ROCK IM SIXPACK PART ONE: RED   KRAUTSCHäDL    SILENT CRY    PLASTICUBE   BUZZ7   SIEGALL   THE SMILING SUNRISE BAND   CRUCIBLE  
30.09.2005 @ Alter Schl8hof

Zwei Jahre nach der Premiere hat sich das ROCK IM SIXPACK-Spektakel, für dessen Organisation nach wie vor Werner Bauer und Co. verantwortlich zeichnen, längst zu einem unverzichtbaren Fixpunkt im oberösterreichischen Festivalkalender etabliert, und jeden Herbst strömen Heerscharen von Fans zu dieser Veranstaltung in den Schl8hof, um sich von den musikalischen Fertigkeiten der in den Schl8hofkatakomben probenden Formationen selbst ein Bild zu machen.

Als Opener des dieses Mal übrigens auf zwei Tage ausgedehnten Events wurden kurzerhand CRUCIBLE auserwählt, eine junge, dreiköpfige Kombo aus der näheren Umgebung, die trotz ihrer Jugend schon über beachtliche Spielfähigkeiten verfügt, und in etwa die stilistischen Anforderungen der Kategorie New Rock erfüllt. Moderner, hörenswerter Alternative Rock also, der aber nicht zu sanft besaitet erscheint, sondern durchaus auch mit scharfen Ecken und Kanten versehen wurde. CRUCIBLE wird übrigens eine geistige Nähe zu einer christlichen Freikirche in Wels nachgesagt, was sich auch im Outfit (Kreuz, „Jesus“-Kappe) sowie einem klaren Bekenntnis zu ihrem Glauben wiederspiegelte.

Danach war THE SMILING SUNRISE BAND an der Reihe: Der Name der Band lässt wohl nicht allzu viel Interpretationsspielraum, was die musikalische Ausrichtung angeht: It`s Reggae time! Und obwohl der jamaikanische Nationalsound normalerweise beileibe nicht zum meinen erklärten Favoriten zählt, belehrten die Jungs Zweifler wie mich eines Besseren: Ihre coole Melange aus Rock- und Reggae-Klängen strahlt durchaus ihren Reiz aus, keine Frage: In dieser Kombo schlummert jedenfalls ein gehöriges Maß an Potential, was überaus starke Stücke wie „Kleiner Junge“ eindrucksvoll belegen. Wenn auch diese Formation die nötige Zähheit an den Tag legt, um konsequent ihren Stil zu verfeinern und auch so manchen Tiefschlag überwindet, können sich durchaus auch noch mehr Achtungserfolge einstellen.

SIEGALL, die Formation des Welser Musikerurgesteins und Produzenten Siegfried Loidl, enternte als nächster Act die Bühne. Derzeit agiert die Band in einer Dreierformation: Neben dem Mastermind Loidl (v,g) gehören auch Veranstalter Werner Bauer (b) und Aswan Sharif (F.B.I.) am Schlagzeug zum Line-Up. Seit jeher versuchen SIEGALL auf durchaus originelle und vor allem eigenwillige Art und Weise literarische Ergüsse von Größen wie Ingeborg Bachmann bis Peter Feichtinger mit ebenso anspruchsvollen Funkrocksounds passend zu unterlegen. Und auch an diesem Abend zeigte sich, dass diese Kombination durchaus vielversprechend funktionieren kann.

Vor etwas mehr zehn Jahren, als Österreich bedingt durch den weltweiten Erfolg von Superstars wie NIRVANA, PEARL JAM oder ALICE IN CHAINS einen flächendeckenden Grungeboom erlebte, sprossen auch hierzulande von den Helden aus dem fernen Seattle beeinflusste Formationen wie Pilze aus dem Boden. BUZZ 7, die als nächste Gruppe die Bühne bestiegen, traten gewissermaßen vor einigen Jahren das Erbe zweier einstiger Hoffnungsträger der Sparte Grunge in OÖ an: Nach dem Ende der Linzer Kombo PROCHOICE wollten es der Gitarrist Wolfgang Schallmeiner sowie der Sänger/Bassist Christian Harreither erneut wissen, und formierten gemeinsam mit dem einstigen Schlagzeuger der ebenfalls aufgelösten Welser Band SICK ORANGE, Michael Heiss ( u.a. auch LITTLE WING etc.), die Band BUZZ 7. Von den Grungewurzeln früherer Tag hat sich die Band fast gänzlich entfernt, heute widmet man sich vielmehr, dem Kreieren hochwertiger, sanfter, und angenehm ins Ohr gehender Indie Pop/Rock-Stücke. Kürzlich erschien auch der erste Longplayer Longplayer der Band, der den Titel "Bruce" trägt, und an diesem Abend natürlich gebührend präsentiert wurde.

