MORTICIAN   AKERCOCKE   BLOOD RED THRONE  
18.10.2005 @ Arena

„Akercocke sind englische Gentleman aber wahre Böse. Im Gegensatz zu den schwarz-weiß angepinselten Pandabären aus Norwegen oder sonst woher, die so tun als wenn sie Satanisten wären, sind Akercocke wirklich böse. Akercocke haben völlig durchschaut, was am Satanismus und dem passenden Soundtrack so beängstigend ist und liefern ihre eigne Interpretation von Black Metal ab, bei welcher sich Pseudos in die Hosen scheißen.“ – so die Ankündigung auf der Arena-Homepage. Ein Seitenhieb auf den penetrant nach Benzin riechenden GORGOROTH–1349-Gig im Planet am Vortag? Nun, pseudoböse war dieser auf gar keinen Fall, eher schon sehr, sehr gut (siehe auch unser Review dazu) – aber was AKERCOCKE an diesem Freitag im Planet aufführten, war wahrhaft allererste Sahne. Auch MORTICIAN und BLOOD RED THRONE konnten überzeugen.

Die norwegischen Death-Metaller um Black-Metal-Legende Tchort (Ex-EMPEROR, Ex-SATYRICON, jetzt CARPATHIAN FOREST) von BLOOD RED THRONE lieferten den Einstieg, und das auf sehr gelungene Weise. Ich hege zwar immer gewisse Zweifel, wenn Ur-Blacker zum Death Metal schwenken, da sie meiner Erfahrung nach zwar durchaus guten, aber nie so ganz mitreißenden Death produzieren, siehe etwa ZYKLON – und auch BLOOD RED THRONE selbst hatten mich mit ihrem Auftritt am Fuck the Commerce VIII durch eher statisches Bühnengehabe nicht restlos überzeugen können. Anders an diesem Abend: BLOOD RED THRONE wirkten begeistert, lieferten ein durchwegs beinhartes Brett (guter Drummer!) und hatten die Lacher auf ihrer Seite – nicht wenige Besucher schienen gerade von den Norwegern angezogen worden zu sein, und das zu Recht.

Im Vergleich zur Macht von AKERCOCKE aber doch der deutlich kleinere Act – die noblen Insulaner spielten alle anderen gnadenlos an die Wand und sorgten mit krassestem, technischstem und zeitweise atemberaubend schnellem Progressive Death/Black für heruntergeklappte Kinnladen, wildes Gebange (zumindest nach einer Eingewöhnungsphase in ihre mitunter hochkomplexe und nicht ganz leicht nachvollziehbare Rhythmik) und tosenden Beifall. Ja, AKERCOCKE waren weit härter und wilder als von ihren Aufnahmen bekannt (wobei ich gestehen muss, diese nur Ausschnittweise zu kennen) – die cleane Stimme und ruhigeren Teile waren zwar vorhanden, das göttliche Blast-Gebolze überwog aber klar – was auch daran liegen mag, dass AKERCOCKE ihre epischen Kompositionen für Livezwecke gestrafft hatten?! Aller Raserei zum Trotz wirkten AKERCOCKE doch stets überaus elegant und sehr souverän, erfrischend außergewöhnlich, verspielt wie NILE, pechschwarz wie ARKHON INFAUSTUS, künstlerisch wie OPETH und doch mit keiner anderen Band wirklich vergleichbar; außerdem sehr sympathische Leute. Ganz klar: Ein Highlight des Jahres!

Für alle, die es noch nicht wissen: MORTICIANS Will Rahmer sitzt seit kurzem in Haft: Er hat in Polen ein Taxi gekidnappt. Folglich canceln MORTICIAN auch alle weiteren Tourtermine – aber Wien kam noch in ihren Genuss: Mit BLOOD RED THRONE und AKERCOCKE-Mitgliedern an Vocals und Bass. Was Rahmer zu dieser seltsamen Aktion verleitet hat, bleibt unklar, und natürlich war es schade, dass er fehlte; dennoch hatte die zwangsweise Umsetzung des MORTICIAN Live-Sets in Jam-Session-Atmosphäre sehr viel Charme. Gerade der AKERCOCKE-Vokalist machte sich als Low-End-Grunzer recht gut. Und so regierte noch eine zünftige Orgie stumpfsten Horrorfilm-Geknüppels die kleine Halle der Arena: zweiminütige Intros, einminütige Songs, tiefstgestimmtes Gitarrengebrüll, Drumcomputerartiges Highspeed-Geholze (Respekt an den Drummer, der in mörderischer Präzision die rasende Maschine nachahmte – auch wenn er dabei nicht viel anders als ein Drumcomputer klang), und auch noch einiges Gemoshe und Gebange. Nach einer Anspruchsorgie der Marke AKERCOCKE freilich unendlich primitiv wirkend, aber dass ist für den Anspruch MORTICIANS wohl kaum negativ, und hier auch nicht so gemeint. Jedenfalls: Ein ganz großes Konzert!





marian
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Beitrag vom 23.11.2005
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