? Aber dann – bam! -ist es plötztlich da, SECRETS OF THE MOON ergreift Besitz von mir, und ich gehe in dem Geheimnis auf. Ein fremdartiges Ritual, das längst vergessene und gänzlich unbekannte Saiten im Kopf und im Herzen anschlägt, absurd und doch völlig logisch. Bei dem Komplexität und spielerische Finesse nie Selbstzweck sind, sondern nur der großen Sache dienen, nicht mehr und nicht weniger. Eine Huldigung alter und verbotener Mächte, eine kultische Handlung geradezu. SECRETS OF THE MOON mögen manchem auf den ersten Blick zu sperrig sein, aber es lohnt sich, sich einem solchen Phänomen mit Geduld zu nähern – und zu bezeugen, welche Kräfte neuer Black Metal noch beschwören kann.


marian
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Beitrag vom 11.10.2006
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