DARK FUNERAL   NAGLFAR   ENDSTILLE    AMORAL  
07.03.2006 @ Planet Music

Was wird es jetzt Schmähungen hageln, wenn ich sage, AMORAL wäre die Band des Abends gewesen? Probier ma’s halt aus: AMORAL waren nämlich D.E.F.I.N.I.T.I.V. DIE Band des Abends! Und das von einem, der durchaus was auf DARK FUNERAL gibt, den ENDSTILLE auch recht zugesagt und damit überrascht haben und der vor allem die fünf Finnen - AMORAL - beim Betreten des Planet Music noch nicht einmal vom Namen her kannte. Also was war der Deal mit diesen Wunderknaben?
Nichts besonderes, ist man versucht zu sagen, denn solide gebotenen Thrash Metal zwischen alt und neu, schnell und schwer, effektiv einfach und beeindruckend frickelig gibt es ja immer wieder mal, allerdings selten so überzeugend. Hat man sich einmal an den etwas eigenartigen Gitarrensound und die Stimme gewöhnt, steht dem Vergnügen nichts mehr im Wege und man kommt in den Genuss einer Band, die weiß, wo ihre Wurzeln sind, aber trotzdem eigenständig und originell klingt. Und hat man das Glück, AMORAL live zu sehen, wird man auch noch mitgerissen von dem extrovertierten Sänger, dessen Quirligkeit dem neben ihm positionierten Bassisten dann doch ab und zu zu weit ging (selber schuld, wenn er bei so einer Musik nicht mitbangt… braucht er gar nicht zum Stänkern anfangen). Ansonsten zeigte sich die Mannschaft rund um’s Oberspringinkerl genauso agil wie der Fronter selbst und Liveshows sollen ja auch was für’s Auge sein.
Übrigens konnten AMORAL nicht nur mich begeistern: Obwohl es sich bei der Band um den einzigen nicht unter dem Banner des Schwarzmetalls operierenden Act des Abends handelte, konnte das finnische Quintett das Publikum mit seinem hochwertigem Thrash Metal und energischen Bühnenshow für sich gewinnen.
Bleibt also nur noch die Empfehlung, sich als Appetitanreger den im Planet ebenfalls zum Einsatz gekommenen Titeltrack des aktuellen Albums „Decrowning“ von der Homepage runterzuladen. [Kronos]

Nach dem verspielten, melodischen Einstieg mit AMORAL waren ENDSTILLE erstmal ein ziemlicher Schock: Gar entsetzlich rau dröhnten uns die Nordlichter das hässliche „Dominanz“ von der gleichnamigen Scheibe entgegen. Dieser Sound-Moloch vertrieb nicht wenige Zuschauer binnen Minuten, andere rückten aber auch neugierig auf in die vordere Front wackerer Black Metal-Krieger und ließen sich von der apokalyptischen Schönheit der ENDSTILLE-Kompositionen betören. Es ist hoffentlich klar genug rüber gekommen: Der Sound war bei ENDSTILLE schon ziemlich scheiße, aber a) habe ich die Band bisher immer mit miesem Sound gesehen (letztes KOA: eher grober Sound für den sonst hohen Standard der Kaltenbachler, letztes Wacken: völlig grottiger Sound in einem total überfüllten Zelt), und b) hatte mir Bassist Cruor eben am letzen Kaltenbach in lakonischer Ehrlichkeit offenbart: „Ooch, wir haben eigentlich immer einen Scheiß Sound.“ Na, so ist das halt, wenn man wacker gegen das Übel der Trigger kämpft. Aber die rohe Gewalt von ENDSTILLE wirkt auch - und zu einem gewissen Teil bestimmt gerade wegen - der ungestümen, unpolierten Rohheit so abartig intensiv. Na schön, die Gitarre hätte man trotzdem ein bisschen besser hören dürfen an diesem Abend... Schwamm drüber, ENDSTILLE bleibt der exklusive Platz unter meinen Favoriten sicher. Was aber richtig blöd war: Nach gerade mal 20 Minuten und einem hyper-schnellen Live-„Navigator“ war Schicht im Schacht. Na super... [marian]

