NO MERCY: CANNIBAL CORPSE   KATAKLYSM   LEGION OF THE DAMNED   GRIMFIST   PSYCROPTIC  
09.04.2006 @ Planet Music

So wie das Christkind alljährlich das XMAS(vormals Anti-XMAS)-Festival bringt, so hat der Osterhase in der selben Regelmäßigkeit das NO MERCY im Korb. Dass die beiden in enger Kooperation stehen und sich gern mal helfen, wenn sie nicht wissen, welche Bands sie den Kindern schenken sollen, ist nichts neues: Zwar keine MARDUK dieses Mal, aber wieder einmal CANNIBAL CORPSE. Und KATAKLYSM hatten wir doch auch schon... Dennoch war das Planet Music von Anfang an schön voll – keine Spur von Desinteresse. Na ja, immerhin haben sowohl KATAKLYSM als auch CANNIBAL CORPSE starke neue Alben draußen, die danach gierten, live gespielt und genossen zu werden. Wie das genau ausschaut mit CANNIBAL CORPSES neuem Baby „Kill“, hat Kollege Macabre im Interview mit Alex Webster genau eruiert. Dementsprechend will ich Banause ihm auch die Live-Kritik hierzu überlassen. Meine Wenigkeit erzählt euch inzwischen was zu den Vorbands...

Da waren einmal die famosen Australier von PSYCROPTIC: Kurzfristig auf´s NO MERCY-Billing geholt zeigte uns der dynamische Vierer, was eine gehörige brutal Tech-Death-Harke ist. Von undankbarer Opener-Position merkte man hier gar nichts, vielmehr genossen PSYCROPTIC geballtes Interesse, und das völlig zu recht: Irre Blasts, derbes Gegrunze; dabei ein sehr feines Gefühl für die Balance zwischen Eingängigkeit und abstrus-psychopathischer Athmosphäre. DEEDS OF FLESH/NECROPHAGIST/ORIGIN & CO-Fans durften in Wonne baden. Und als ganz große Draufgabe: Der Sound war ziemlich gut! Da kam richtig Freude auf... meines Erachtens ein Glück, dass die langweiligen NORTHER vom Billing gekickt worden waren.

Mit GRIMFIST ging es nicht ganz so gut weiter: Ursprünglich war mir die Band als neuer Zeitbertreib von IMMORTALS Horgh bekannt geworden - der ist aber inzwischen nicht mehr dabei. Marschrichtung bei GRIMFIST ist thrashig-rotziger, recht oldschoolig gehaltener Metal – mit Black Metal hat das Machwerk eher wenig zu tun. Der geradlinige Charakter der GRIMFIST-Kompositionen verfehlte seine Wirkung im Publikum zwar nicht, ich fand ihn aber eher vulgär und grobschlächtig – was ich hier zur Abwechslung nicht positiv meine. Besser Fronter Frediablos Solo-Projekt HEMNUR reinziehen, das ist dann wieder schön dreckig...

Zur LEGION OF THE DAMNED kann ich weniger sagen, da ich sie nur kurz mitbekam. Die thrashenden Wunderknaben aus den Niederlanden haben es defintiv faustdick hinter den Ohren und klingen angenehm unangepasst in Zeiten, in denen der Thrash Metal kaum mehr ohne Metalcore-Schlagseite oder Imitation alter Größen auskommt. Andererseits war mich nach PSYCROPTIC nicht unbedingt nach Thrash Metal... Macabre, zu Hülf?!

Nun, auch meine Wenigkeit fand Gefallen am thrashigen Geknüppel des sympathischen Quartetts, welches mich nicht selten an die Frühwerke - und insbesondere an das Debüt - der Amis von MALEVOLENT CREATION erinnerte. Soundtechnisch war die Darbietung wiederum durchaus ok - langsam frug ich mich doch, ob ich mich im Planet befand - und auch der Band selbst sah man den Spaß deutlich an: Ständig in Bewegung knüppelte man sich äußerst agil durchs Set, mir schiens sogar, als wäre man einen guten Tick schneller als auf der Platte unterwegs. Leider konnte ich mir nicht das ganze Programm geben, da Dornröschen Alex nun aus seinem Schlaf erwacht war und mich per Handy zum Pläuschchen rief... (Macabre)

Finalmente: KATAKLYSM, die fröhlichen Holzhacker um den erotischen Italo-Kanadier Maurizio. Witzig, dass das Cover ihrer neuen Scheibe „In the Arms of Devastation“ die Tickets zierte und CANNIBAL CORPSE so quasi die Headliner-Position streitig machte. Das Schmunzeln verging mir jedoch schnell, denn was hier soundtechnisch alles verunfallte, war einfach nicht mehr lustig.
Wie gesagt, am Anfang war’s ok, doch bei KATAKLYSM ging einfach alles schief: Mikro-Ausfälle, mal das eine Instrument zu laut, mal das andere; wahlweise auch totale Ausfälle, und immer ärgeres Gedröhne, das meine Ohren ordentlich malträtierte. Da halfen auch die Mittelfinger im Gesicht der Tontechniker nichts mehr. KATAKLYSM kämpften jedoch tapfer und zeigten sich wie gewohnt dem Publikum sehr verbunden. Dass die Show trotz des grottigen Sounds akzeptabel blieb, ist stark dem eingängigen Charakter der KATAKLYSM-Titel zu verdanken, die auch im ärgsten Rauschen noch erkennbar bleiben. Und das Publikum war dabei, o ja... So war der eher knappe Querschnitt durch KATAKLYSMS jüngere Scheiben doch noch unterhaltsam, wobei ich sagen muss, dass die Titel der "Epic", "The Prophecy" und "Shadows and Dust"-Ära besser knallten als die der letzten beiden Releases. Bleibt zu wünschen: Hoffentlich haben KATAKLYSM bei ihrer Rückkehr im Herbst mehr Glück!

