BASTARD PEELS    HINDOSLEM   
07.10.2005 @ Shelter

Den Anlass für das freitagabendliche Stelldichein im Shelter boten die kürzlich erschienen Alben von HINDOSLEM („The Year Of Tainted Visions“) und BASTARD PEELS („Fishfuckstuck“) und ich bin mir sicher, dass nach Ende der zwei energiegeladenben Shows einige Exemplare davon weggingen. Warum? Lest.

HINDOSLEM sind ja schon seit einiger Zeit unterwegs. Mit verschiedenen Namen (ursprünglich hieß die Band SPIT), in verschiedenen Line Ups (zurzeit als Trio) und mit verschiedenen Stilen (vor ein paar Jahren ließen sie sich noch problemlos in die Schublade Crossover/Nu Metal einordnen, was ich mich so erinnere…) haben die Wiener schon einige Auftritte absolviert und diese Routine merkte man ihnen auch an: neben Spielwitz und überzeugender Bühnenshow waren es vor allem die lockeren Übergänge, meist kommentiert vom fast schon kabarettreifen Bassisten Andi, die bewiesen, dass die Jungs zwar jung, aber alles andere als grün hinter den Ohren sind. Deswegen haben sie ja auch unter anderem den letztjährigen Emergenza-Bandcontest gewonnen. So weit, so gut. Das hinter dieser Auszeichnung aber mehr als Bühnenpräsenz und ein bissl Schmäh steht, auch davon konnte man sich im Shelter überzeugen. Die musikalische Ausrichtung HINDOSLEMs hat sich mit den Jahren von den oben angesprochenen Wurzeln Richtung Emo Core, von Mithüpf-Rhythmen zu teilweise noisiger Sperrigkeit, teilweise melodischer Greifbarkeit, die durch energiegeladenen Vorwärtsrock zusammengehalten wird, entwickelt. Alles in allem also eine durchaus überzeugende Darbietung.

Die zweite Band des Abends stand dem in nichts nach, ich würde sogar sagen, sie setzte der Performance von HINDOSLEM noch einen drauf. Dabei bin ich mir aber bewusst, dass das vielleicht einige anders sehen werden, den BASTARD PEELS steht in erster Linie für Eigenständigkeit und Kompromisslosigkeit und vor allem mit ersterem ist es bei den Musikkonsumenten bekanntlich so eine Sache…
Ebenfalls in Dreierbesetzung angetreten spielten BASTARD PEELS einen atemberaubenden Gig, bewegten sich zu ihrer nicht unbedingt leichten Kost so viel das eben auf der kleinen Bühne des Shelter ging und man merkte: da steckt Energie dahinter. Musikalisches Fundament ist hier ein dreckiger und heruntergestimmter Sound zwischen Chaotencore à la CONVERGE, nachdem deren Gitarrist den Tremolohebel entdeckt hat, SEPULTURA, wenn sie schon zu „Roots“-Zeiten Strats verwendet hätten und einigen frühen Seattle-Vermächtnissen (ich denke da an NIRVANAs „Bleach“ oder SOUNDGARDENs „Louder Than Love“), darüber kommt allerdings hauptsächlich eine recht hohe, immer wieder sogar „richtig“ gesungene Stimme, die fast schon in Chris Cornell-Gefilde (als der bei SOUNDGARDEN noch nicht von Experimentierfreude Abstand nahm) vorstößt und gelegentlich von ein wenig Death Metal-Proll-Gegrunze kontrastiert wird. In dieser Mixtur liegt nun der Sprengstoff, der BASTARD PEELS, so interessant macht: für die einen zur Eröffnung hitziger Grundsatzdiskussionen, denn den einen passt das Gegrunze nicht, die anderen mögen zwar das chaotische, finden aber, dass der Gesang nicht dazu passt und für wieder andere hat „Sprengstoff“ im Zusammenhang mit BASTARD PEELS eine gänzlich andere Bedeutung: diese Musik ist der Stoff, der dir einen Scheitel bläßt, dich vom Hocker haut und die „really mind blowin’“ ist, um noch g’schwind einen Anglizismus rein zu bringen… Und ja, auch optisch wirken die drei Herren mit dem etwas anderen Humor ein wenig eigen, aber durchaus professionell.
Meiner Meinung nach jedenfalls ist es genau die Kombination aus einer Strat, die klingt, als würde sie vom Ding aus dem Sumpf mit allen Reglern auf 12 gespielt werden, einem Schlagzeug und einem Bass, die donnern, dass Bonzo im Himmel Angst und bange wird, und einem Gesang, der wunderbar Emotionen zum Ausdruck bringt, die BASTARD PEELS zu einer auf jeden Fall im Auge zu behaltenden und den Kollegen größerer Magazine sowie Labels ans Herz zu legenden Band macht.


Kronos
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Beitrag vom 14.10.2005
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