CARPATHIAN FOREST   BLOODTHORN   HATE  
06.05.2006 @ Viper Room

Es war ein verspäteter, aber dafür um so mehr erfolgreicherer Einzug, den CARPATHIAN FOREST in Wien hielten: Hätte das Urgestein der supervulgären schwarzen Kunst doch ursprünglich vor etwa einem Monat im Escape aufgeigen sollen, unterstützt von KEEP OF KALESSIN. Stattdessen wurden uns BLOODTHORN und HATE (deren Absage wir auch unlängst verschmerzen mussten) als Support kredenzt.

Ja, HATE – endlich! Die polnische Krawallbruderschaft hätte KRISIUN supporten sollen, und mit ihrem blastfetischistischen Gewüte hätten sie da auch prima dazugepasst. In diesem Package betrachtete ich sie zunächst eher als Death-metallischer Kontrapunkt, doch ihr Erscheinen in Corpsepaint belehrte mich eines besseren. Tatsächlich klingen HATE recht Death-lastig, lassen eine gewisse Black-Atmosphäre aber nicht missen. BEHEMOTH kamen nicht nur angesichts der ähnlichen Kriegsbemalung und des „Nephilim“-Shirts des Fronters in den Sinn, und das ist positiv gemeint: Auch wenn HATE noch nicht die kompositorische Feinheit ihrer Landsmänner erreicht haben, dringt ihr hyper-getriggertes Geratter mit ganz vorzüglicher Brachialität in Mark und Bein. Wenn HATE so weitermachen, dürfte ihnen ein zukünftiger Platz an der Spitze sicher sein.

Dem sehr starken Einstand folgte das große Fragezeichen: Ich hatte noch nie von BLOODTHORN gehört... aber die Band ist definitiv gut! Mit einem Stil, der ebenfalls zwischen Death und Black pendelt, schlossen sie stilistisch sauber an HATE an, auch wenn hier vermehrt thrashige Anleihen zu vernehmen waren. Lediglich der Abwechslungsreichtum von BLOODTHORN konnte mich nicht restlos überzeugen, ansonsten ein erfolgreicher Auftritt.

Wohl auch vom Samstag profitierend, wies das Monastery inzwischen eine sehr ansehnliche Einwaage todessehnsüchtigen Metallerfleisches auf. Zeit, dieses endgültig kleinzuhacken, und wer wäre für diesen Job geeigneter als CARPATHIAN FOREST? An und für sich bin ich nicht der Über-Fan dieser Band, aber was Nattefrost und Konsorten an diesem Abend vorlegten, war schon sehr intensiv: Das lag zu einem guten Teil am (generell sehr guten) Sound, andererseits an der optischen Qualität der versammelten Freakshow (Nattefrost schaut dank seines Zopfes inzwischen aus wie ein chinesischer Vampir – hat wohl bei Frost abgekupfert. Sehr hübsches Halsband jedenfalls!) – in erster Linie aber an der unvergleichlich vulgären und nihilistischen Anmutung der Musik. „Morbid Fascination of Death“ darf als Paradigma gelten; außerdem finde ich es faszinierend, mit welcher Konsequenz CARPATHIAN FOREST ihre Absurdität, ja fast schon Lächerlichkeit auf die Spitze treiben und dabei letztendlich doch böser rüberkommen als so manche „ernste“ Black-Kapelle. Musik, die penetrant nach Selbstzerstörung stinkt – wie so treffend auf der Southern Lord-Homepage vermerkt, die stolz eine Vinyl-Version von NATTEFROST (Soloprojekt) vertreibt: „If ole' GG ALLIN was still alive today and playing Black Metal, this is what it would sound like.“ Wem GG ALLIN nichts sagt, der sollte sich den Spaß nicht entgehen lassen, mal nachzulesen. Denn das gilt für die auch nur um ein Haar zivilisierteren CARPATHIAN FOREST genau so. Es lebe die hohe Kunst der Abscheulichkeit!




marian
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Beitrag vom 09.05.2006
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