DESTRÖYER 666   REVENGE   ATER TENEBRAE   BERSERK    EWIG FROST  
11.04.2006 @ Viper Room

Auflösungsgerüchte um Australiens Haudegen-Export Nummer eins machten uns in den letzten Monaten bangen: Zuerst der Verlust zweier Originalmitglieder wegen Nicht-Verlängerung der Visas für Holland, dann die Unzufriedenheit mit der optischen Umsetzung des – musikalisch superben – letzten Full-Lenght-Releases „Cold Steel for an Iron Age“, und seit dem Release 2002 auch kaum ein Lebenszeichen, abgesehen von der „Terror Abraxas“-Mini.

Die Erlösung von diesen betrüblichen Zuständen erreichte nun an diesem Dienstag in Form der „Genocide and Wrath“-Tour Wien: DESTRÖYER 666 melden sich mit Paukenschlag (und neuem Bassisten) zurück, live, dreckig und laut – ein voller Erfolg, soviel kann ich schon jetzt verraten.

Aber so einfach war es zunächst nicht, denn DESTRÖYER samt Tourpartner REVENGE verspäteten sich ganz ordentlich – und ohne ihre Instrumente waren auch die Vorbands zur Untätigkeit verdammt. Es wurde also nach 22:00 (statt der angepeilten 19:00), bis EWIG FROST den Startschuss in unsere demütigen Nacken feuern durften. Old School und Midtempo, grimmiges Äußeres, zur Räudigkeit der musikalischen Darbietung passend. Dabei wirkten EWIG FROST zwar rau, aber nicht unbeholfen, und die frostigen Gesellen verstanden sich sehr gut darauf, ihre schlichten, aber wuchtigen Aggressionsausbrüche mit wüst groovendem Feeling in die Menge zu schleudern. Naja, Menge – mehr als halbvoll war das Monastery nicht, aber die, die da waren, zeigten von Anfang an viel Interesse an der Show und sorgten für Stimmung.

Schade, dass ich die ungarischen ATER TENEBRAE weitgehend verpasste – denn diese waren gar nicht übel: Recht klassischer Knüppel-Black, bei dem ich zwar ein wenig die Eigenständigkeit vermisste, der aber sehr gut gespielt war – und bei dem angenehm hochwertigen Sound an diesem Abend sehr gut anhörbar. Außerdem faszinierend, dass ATER TENEBRAE nicht der Gitarrist von der Bühne fiel – dem hatte die Wartezeit und wohl etliche Zeitvertreibsbierchen und –schnäpschen ordentlich zugesetzt...

Dafür konnte ich BERSERK in voller Länge begutachten. Diese Wiener Black/Death-Combo hat sich ja trotz starkem Anfang recht rar gemacht in den letzten Jahren, und um so mehr war ich darauf erpicht, sie endlich zu sehen. Ich wurde auch nicht enttäuscht: BERSERK boten thrashiges Tempo, garniert mit feiner, melodischer Gitarrenarbeit und setzten auch gelegentlich auf ungewöhnliche, eher zurückhaltende, aber atmosphärisch dichte Passagen. Damit wurden BERSERK glatt zur ruhigsten Band an diesem knüppelträchtigen Abend, obwohl sie im Schnitt keineswegs zimperlich zu Werke gehen. BERZERK lassen sich schwer in vorgefertigte stilistische Rahmen pressen, und sogar Anspielungen an Suicide-Black Metal (Ein kleiner Querverweis auf Sänger Roberts Soloprojekt KAELTETOD) und Folk flechteten sich ein. Qualität, die eigentlich wieder mal einen Release wert wäre!

Mit den kanadischen REVENGE wurde es dann so richtig grauslich-grantig: Derbste Death Metal-Prügelei, hauptsache schnell. Da bin ich eigentlich der Mann dafür, aber REVENGE konnten - obwohl kurzweilig - nicht so ganz begeistern. Charmant kaputt, attestiere ich REVENGE auf jeden Fall einen heruntergekommenen Reiz, aber so richtig konzis und schlüssig wirkte die Raserei nicht. Der Mann hinter den Kesseln hat übrigens auch schon für ARKHON INFAUSTUS gekämpft.

Egal, interessierte jetzt doch nur mehr eins: DESTRÖYER 666, jawoll! Vor einem zeitbedingt stark geschrumpften Häufchen besoffener Metal-Maniacs entfachten KK Warslut und seine grimmen Gesellen ein Feuerwerk einzigartigen Thrash-Blacks, so wie nur das Wolfkult Kommando persönlich ihn schmieden kann. Dabei kam es zu einem regelrechten Wurlitzer-Effekt: „Lone Wolf Winter“, „Black City“, „A Breed Apart“, „I am the Wargod“ – spielten DESTRÖYER 666 tatsächlich die Publikumswünsche, oder haben wir nur so gut die Setlist erraten? Hart, wütend, hymnisch, melancholisch, einzigartig australisch, und genau das Richtige für einen perfekten Abschluss: DESTRÖYER 666 kamen zu spät, wurden lange nicht gesehen – und siegten, o ja!


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marian
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Beitrag vom 16.04.2006
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