MACABRE   JUNGLE ROT   XENOMORPH   STRUCTURAL DEFECT   NOUMENA  
12.04.2006 @ Movimento

Ganz überwunden sind die Problemchen mit unseren lieben Behörden nun doch noch nicht, aber zumindest darf im Movimento wieder veranstaltet werden - ja, einige kreiden der Location ihr ... nun, nennen wir es einmal "basisorientiertes Erscheinungsbild" an, aber wenigstens schafft man es dort, einen weitgehend tadellosen Sound zusammenbringen, was so der einen oder anderen Nobelhütte wohl deutliches Haareraufen verursacht, und auch: das Bier ist trinkbar, es ist preislich angemessen und die "Angestellten" sind nett, zuvorkommend und haben trotz Anti-Schwiegermutter-Look durchaus in die Benimmschule hineingeschnuppert.

Doch nun zum Wesentlichen: Beim Eintritt wurde man gleich von Zausebart Speckmann, Urgestein und Death-Thrash-Hure vor dem Herren freundlichst mit einem breiten Grinsen und einem "Oh, look! I've said there will be more than ten people coming!" begrüßt. Wohl wahr, MACABRE und JUNGLE ROT stellten zwar kleine, aber durchaus energiegeladene Zugpferde dar, die selbst an einem Wochentag eine gute Handvoll Publikum ins Movimento locken konnte - 240 Ohrwascheln werdens schon gewesen sein, die schlussendlich den Geschichten über den Zodiac Killer und Albert Fish lauschen durften.

Die finnischen Opener NOUMENA mussten natürlich ihre Erwartungen noch etwas herabstecken, Paulchen nahm es gelassen: "Ten are better than none!" und begab sich wieder gen Merchandise-Stand, der bereits zu Beginn um 20 Uhr besser besucht war, als der Konzertbereich. Dabei war das augenscheinlich sehr junge Quintett gar nicht mal so schlecht - irgendwo zwischen melodischem Death und Thrash angesiedelt zeigte man sich durchaus schon der Krabbelstube entwachsen, wenn sich auch auf Dauer Langeweile einschlich. Irgendwie klangen alle Stücke doch sehr ähnlich und auch das Stageacting ging ebenso ab wie die Stage selbst - dabei wäre zumindest vor der Bühne etwas mehr Platz gewesen, sich zu verteilen, hielt das Publikum doch ohnehin seinen Respektabstand ein.

Klangen NOUMENA noch zu standardisiert, so wussten dafür die nachfolgenden Deutschen STRUCTURAL DEFECT anscheinend nicht genau, was sie spielen wollten. Zwar konnte Fronter Phil mit einer stimmlichen Vielfalt überzeugen und beherrschte sämtliche angeschnittene Tonlagen auch tatsächlich, jedoch wirkte das Auftreten von gleich drei Gitarristen etwas übertrieben - Jungs, ihr seid zwar musikalisch ganz nett, aber weit entfernt von IRON MAIDEN ;) Zudem: Variation und Vielfalt schön und gut, es muss ja nicht alles nach den gleichen Vorbildern klingen, aber irgendwie wirkte ein Großteil der Stücke einfach nur zusammengestückelt. Gute Ansätze waren durchaus vorhanden, und zumindest versuchte man, sich trotz beengender Raumverhältnisse zu bewegen - da verzeiht man auch gerne den einen oder anderen Timingfehler am Schlagzeug ;)

XENOMORPH aus den Niederlanden agierten dann wieder straight, deutlich old school-orientierter und weitaus thrashiger, wussten aber auch irgendwie gar nicht zu zünden, gingen als Co-Headliner ähnlich unauffällig in der Masse unter wie die beiden Bands davor. Da half auch ein stimmlich ganz annehmbarer Fronter und die Spielfreude relativ wenig - denn hängen blieb kein Ton, Stimmung kam keine auf, und somit gewann das beim Merchandising zugeführte Wieselburger 1:0.

