DEATHBORN   BITTERNESS    YARVIS    CRUSADE   
26.11.2005 @ Hafen

Da die früheren „Axe Attacks“ ohne meines Wissens an mir vorbeigezogen waren, durfte ich mir wenigstens das diesjährige Konzert nicht entgehen lassen. Nachdem Kälte und Schnee erfolgreich verhindert hatten, den Anfang von CRUSADE mitzubekommen, bekam man gleich den nächsten Dämpfer: Die Anzahl der Gäste überschritt kaum die 50-Mann-Grenze. Hier bekam man viel Spielraum zum Spekulieren, schlechte Bands? Unfähiger Veranstalter? Wohl kaum, vielmehr dürfte die Vielzahl an Konzerte an diesem Tag der Grund gewesen sein, die die Tiroler Szene spaltete.

CRUSADE jedenfalls schien es, wie einst zu Beginn des Jahres in Landeck, wenig zu stören und zogen mit aller Macht ihr Ding durch, das viel ausgereifter klang, als ich es von ihnen gewöhnt war. Und auch den Nachteil, dass die meisten Metaller offensichtlich wegen des Thrashes und nicht des Cores kamen, glichen sie gegen Ende den Death Metal lastigen Sound leicht wieder aus. Die Zweistimmigkeit verhinderte zusätzlich jegliches Aufkommen von Monotonie. Versuche, zusätzlich mit Ansagen zu punkten, waren von Vornherein zum Scheitern verurteilt, da man aus den Nachbarhallen allerhand humoristische Töne empfang - von einem Volksmusik Blasorchester bis zu Goa, reichten die Störgeräusche. In Sachen Performance selbst hatte aber alles geklappt und auch die Einstellung war meinem Gehör nach einwandfrei. Hoffentlich sieht man die bisherigen Problemchen nicht als ernsthaften Anlass, Tirol den Rücken zuzukehren und präsentiert sich bald wieder auf unseren Bühnen.

Nach längerer Umbauzeit fand auch YARVIS etwas nach 21 Uhr den Weg zur Bühne und füllte innerhalb kürzester Zeit die Front, mit ausdauernden Headbangern. Gespielt wurde fast ausschließlich das neue Demo, welches man hier präsentierte und augenscheinlich gut aufgenommen wurde. Aber auch wenn man nichts anderes sagen konnte, als dass sich die Qualität gegenüber älteren Aufnahmen stark gesteigert hatte, vermisste ich ein bisschen das geordnete Chaos der 2003er Songs. Die Stimmung war großartig und kochte regelmäßig zwischen den Ansagen über, teilweise wegen der leicht schrulligen Aussprache des Sängers, aber vor allem wegen eines etwas angetrunkenen Mitmetallers, der lautstark auf die Übergabe eines „Zipfer T-Shirts“ bestand, welches ihm jedoch nicht gewährt wurde. Am meisten Sympathien konnte man jedoch mit dem SLAYER-Cover „Season In The Abyss“ einheimsen und auch ein mir nicht bekanntes S.O.D.-Cover wurde zum Besten gegeben.

Nach einer halben Stunde voller aggressiven Thrash, räumte man die Bühne für BITTERNESS, die an diesem Abend die melodiöse Seite des Genres verkörperten. Und dies taten die Deutschen mit voller Leidenschaft. Die Musik ernst nehmen, sich selbst aber nicht, schien die Devise zu lauten und man versuchte sich mit schüchternem Wortwitz, in die Köpfe des Publikums zu spielen. Vom Gelingen konnte man aber nur teilweise reden, da die kleine metallische Schar ein wenig an Berührungsängsten zu leiden schien. Wenigstens konnte man musikalisch punkten, das auffällige Bassspiel verbunden mit dem black-metallischen Gekreische, verlieh dem Sound etwas Exotisches, auch wenn der Bass um ein Vielfaches zu laut eingestellt war. BITTERNESS war wegen des geringen Andrangs sichtlich irritiert und teilweise entmutigt, vor allem da die Bemühungen um ein Moshpit nicht fruchteten, aber mit einem Metaller hatten sie eine besondere Freude und spielten für ihn Zwei Mal sein imaginäres Wunschlied „Sarah Paxton“. Mit gemischten Gefühlen und SEPULTURAS „Troops Of Doom“ verabschiedete man sich nach fast einstündiger Spielzeit.

Also war nur noch DEATHBORN übrig, die zwar wieder ein paar Leute nach vorne lockten, aber mir musikalisch zuwider waren. Zu berechnend und monoton dröhnte es aus den Boxen. Auch das ewige Rumgenörgle zwischen den Songs wirkte nicht sehr sympathiefördernd. DEATHBORN selbst bezeichnen ihre Musik als technischen Brutal Death, aber live schien man mehr eine an den Hardcore angelehnte Attitüde zu präsentieren, was heutzutage im Metal immer moderner wird und vielleicht deshalb zusätzlichen Anklang fand, aber der Auftritt selbst schaffte es meinem Eindruck nach nicht, den Durchschnitt des Abends zu halten.

Zusammengefasst war das Konzert großartig, man konnte zwei Unterground-Thrash-Formationen in Höchstform erleben und auch die Liebhaber härteren Klangs kamen auf ihre Kosten, selten gab es so wenig zu bemängeln, nur der ausbleibende Menschensegen drückte etwas auf die Stimmung.


Lenny
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Beitrag vom 03.12.2005
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