CANNIBAL CORPSE sind - wie Kollege Marian bereits erwähnte - nun nicht gerade eine Band, die sich in unseren Breitengraden sehr rar macht, jedoch gab der aktuelle Output "Kill" mehr als ausreichend Anlass dazu, erneut die Bühnen unsicher zu machen. Aber auch der nun nicht gerade unbeachtliche Line Up-Wechsel an der zweiten Gitarre - Rob Barrett ersetzte Jack Owen - ließ die Sache doppelt interessant werden. "Die Chemie", so Alex im Interview kurz davor, "stimmt nun endlich wieder - während man Jack schon länger ein verhaltenes Agieren ankreiden konnte, rundet Rob das Frontgespann von mir, Pat und George hervorragend ab. Nicht nur, dass er sich technisch perfekt einzugliedern weiß, auch merkt man ihm die Freude, mit CANNIBAL auf der Bühne zu stehen, durchaus an."
Das Papier - und auch das Tonband - ist ja bekanntlich geduldig, aber die Bretter des Planets ließen an jener Aussage keine Zweifel aufkommen; Während man sowohl von George als auch Alex die permanente Strapaz der Genackmuskeln gewohnt ist, ging diesmal der Ruhepol zu Pat deutlich ab - oder (um ehrlich zu sein): irgendwie doch nicht. Zwar ohne Publikumsnähe, aber doch aktiv-agil flankierte das Gitarrengespann in technischer Perfektion die Seitenränder der Bühne, während auch Paul (Er wird sich doch nicht meine Kritik zu Herzen genommen haben? ;)) für seine Verhältnisse ein amtliches Tempo vorlegte.
CANNIBAL CORPSE waren stets ein Garant für eine tighte, energiegeladene Show, eine Konstante im Bereich der besten Liveacts des Genres, jedoch der gewaltige Auftritt ihm Rahmen des diesjährigen No Mercy Festivals schlug die von mir bisher gesehenen Auftritte der Kannibalen um Längen. Überraschenderweise war auch der Sound druckvoll, klar und hervorragend ausgesteuert - hätte man (so wie ich) das Debakel bei KATAKLYSM nicht mitbekommen, hätte man heute doch glatt ein Auge bei den Getränkepreisen zugedrückt - was bei beinahe vier Euro für ein trinkbares Flaschenbier im Marshall schon beinahe an Masochismus grenzt, das Planet Music auf einem weiteren Höhenflug in Sphären jenseits von Gut und Böse?!
Eröffnet wurde das fulminante - und etwas ungewöhnliche - Set mit dem Opener der aktuellen Langrille, "The Time to Kill is Now" - und die Sache war auch Programm im gut einstündigen Set. Während man - wie Alex davor zu Protokoll gab - bestrebt war, "Kill" mit gleich fünf Stücken und somit einem Viertel des Sets ordentlich zu promoten, fanden sich diesmal weniger Ur-Klassiker, dafür aber wahre Granaten der letzten Alben ein. Neben der bereits angesprochenen hervorragenden Auswahl aus "Kill" - neben dem Opener wurden auch "Five Nails Through the Neck", "Murder Worship", "Death Walking Terror" und "Make Them Suffer" gespielt - praktizierte man endlich wieder einmal die "Meat Hook Sodomy", agierte bei "Fucked With a Knife" äußerst "Bloodthirsty", grunzte dem Gegenüber beim "Pit of Zombies" hasserfüllt "I Will Kill You" ins Gesicht und versprach dem "Wretched Spawn" ein "Hammer Smashed Face". Nachdem die dormant bodies gebursted und auch gestripped, geraped und gestrangled wurden, sind die bodies natürlich auch disposaled worden, um mein hervorragend eingerostetes Englisch auch ein bisschen zu schüren ;)
Keine Zweifel - CANNIBAL CORPSE waren die Gewinner des Abends, bewiesen mit einer spielerischen Leichtigkeit, dass sie sich den fixen Posten ganz oben am Billing mehr als verdient haben. Unterstützt mit einem gewaltigen Sound, einer Wucht, die Bäume auszureißen gedachte, machten sie jedenfalls kurzen, abschließenden Prozess. In Höchstform war diesmal die komplette Band: George stimmlich gewaltig, aggressiv wie ein im Käfig von seiner Liebsten ferngehaltener brünftiger Stier, Alex - stets den Heli zelebrierend - wie immer eine Augenweide am Fünfsaiter und neben dem grandios aufeinander abgestimmten Gespann von Rob und Pat auch ein Pauli, der einmal ordentlich Gas zu geben wusste. Es scheint, als sei der "Verlust" von Urgitarrist Jack das Beste gewesen, was den Kannibalen passieren hätte können - ähnlich wie beim Aufschrei damals vor der Veröffentlichung zu "Vile", als Chris Barnes die Band verließ, hat sich schon sehr bald gezeigt, das der richtige Weg eingeschlagen wurde... (Macabre)


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marian
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Beitrag vom 11.04.2006
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