VIENNA BLOODFEST V MIT WASTEFORM   INSIDIOUS DECREPANCY   SMASHED FACE   BLOODFEAST    HUMAN PESTICIDE   
25.10.2005 @ Viper Room

Runde Fünf für das VIENNA BLOODFEST: ein exotisches Package amerikanischen und tschechischen Brutal Deaths, namentlich WASTEFORM, INSIDIOUS DECREPANCY und SMASHED FACE, unterstützt von den beiden steirischen Kapellen BLOODFEAST und HUMAN PESTICIDE. Na, irgendeine Band erkannt?! Nach dem, was es im Vorfeld dieses Konzerts an Userkommentaren zu lesen gab nehme ich an, dass die lokalen Truppen noch am geläufigsten waren. Wer es dennoch gewagt hat an diesem Abend ins Monastery herabzusteigen wurde jedenfalls positiv überrascht!

Der St. Eiermärker HUMAN PESTICIDE grindiger, grindiger Grind dürfte diesmal noch um ein paar Ecken grindiger ausgefallen sein: Grund war der Ausfall des Drummers, doch HUMAN PESTICIDE lieferten kurzerhand eine lärmig-ausgelassene Session mit einem kurzfristig eingesprungenen Zeugler, die genauso lang dauerte wie mein Kebab. BLOODFEAST spielten dann wesentlich ausführlicher und boten eine Black/Death-Kombination. BLOODFEAST habe ich eher zwiespältig in Erinnerung: Einerseits kam die melodische Gitarrenarbeit und die aggressive, kreischende Stimme recht überzeugend, andererseits wirkten die straighten Passagen auf mich nicht eben mitreißend, da etwas gewöhnlich. Das Publikum ließ sich durch die geflötete Bitte, doch etwas vorzurücken, jedenfalls nicht wirklich überzeugen, zudem hatte die Band zu diesem Zeitpunkt noch mit dem Sound zu hadern.

SMASHED FACE aus Tschechien brutal-deathten dann wie die jungen Hunde: Der Spaß an der Sache, die sich irgendwo zwischen DISGORGE und CANNIBAL CORPSE ansiedeln lässt, war der Band deutlich anzusehen. Heftige Blasts, gurgelnde Vocals, Mosh-Parts; alles ganz so, wie es das Lehrbuch des Death-Grind verlangt, nicht wirklich außergewöhnlich, aber mit Liebe umgesetzt.

Doch dann kam der Alleinunterhalter Shawn Whitaker alias INSIDIOUS DECREPANCY über uns, und alles andere wurde zweitrangig – denn INSIDIOUS DECREPANCY zeigten sich als wahre Sensation! Brutal Tech-Death im Geiste von Bands wie DEEDS OF FLESH und NECROPHAGIST, eine einzige Orgie wildester Taktwechsel, die trotzdem bestrickend catchy und bangbar sind, untermalt von perversem Gekreische und Gegrunze von tief bis ganz, ganz tief – und das, wie gesagt, von einem einzigen Mann! Ein wahrlich erinnerungswürdiges Bild, wie der wahnsinnige Texaner nur mit einem Drumcomputer im Rücken seinen vertrackten Sound zelebrierte, und das in nach einem Kniefall schreiender Präzision, obwohl der gute Shawn zuvor kein Kostverächter war. Und die Herzen flogen ihm zu, bangende Häupter, begeisterter Beifall, lautstarke Anfeuerungen, Zugabe-Forderungen – INSIDIOUS DECREPANCY freute es sichtlich, und wieder: Drumcomputer starten, click-click-click-click, eine weitere Orgie rhythmischer Verschiebungen der abgedrehtesten Art.

Freilich, der Drumcomputer war mehr als deutlich als solcher zu erkennen, die Musik von INSIDIOUS DECREPANCY wirkt fast wie am Reißbrett konstruiert, und einem allein Agierenden bleibt kaum Spielraum für Abwechslung durch Zwischenteile oder Soli. Aber gerade weil INSIDIOUS DECREPANCY so minimalistische, reine Gitarrenmusik bietet, so verbissen auf krassen Wechseln beharrt und die Sache beinhart alleine durchzieht, ist er so außergewöhnlich. Ja, so eine Überraschung kann man erleben, wenn man keine Band des Abends kennt! Die Zugabe war übrigens von INFANT JESUS BUKKAKE, einem Sideproject des vielbeschäftigten Herrn.

Die New Yorker Helden von WASTEFORM headlineten dann würdig, auch wenn nach dem vorigen Sturm etwas konservativer wirkend, aber jedenfalls sehr zünftig. Geboten wurde – na, was wohl? – brrrrruuuutal Death Metal, der den Ansprüchen mehr als zu genügen wusste. Beeindruckend die Bühnenpräsenz des WASTEFORM-Grunzers, eine raumgreifende Gestalt, stimmlich sehr brutal unterwegs. Ein kleiner Moshpit kam auch noch zustande, wenn auch eher sanfterer Natur, obwohl WASTEFORM natürlich, wie es sich für Amis geziemt, vehement den Circle-Pit einforderten. Egal, man hatte gut gefeiert!

Resümee BLOODFEST V: Nicht gerade viel Publikum, was angesichts der Unbekanntheit der Bands nicht unbedingt verwundert, aber gerade gegen Ende hin große Begeisterung. Der Alleinunterhalter INSIDIOUS DECREPANCY der Abräumer des Abends, WASTEFORM und SMASHED FACE solider Brutal Death, wobei erstere doch routinierter, mächtiger und konsequenter wirkten, zweitere aber mit Jugend und Begeisterung punkten konnten. BLOODFEAST wie gesagt teils-teils, HUMAN PESTICIDE – Kebab.



marian
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Beitrag vom 01.11.2005
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