PRIMORDIAL (IRL)   MOONSORROW (FIN)   MOURNING BELOVETH (IRL) & SIN OF KAIN (HUN)  
06.04.2006 @ Movimento

Gleich mehrere Premieren führten mich zu einem Konzertabend ins Wiener Movimento.
Die erste Premiere war persönlicher Natur, da ich mich an diesem Abend zum ersten Mal im Movimento zu einem Konzertereignis einfand. Die zweite Premiere war der erste - und auch von sehr vielen Leuten lang ersehnte - Auftritt von MOONSORROW in Wien. Endlich schaffte es diese überaus talentierte Truppe in heimische Gefilde, doch jetzt mal von Anfang an…

Zwei Dinge fielen mir gleich von Beginn an auf, erstens die Temperatur im Keller, die sich noch einige Grade unter der Außentemperatur bewegte und der Keller an sich selbst, der einfach kultig rüberkam. Endlich mal wieder ein Konzert in einem „Loch“ und keiner überfüllten Konzerthalle.

Den Beginn des Abends machten die ungarischen Deather von SIN OF KAIN, welchen die Ehre oder besser gesagt die undankbare Aufgabe hatten, vor nur einer handvoll Leuten zu spielen. Doch davon ließ man sich nicht abhalten, den Anwesenden ordentlich einzuheizen. Die Truppe konnte musikalisch und auch technisch voll überzeugen und es machte Spaß dem Set zu folgen. Besonders auffallend war wohl Basser Hjules mit seinem Bügelbrett (Sechs-Saiter), den er nicht nur zum Spaß in seinen Händen hielt, sondern darauf auch einiges zu bieten hatte und munter drauflos slappte. Aber auch die anderen Saitenfraktionen brauchten ihr Können nicht unter den Scheffel stellen.

Weiter ging es nach kurzer Pause mit den Iren MOURNING BELOVETH, die das Tempo erstmal drosselten und versuchten, den Raum mit einer Portion Doom zu füllen. Die Band ist wohl Geschmackssache und so teilte sich das mittlerweile schon gut vertretene Publikum in zwei Lager, die, die der Band ihr Ohr liehen und die zweite Fraktion, welche einen Platz an der Bar vorzogen. Aus musikalischer Sicht konnte der Fünfer besonders in den schnelleren Passagen überzeugen, da man hier auch ab und an Originalität an den Tag legte, in den schleppenden Passagen wirkten sie dagegen für mich persönlich oft zu träge und wenig mitreißend.

Nach zwei Bands und einigen Bieren kam dann also der große Augenblick, auf den die meisten an diesem Abend gewartet hatten. Einige hatten sogar nur wegen ihnen, wegen MOONSORROW, den Weg nach Wien aufgenommen und eines konnte man mit Sicherheit sagen – es hat sich gelohnt. Die Finnen rund um Fünf-Saiter und Frontkreischer Ville Sorvali überzeugten auf ganzer Linie und spielten einen guten Querschnitt durch ihre mittlerweile vier Alben fassende Laufbahn und brachten die Menge zum Kochen.
Unter anderem wurden Tracks wie „Ukkosenjumalan Poika“ vom Debüt, „Sankarihauta“, "Kylän Päässä" (beide „Voimasta Ja Kunniasta“), „Kivenkantaja“ vom selbigen Album und „Pimeä“ vom letzten Output gespielt. Den anwesenden schien es zu gefallen und besonders in den ersten Reihen rotierten die Köpfe. Aber nicht nur die Zuschauer, auch die Band hatte sichtlich Spaß auf der Bühne und konnte mit ihrem ersten Österreichaufenthalt mehr als zufrieden sein. Nach dieser erfolgreichen ersten Schlacht auf österreichischem Boden können sich alle und besonders diejenigen, die das Konzert verpasst haben auf einen weiteren Auftritt am diesjährigen Kaltenbach Open Air freuen.

Den Abschluss des Abends bildete die zweite irische Band des Gigs - PRIMORDIAL. Mit ihrer letzten, allerseits hochgelobten Veröffentlichung „The Gathering Wilderness“ im Rücken wurde der Laden noch ein letztes Mal an diesem Tage so richtig aufgemischt. Unter anderem wurde „The Burning Season“ gespielt... [harald]

So... und jetzt wäre ich dran, die Setlist fortzusetzen. Kann ich aber nicht – denn PRIMORDIAL waren mir bis zu diesem Abend ein fast völlig unbeschriebenes Blatt. Die Möglichkeiten, die Band letztes Jahr am KOA oder Wacken zu sehen, hatte ich mangels Interesse sausen lassen, und ging erst einmal recht, nun, ja – unvoreingenommen – an diese Darbietung heran. Um so erstaunlicher, wie stark mich die Iren hier im Movimento mit ihrem eher getragenen und hymnischen Pagan-Black, der ja sonst mein Ding nicht so ist, fesseln konnten! Die Stimmung war äußerst ausgelassen, und die beinahe ebenerdige Bühne erlaubte dem Fronter, der im Lauf der Show zwei Flaschen Wein vertilgte, einen sehr engen Kontakt mit dem Publikum einzugehen – sprich: Er ließ sich recht im Öle befindlich in die Arme des munter bangenden Publikums fallen und animierte zum Mitgrölen der heidnischen Gesänge, was auch voller Inbrunst geschah. Eine kleine, aber sehr feine und lang anhaltende Feier, bei der sich die Grenze zwischen Band und Fans praktisch auflöste und die nach Ende des musikalischen Teils ihre feucht-fröhliche Fortsetzung fand.

Insofern war das Movimento gar nicht mal ein so schlechter Veranstaltungort – eher im Gegenteil. Beheizungs- und lüftungstechnisch ist das Movimento zwar etwas rudimentär ausgestattet, doch der Keller versprüht davon abgesehen einen eigenen Charme und ist zumindest für kleine Metal-Events bestens geeignet. Außerdem ist das Bier schön billig ;) Dass ausgerechnet die Lokalität mit dem roten Stern im Logo dieses Bierbauch- und Thorshammer-Package beheimatete fand ich eher kurios, Unkenrufe von Metaller-Seiten, Marke „Wie kann man nur zu den Zecken gehen“, hingegen unangebracht: Ist doch nett, dass es auch Punks gibt, die nicht jeden Mjölnir-Träger als faschistoiden Reaktionär abstempeln, sondern im Gegenteil ihre Bude dafür hergeben, dass die Geschichte weitergeht, bis der Escape-Keller seine technischen Probleme behoben hat und wieder voll funktionsfähig in Betrieb gehen kann. Na, dann bis nächste Woche: MACABRE und JUNGLE ROT rufen! [marian]


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Harald
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Beitrag vom 11.04.2006
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