DANKO JONES   BRANT BJORK AND THE BROS   QUIT YOUR DAYJOB  
31.03.2006 @ Flex

Dass ich zu spät gekommen war, bereute ich keine Sekunde, im Gegenteil, lieber hätte ich mir nicht so viel Stress machen und erst zum Hauptact eintrudeln sollen. Die Vorbands QUIT YOUR DAYJOB und BRANT BJORK AND THE BROS waren nämlich gelinde gesagt ein etwas verfrühter Aprilscherz. Erstere mit einem völlig deplazierten Happy-Party-People-Disco-Pop-Irgendwas inklusive nervigen „ach ich wär so gern außergewöhnlich“-Keyboarder, Zweitere mit zwar guten Ansätzen (welch Wunder bei einem Ex-KYUSS-Mitglied…) zeigenden, aber an einem Mangel von Dynamik und möglicherweise einem ebenso fehlenden Bandmitglied (hält der Frau am Kinderbett das Händchen…) leidenden Rock. Brant Bjork war natürlich ein Genuss am Schlagzeug - der Mann hat einfach Groove -, aber seine Kollegen scheiterten an Pseudo-Coolness (der Bassist stand den gesamten Gig über mit dem Gesicht zur Box, also dementsprechend auch mit dem Rücken zum Publikum und zu hören war von ihm auch nicht viel mehr als Wummern mit ein bisschen darin verstecktem Groove) beziehungsweise missglückten Kopieversuchen (der Gitarrist und Sänger hatte eine 1a-Mischung aus Hendrix und Phil Lynott drauf was Gesang und Stageacting angeht, war aber gitarristisch immer nur im zweiten Gang unterwegs, sprich die fehlende Dynamik ging größtenteils auf sein Konto).
Die Vorbands im Sinne von Anheizer machten somit die während der Umbauarbeiten vom Band laufenden ENTOMBED, AC/DC, DANZIG und HATEBREED…

Der absolute Kontrast dann bei DANKO JONES. Vielleicht ist es ja noch der frische Eindruck aber mir fällt im Moment echt kein Musiker ein, der dem Kanadier das Wasser in Sachen Entertainerqualitäten reichen kann. Da können Dinosaurier-Bands und Pop-Mega-Acts noch so ausgefallene und teure Bühnenshows haben, ich habe echt noch nichts gesehen, was den Schmäh und Charme von DANKO JONES schlagen kann und der Abend des 31. März festigte diese Meinung weiter.
Das völlig ausverkaufte und dementsprechend bis ins hinterste Winkerl vollgestopfte Flex ging da mit meiner Meinung konform und vor allem ging ein jeder/eine jede mit mit dem Trio, das da in einem äußerst minimalistischen Rahmen eine Show abzog, die ihresgleich nur vergeblich suchen kann. Musikalisch boten Danko und seine zwei Mitmusiker fast alles was man sich von bisherigen Veröffentlichungen wünschen kann, auf jeden Fall aber genug um gut eineinhalb Stunden keine Langeweile aufkommen zu lassen. Während und zwischen den Nummern lebte die Unterhaltung aber vor allem von dem entertainerischen Genie des Herrn Danko J. Irgendwo zwischen den Besten des Rock’n’Roll, der Mimik von Jack Black und einer unglaublichen Schlagfertigkeit dirigierte er das Publikum auf fast schon unheimliche Art und Weise. Natürlich wurde gern Richtung Damen schmähgeführt, massenhaft surften diese dann auch Richtung Bühne crowd und dass er ein Mann der Frauen ist, bewies Danko mit seiner Hommage an „giving oral sex all night long“ kombiniert mit der wiederholten Zurschaustellung seines Gene Simmons-Dimensionen erreichenden besten Stückes - seiner Zunge. Eher für die Herren im Saal gab’s den Vergleich so richtig abzurocken sei wie sich richtig ausscheißen einfach herrlich, die „Danko Jones! Danko Jones!“-Chöre wurden zum besten Lied der Welt gekürt, und die Liste ließe sich beliebig fortführen. Dabei wurde aber auch klar, dass die Show nicht „nur“ einstudiertes Kabarett war, denn auch auf Hoppalas weiß der Hyperaktive spontan zu reagieren, so etwa auf ein Malheur mit dem Mikroständer.
Gegen Ende des Sets prädigte DANKO JONES noch seine Botschaft von „Love is Unkind“ und als Zugabe natürlich das inzwischen legendäre „This heart gets stronger, this skin gets thicker, this voice gets louder…“.
Der Mann, den wir DANKO JONES und unsere Freundinnen Baby nennen (sagt er…), der mehr gute Laune besitzt als ganz Wien zusammen, mehr Energie als das gesamte gedopte österreichische Biathlonteam und dabei als einziger mehr schwitzt als ich, gehört für mich auf jeden Fall seit letztem Freitag nicht nur zu einer der wenigen Persönlichkeiten, die die Rockmusik in den letzten Jahren hervorgebracht hat, sondern zu einem der herausragendsten Livemusiker überhaupt.


Kronos
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Beitrag vom 14.04.2006
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