Endlich war es an der Zeit, dass JUNGLE ROT aus Chicago die Bühne enterten - zwar zeigte sich vor allem das einzig verbliebene Urmitglied Dave Matrise bei einem kurzen Gespräch davor sehr verwundert, dass JUNGLE ROT einen durchaus guten Namen hier zu Lande genießen dürfen und "leider" wurde auch der Wunsch nach "ausziehen, ausziehen" eines Konzertbesuchers nicht erfüllt - entschädigt wurde man dafür mit einer soliden Darbietung, die auch von einem hervorragenden Sound lebte. Wer mit der Musik des Quartetts bereits vertraut war - und das setze ich hier einmal voraus -, der wusste bereits, was ihn erwarten durfte: Solider, grooviger Death Metal, der sich primär an den Strukturen der alten Thrash-Heroren wie SLAYER und KREATOR orientierte - auf gut Deutsch: schnörkellos, dafür ordentlich in die Fresse.
Dave geht zwar zweifelsohne als einer der verhaltensten Fronter der Geschichte durch, seine Stimme hat aber - trotz, oder gerade wegen ihrer simplen Art - einen gewissen Reiz. Irgendwie bin ich versucht zu sagen, dass JUNGLE ROT durchaus als die PRO PAIN der Death Metal-Szene bezeichnet werden könnten - auf der Langrille in den heimischen vier Wänden bereits nach dem ersten Album ein alter Hut, der ständig neu aufgewärmt vorgesetzt wird, und irgendwie kennt man selbst neue, noch nicht veröffentlichte Songs besser als das Heiligtum der Freundin (oder des Freundes) - aber live, da kommt einfach keine Langeweile auf. Passt der Sound, dann drückt das Ganze gut genug, um einfach Stimmung zu machen - da verzichtet man gerne auf technische Soloarbeit oder gar überragendes Songwriting.
Der Vierer hatte jedenfalls offensichtlich Spaß an der Sache und zockte routiniert sein Set runter, das zwar den einen oder anderen (gerade älteren) Song missen ließ, aber wenigstens durfte Dave sich neben "Ausziehen!"-Rufe auch über den Wunsch nach einer Zugabe freuen.

MACABRE hatten als krönenden Abschluss für den offiziellen Teil des Abends leider unter einem etwas dünnen Sound zu leiden, Corporate Death's Gitarre war viel zu leise, um den gewohnten Druck zu erzeugen, und auch Dennis the Menace schien irgendwie vom Drumkit angepisst zu sein. Überhaupt schien es, als hätte das kranke Trio nicht unbedingt seinen besten Tag erwischt - oder dank Schwechater Bier bereits gehabt...
Nichts desto trotz agierte man routiniert, gab neben einem Querschnitt durch die Diskographie auch wichtige Fakten zu Fritz Haarmann, den Zodiac Killer, den guten, alten Jeffrey oder auch Albert Fish Preis - es ist immer wieder erstaunlich, mit welcher Inbrust, mit was für einem manischen Blick Corporate Death sein elendslanges, psychopathisches "Zooooooooooddddiiiiiiiiiiacccc!" ins Headset zu kreischen weiß. Neben dem nun nicht gerade optimalen Sound stellte auch die Songauswahl einen kleinen Schatten dar - zwar wurden doch einige Klassiker präsentiert, der deutliche Schwerpunkt lag jedoch auf der letzten Veröffentlichung meiner Namensgeber, der zweifelsohne grandiosen Langrille "Murder Metal".
Dafür entschädigte der kurze Gastauftritt von Paule Speckmann und sorgte wohl bei manchem Besucher für ein verhaltenes Grinsen - wie ein Priester vor dem Altar genoss der Altmeister es durchaus, vom Blatt lesend makabre Geschichten zum Besten zu geben, "this is the fuckin' Speckmetal!" wie er es selbst so klar und deutlich auf den Punkt brachte.
Fazit: Ich habe MACABRE durchaus schon in einem besseren Zustand erlebt - vorallem der Sound wurde ihnen diesmal absolut nicht gerecht, aber deswegen von einem verhauten Gig zu sprechen, wäre doch maßlos übertrieben; Allein Corporate Death zuzuhören war der Konzertbesuch wert und Spaß haben sie allemal gemacht.


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Beitrag vom 18.04.2006
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