TSCHICK`S FUNERAL   LOXODROME    CLEAREOL   INFERNAL  
02.06.2001 @ JUZ Bauhof, Pettenbach (OÖ)

Pettenbach, eine kleine Gemeinde, die ca. 30 km südlich von Wels angesiedelt ist, darf sich seit Anfang Juni glücklich schätzen über ein eigenes Jugendzentrum zu verfügen, das eine Gruppe von einheimischen Jugendlichen in Eigeninitiative ermöglichte. Am Samstag des Pfingstwochenendes fand die Eröffnung des JUZ Bauhof in Form eines (Benefiz-)Konzertes statt.
4 Pettenbacher Gruppen hatten sich angesagt, den Anfang machten TSCHICK`S FUNERAL, die an diesem Tag zum 2. Mal überhaupt auftraten. Natürlich kann man von einer noch sehr unroutinierten Band nicht bei ihrem 2. Gig schon Wunderdinge erwarten, daher sollte hier schon ein wenig mit zweierlei Maß gemessen werden. Bei der musikalischen Ausrichtung dürften sich die 4 Jungs jedenfalls noch nicht ganz einig sein, schimmern doch verschiedenste Einflüsse durch. Am ehesten würde ich deren Sound als alternativen Metal/Rock durchgehen lassen, obwohl sie auch u.a. bedeutend härtere Stücke ("Suffocation") in der Hinterhand haben. Allgemein war der Gig nicht übel, allerdings zogen sich die Ansagen für meinen Geschmack teilweise etwas zu sehr in die Länge, und auch die teils lustigen Songtexte (sofern man sie verstand) scheinen mir doch auch noch ausbaufähig. Dennoch war die Darbietung - wie schon erwähnt - so schlecht nicht.
Die nächste Band dieses Abends hörte auf den Namen LOXODROME und dürfte voll und ganz dem Alternative Metal verfallen sein. Auffallendend war auf alle Fälle das gekonnte Stageacting (vor allem des Sängers), das eben Resultat der Erfahrungen aus vielen Gigs sein dürfte. (Unter anderem nahm die Band ja auch beim heurigen POP-O-DROM teil, wo sie sich zum Zeitpunkt dieses Auftrittes noch immer im Bewerb befanden.) Die Stimmung war auf alle Fälle sehr gut im eigentlich fast schon gerammelt vollen JUZ, und auch die Tatsache, dass die Musik dank HC-Einflüssen und jeder Menge Groove auch bewegungsanimierend wirken dürfte, trug viel dazu bei. Auf alle Fälle ein guter Gig einer professionell auftretenden Band, wobei auch die teils sehr variabel eingesetzte Stimme ihres Frontmanns für den guten Eindruck mitverantwortlich war. Band Nr. 3 an diesem kalten Junitag war ein Pettenbacher Urgestein: Nämlich CLEAREOL, die bereits seit 1993 aktiv sind, und seinerzeit vermutlich zu den besten Metalbands im Lande zählten. (Supportgigs für u.a. DISMEMBER, NAPALM DEATH etc., sowie gute Kritiken in der Fachpresse für ihre 97er CD "Inside" zeugten von musikalischen Können.) Später aber wechselte das (übrigens als Death Metal-Band gegründete) Quartett immer mehr in das HC-Lager, obwohl dieser Stil auch schon zu "Inside"-Zeiten einen wesentlichen Einfluss für deren Sound dargestellt hat. An diesem Abend sollte leider einer ihrer letzten Gigs stattfinden, und man war ziemlich verwundert, dass die beiden verbliebenen Mitglieder Christoph Stacherl (Git.) & Thomas Aitzetmüller (Voc. & Git.) diesen Gig als "Alleinunterhalter" (Zitat des Sängers.) absolvierten, d.h. Bass & Drums kamen quasi vom Band bzw. Drumcomputer. Komischerweise tat dieser Umstand der Stimmung keinen Abbruch, da der Sound auch so gut zur Geltung kam. Präsentiert wurden vorwiegend ganz neue Songs, die man musikalisch als knallharten & brachialen Hardcore einordnen könnte, wobei teilweise (vor allem beim 1. Song) auch mit Samples gearbeitet worden sein dürfte. Die Meute reagierte enthusiastisch, wobei auch ich bekennen muss, dass mir CLEAREOL mit zwei Gitarren besser gefallen, als mit einer, da der Sound so einfach an Intensität dazugewinnt. Zum Abschluss des Gigs wurden noch die beiden INFERNAL-Members Franz Pöhn (dr.) & Christian Fischereder (Bassist & Sänger von INFERNAL), die früher eben auch bei CLEAREOL tätig waren, auf die Bühne geholt, um die Songs "upon the roof" und "day off" (von der Single "Bridge"), sowie einen meiner absoluten Favoriten "Krebs" (von "Inside") darzubieten. Alles in allem eine feine Show der Legende.