Weiter ging es im Programm mit PLASTICUBE, einer Formation, deren Mitglieder über ganz Österreich verstreut wohnen, was regelmäßige Proben natürlich nicht möglich macht, aber dennoch kann man bereits einige Höhepunkte in der Biografie verweisen: Im Vorjahr erschien mit „Odem“ das Debutalbum der Gruppe, das von der Fachpresse durchaus mit Wohlwollen registriert wurde, und trotz der bereits erwähnten Distanz zwischen der Wohnorten der Mitglieder blieben PLASTICUBE-Gigs zwar überaus rar, aber dennoch hatte die Gruppe im Vorjahr die große Ehre, im Vorprogramm von ALTER BRIDGE aufzutreten. Die Anfänge der Gruppe gehen übrigens bereits in das Jahr 1999 zurück, als Gitarrist Boban Milunovic (Ex-ARMOURGEDDON/FEED MY ANIMAL), der sich auch als Produzent bereits einen Namen machte, für seine neuesten Songkreationen geeignete Mitstreiter suchte: Mit Sänger Kevin Krennhuber (Ex-SYCAMORE), der Tiroler Bassistin Barbara Pletzenauer (FESCH), die live allerdings von einem anderen Bassisten ersetzt wird, Drummer Andi „Zan“ Gatterbauer (Ex-BULBUL etc.) sowie DJ Piotr (SCHNEIDERBERG) an den Turntables war das Line-Up bald komplett.
Solch unterschiedliche Charaktere ergeben zwangsläufig einen Sound, den zu kategorisieren schwer fällt: Technisch anspruchsvoller Alternative Rock/Grunge mit gelegentlichen Ausflügen in elektronische Klangwelten. Ein hochmoderner, feiner Sound, der obendrein überaus professionell ins Szene gesetzt wurde, allerdings für meinen Geschmack ein wenig Tiefgang vermissen lässt, was allerdings auch eventuell daran liegen könnte, dass die Songs ein paar Durchläufe benötigen, um sich in aller Pracht entfalten zu können, was live on stage naturgemäß nur schwer möglich ist. Alles in allem aber eine erwartet souveräne Show.

Danach durften die alten Recken von SILENT CRY für musikalische Kontraste sorgen. Die von Fritz „The Rocktiger“ Mayr gegründet Gruppe frönt nämlich seit vielen Jahren mit großer Hingebung dem Bluesrock im Geiste der 70er. Mastermind Mayr hat die Band zwar schon lange aus gesundheitlichen Gründen verlassen, aber die übrigen Mitglieder segeln unentwegt weiter unter der Flagge des Bluesrock, aber auch Rythmn And Blues. Im Vorjahr hießen SILENT CRY einen neuen Bassisten namens Aggi Janotka in ihren Reihen willkommen, wobei Marion Puncenc (Ex-SURRENDER) den Bass gegen das Mikrophon eintauschte, um fortan gemeinsam mit Freddy Antlantis die Vocals übernimmt. Auf der Bühne verstärkten sich SILENT CRY außerdem mit Gastmusikern wie Mike Kästner (Betreiber des Lokales Take 5), und rockten munter drauflos, und lieferten ein weiteres Mal den Beweis, noch lange nicht zum alten Eisen zu zählen, wobei ihre Performance natürlich mit zahlreichen Coverversions wie u.a. „Ride on“ (AC/DC) uvm. garniert wurde.

Als nächster Programmpunkt stand die Show der heimlichen Headliner an, der wohl für einen Gutteil der Zuschauer der Hauptgrund ihres Erscheinens darstellte: Die Rede ist natürlich vom Welser Trio KRAUTSCHÄDL, das vor zwei Jahren bei eben dieser Veranstaltung erstmals öffentlich in Erscheinung trat. Und binnen weniger Monat fanden immer mehr Menschen Gefallen an dem eigentümlichen Sound, der die Stile Alternative/Funk/Alpenrock bis Reggae geschickt in sich vereint, ohne dabei aber auch nur ansatzweise aufgesetzt zu wirken. Im Gegenteil: Wer das Glück hat, KRAUTSCHÄDL live zu erlebt, der verliert sich in dem Irrglauben, es wäre die einfachste Sache der Welt, Songs auf so einem schwindelerregend hohen Niveau zu komponieren. Neuerdings sind die drei Jungs bei Sony Records unter Vertrag, und das Debutalbum wird für kommendes Jahr erwartet. Auch an diesem Abend feierten KRAUTSCHÄDL dank mitreißender Songperlen wie beispielsweise „Zeit zum Denga“ uvm. ein furioses Heimspiel. Der Schl8hof war nicht nur äußerst gut gefüllt, nein, die Jungs wurden nach allen Regeln der Kunst abgefeiert.

Den Schlusspunkt durften RED setzen. Mittlerweile war schon längst ein neuer Tag angebrochen und ein Großteil der Besucher hatte bereits nach der Show von KRAUTSCHÄDL den Heimweg angetreten, aber davon ließen sich solch routinierte Musiker wie jene drei Herren von RED nicht aus dem Ruhe bringen. Vorerst galt es erst einmal einen langgezogenen Soundcheck zu zelebrieren, ehe man die Hallen des Schl8hof mit wohlklingenden, einprägsamen Alternative Rock-Sounds beschallteund bei den wenigen noch Anwesenden auf denkbar euphorische Reaktionen stiess.

Dank gebührt an dieser Stelle Werner Bauer und seinem Team für diese einzigartige Veranstaltung, die jedes Jahr mehr Anklang findet!


Hutti
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Beitrag vom 05.12.2005
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