NAGLFAR mag ich auf Platte sehr (6,5 Punkte für die aktuelle „Pariah“), doch live wollten sie nicht so ganz zünden. Was für mich gilt (Kollege Kronos stimmt offenbar zu), aber beileibe nicht für alle, denn der Zulauf und die Reaktionen waren bei NAGLFAR respektabel. Ich vermisste jedoch eindeutig die schneidende Schärfe, die die melodischen Böslinge auf ihren Scheiben zutage legen, und die Darbietung plätscherte etwas zu sanft vor sich hin. Sicher, technisch war das Gebotene fein, die typischen „Gitarren simulieren Keyboards“-Teile kamen sauber rüber, aber der richtige Kick fehlte eben. Der zum Sänger erhobene Eierkopf-Bassist Olivius schreit zwar gut, aber sein Stageacting inklusive Einbrecherhandschuhen überzeugte mich nicht. Ein Antiklimax. [marian]
[Ich war offenbar der einzige an diesem Abend von dieser Gazette anwesende, der es genau umgekehrt gesehen hat als die beiden Kollegen. ENDSTILLE haben zum Quadrat gesaugt, war ja auch am letzten K:O:A nicht anders und NAGLFAR, wenn auch keine Partyband, haben durchaus überzeugt! Ein bisschen Plus/Minus-Kritik schadet nie... - Anm. Gore]

Nach den durchaus überzeugenden ENDSTILLE und den nicht ganz so mein Fall seienden NAGLFAR dann die Headliner, die altehrwürdigen Großmeister des langsam rauf- und runterverschobenen Moll-Barré-Akkordes: DARK FUNERAL.
Hier war alles dabei, was man sich im positiven Sinne erwartet und nichts, was man bei dieser Band leider auch zu befürchten hat: 1a-Bühnenmonitur irgendwo zwischen Vlad Tepes’ Rüstung in Francis Ford Coppolas „Dracula“ [wohl eher Power Rangers meets Teenage Mutant Ninja Turtles meets GWAR :PP - Anm. Gore] und der Legion Of Doom, statisches aber ausdrucksvolles Posing, ein extrem scheiße geschminkter Lord Ahriman (Kult!) sowie ein eine immer schütterere Matte aufweisender Emperor Magus Caligula samt Leidensgenossen Herr Bassist im Hintergrund und – last but not least – (fast) mehr Latein als Englisch: „Diabolis Interium“, „Ravenna Strigoii Mortii“, „Vobiscum Satanas“. Songs wie „The Arrival Of Satans Empire“, „An Apprentice Of Satan“ und das vom aktuellen Album „Attera Totus Sanctus“ stammende “666 Voices Inside“ sorgten dafür, dass die Botschaft des Gehörnten auch in der Sprache eines neueren Imperiums verbreitet wurde und „Bloodfrozen“ sowie die obligatorischen „Open The Gates“ und „My Dark Desires“ (eine der Zugaben) waren schließlich noch für die Nostalgiker als Trost da.
Einzig negativ anzumerken bleibt diesmal zum Glück nicht die absolute Absenz jeglicher Tightness, sondern ein gar übertrieben dünner Gitarrensound, der über dem unpassenderweise total fett dahinwabbernden Bass so richtig für’n Arsch war. Zum Glück wurde das im Lauf des Auftrittes noch irgendwie geregelt. [Kronos]

Nachdem ich AMORAL zwar nett fand, mich aber nicht ganz der Begeisterung von Kronos anschließen kann, waren DARK FUNERAL letztlich meine Band des Abends: Nicht, weil ich ein soooo großer Fan der Schweden bin oder besonders von ihrer Originalität überzeugt wäre – aber Geschwindigkeit und Tightness stimmten. Ein paar richtig gute Nähmaschinen-Blasts brachten meine Eier in Schwingung, wenn ich mich so ausdrücken darf.

Wirklich nett war zudem der Kontrast zwischen den futuristisch-orkischen Rüstungen, den verfallenen und teils gar schwabbeligen Mienen der alternden Metal-Recken und den einnehmend lockeren Zwischenansagen des wahrhaft grauenhaft aussehenden Sänger, der einen Song dem Mädchen widmete, das ihn für ein ENDSTILLE-Mitglied gehalten hatte – „which I’m not!“ Liab! [marian]



Kronos
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Beitrag vom 13.03.2006
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