Den Abschluss des Konzertes durften INFERNAL setzen, eine Band, die damals einen ähnlich Karriereweg wie CLEAREOL hinlegte. Mitte der Neunziger als Death-Metal-Band gegründet, kreierten sie über die Jahre hinweg einen ziemlich eigenständigen Stil, den ich als abwechslungsreichen Thrashcore inkl. Keyboardparts & (sporadisch eingesetzten) Deathgrunts beschreiben würde. Im Sommer des Jahres 2000 kam es zu drastischen Umbesetzungen, und die bis dahin ganz erfolgreiche Band (Gig vor MACHINE HEAD; Konzerte in ganz Österreich etc.), beschritt neue musikalische Pfade. Sprich: Sie entwickelten sich in Richtung New Metal weiter. Nachdem ich die alten INFERNAL sehr schätzte, war ich von dem massiven Stilwechsel eher weniger begeistert. Tja, um ehrlich zu sein hatte ich mit Vorurteilen zu kämpfen, da ich ja wusste, dass INFERNAL on stage nicht mehr diese unglaubliche Energie und auch nicht mehr diese Brutalität vergangener Tage an den Tag legen würden, da sie eben über keinen 2. Gitarristen und keinen 2. Sänger (Grunzer.) mehr verfügen. Wie schon erwähnt, sind die Pop-o-Drom-Sieger 2000 INFERNAL jetzt im Lager des New Metals heimisch, d.h. der Sound erscheint jetzt weitaus mehr springkompatibeler, teils melodischer, und wird von nun an mit Samples bereichert. Besonders hervorgehoben sollte noch auf alle Fälle der Gesang werden, der sehr abwechslungsreich und sehr kraftvoll und versiert gestaltet wurde. Und je länger der Gig dauerte, desto mehr verschwanden meine Vorurteile, denn INFERNAL sind noch immer als sehr fähige Musiker anzusehen und sicher auch als ebenso gute Komponisten. Allen Bedenken zum Trotz überzeugte mich das Trio also doch noch voll und ganz, so dass die stilistische Kurskorrektur als gelungen anzusehen ist. Neue Tracks wie "silent sadness" oder "prospective fears" verfügen einfach über das gewissen Etwas, was auch am tollen Organ des Sängers liegen dürfte. Sicher könnte man der Band jetzt vorwerfen, dass sie auf einen aktuellen Trend aufgesprungen ist. Dem muss aber entgegengehalten werden, dass mir in Österreich, wo es schon zahlreiche KORN-Klone geben dürfte, kaum eine andere Band bekannt ist, die New Metal auf so einem hohen Niveau zu zelebrieren vermag. (inkl. teils sehr eingängiger Refrains.) Abgeschlossen wurde der gute Gig mit einem Song von der "Naked Thoughts"-CD namens "Space, Time and Causality". Der Stilwechsel ist jedenfalls als geglückt zu betrachten, obwohl man sich vielleicht fragen sollte, ob der Name INFERNAL noch zu dieser Art von Musik passt, da dieser (bei Personen, welche die Band noch nicht kennen) unter Umständen Assoziationen zu Death Metal hervorrufen könnte. (Nur so ein Gedanke!) Am Ende soll an dieser Stelle allen Aktiven, die dieses Jugendzentrum und auch diese Veranstaltungen ermöglich haben, natürlich ein Kompliment ausgesprochen werden.


Hutti
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Beitrag vom 11.07.2001
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