SADUS   DARKANE   GORY BLISTER  
26.04.2006 @ Viper Room

Vor einer absoluten Legende des amerikanischen Extremmetals sowie einer der tonangebenden Bands des schwedischen Thrash Metals zu spielen, ist natürlich kein leichter Job, schon gar nicht in der Hauptstadt der Demotivation, dem Hauptquartier der Jazzpolizei und der Hochburg der Herumnörgelei – also in Wien. Auch an diesem Abend glänzte das Wiener Publikum größtenteils durch Abwesenheit und neben ein paar hartgesottenen der Wiener Szene waren es erstaunlich viele Besucher aus den nahegelegenen östlichen Nachbarländern, die dafür sorgten, dass die einzige Großstadt unserer Alpenrepublik sich nicht der Lächerlichkeit preisgeben musste, indem trotz der Größe des Einzugsgebietes ein Gig hier den Besucherschnitt der Tour beträchtlich nach unten drückt…

Die Italiener GORY BLISTER jedenfalls schlugen sich wacker. Hatte ich den Namen fälschlich für ein Indiz für Grindcore gehalten, so war ich umso positiver überrascht, als das Quartett mit dem leicht narzisstisch veranlagten Sänger eine kraftvolle Mischung aus Death und Thrash Metal als Einstieg in den Abend bot. Vor der Bühne war natürlich noch weniger los als später, schade eigentlich, denn verdient hätten GORY BLISTER es sich, aber auch ich muss zugestehen, dass das erste Bier des Abends stärkere Anziehungskraft auf mich auswirkte als das mir gänzlich unbekannte Songmaterial des Openers. Bin eben auch nur ein Wiener… [Kronos]

Mit Kollegen Kronos aus der Bierpause zurückgekehrt, fand ich mich gestärkt für die Schweden DARKANE vor der Bühne ein. Mit einem mittlerweile vier Alben umfassenden Backkatalog sicherlich keine Neulinge in der Szene mehr, nein vielmehr einem der wichtigsten Vertreter innovativ, modernen Extremmetals mit starker Thrash Schlagseite, ist den fünf Herrschaften immer noch kein Platz in der ersten Liga zuteil geworden. Zumindest in kommerzieller Hinsicht trifft dies zu, spieltechnisch befinden sich Schlagzeuggott Wildoer und Konsorten zweifelsfrei in selbiger Liga. Nichtsdestotrotz sind DARKANE aber durch ihre komplexen Arrangements trotz eingängiger Refrains eher prädestiniert, Musikerherzen höher schlagen zu lassen, als große Hallen zu füllen. Schade eigentlich, denn genau diese Fähigkeit trotz allen technischen Anspruchs mit eingängigen und vor allem durchaus livetauglichen Songs aufwarten zu können, bewies die Band an diesem Abend auf ein Neues. Egal, ob es sich dabei um Hämmer neueren Datums wie „Secondary Effects“ bzw. den Titelsong des aktuellen Albums „Layers Of Lies“, Stampfer wie „Innocence Gone“ und „Chaos Vs Order“, das kongeniale und bereits als Klassiker der Band zu bezeichnende Intro-Song-Gespann „Calamitas“ und „Third“ vom 2001er „Insanity“-Album oder schließlich das obligatorische „Convicted“ vom Debut handelt, so wurde die Sache voller Energie, technisch perfekt und trotzdem nicht anstrengend rübergebracht. Anstrengend war lediglich zu Beginn der Sound, beim dem man Gitarren verzweifelt suchen musste. Nachdem dieses Manko behoben war gab es einen intensiven Vorzeigegig. Bleibt nur zu hoffen, dass DARKANE endlich einmal den verdienten Status erreichen und nicht nur für ihr technisches Können in Musikerkreisen Ansehen genießen, denn diese Band hat weit mehr zu bieten. [Gore]

Mit SADUS bestieg schließlich die dienstälteste Band des Abends die Bühne. Alle Augen waren natürlich größtenteils auf Bass-Monster Steve DiGiorgio gerichtet, dessen diverse Jobs bei den Größen des amerikanischen Metals wohl für viele Grund genug waren auch „seine“ Band sehen zu wollen. Natürlich weiß der Mann, dass das so ist und damit er seine Anhänger nicht enttäuscht, setzt er bei SADUS noch einen drauf, spielt nicht nur wie ein Gott auf seinem Fretless Five String Bass, sondern unterstützt Sänger und Gitarristen Darren Travis mit Screams und Ansagen aller Art und weiß mit zwei Reihen Keyboard und einem Haufen Ideen auch noch einen passenden Fusion-Einfluss in den Death/Thrash Metal des Trios (das durch Drummer Jon Allen vervollständigt wird) einzubringen. Was die Songauswahl angeht variierte die Band geschickt Songs aus ihrem nun auch schon seit 20 Jahren wachsenden Repertoire: die mit oben angesprochenen Keyboard-Sounds versehenen Nummern jüngeren Datums kamen genauso zum Einsatz wie noch relativ klischeebehaftete Old School Thrash Nummern der 80er (man kommt ja doch aus der Bay Area…) oder auch die Mid Tempo-Stampfer, die irgendwann dazwischen angefallen sind. Obwohl Steve DiGiorgio nicht nur körperlich eine dominante Figur auf der Bühne darstellte, geriet der Auftritt der drei Veteranen nie zu einer Ein-Mann-Show, im Gegenteil, mehr als je auf Platte wussten SADUS durch eine engagierte und abwechslungsreiche Show einfach nur zu unterhalten und bewiesen somit zweierlei: erstens, dass sie dem Club der schändlich unterschätzten Bands angehören und zweitens, dass sie noch lange nicht zum alten Eisen gehören. [Kronos]


Kronos
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Beitrag vom 06.06.2006
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