SLAYER   DISBELIEF   THE DUSKFALL  
29.06.2005 @ Arena

Kaum mehr als eine Woche nachdem uns mit BLACK SABBATH in Originalbesetzung quasi die Erfinder des Metals livehaftig beschert wurden, machte diejenige Band in der Arena halt, die einstmals mit Hassbatzen wie „Haunting The Chapel“, „Show No Mercy“ und natürlich „Reign In Blood“ den Metal auf eine völlig neue Stufe der Radikalität hob und damit den Weg für ungeahnte Wahnsinnstaten ebnete – SLAYER, seit nahezu 25 Jahren dabei, und wie es scheint kein bisschen müde.

Dass die Open-Air-Show sehr früh angesetzt war (Schluss vor 23:00), gab Anlass zur Vermutung, SLAYER seinen halt doch schon so alt, dass sie zeitig ins Bett müssten – was sich spätestens bei ihrer energischen Show als unbegründete Lästerung erwies. Aber blöde Sprüche hin oder her, der Zeitplan war wirklich verdammt tight, und pünktlich wie die Eieruhr legten um 19:00 THE DUSKFALL los, um die Veranstaltung in die Gänge zu bringen. Musikalisch gab es an den munter thrashenden Schweden (aus Luleå) auch nichts auszusetzen: Frisch und spielfreudig rotzten die Mannen dieser recht jungen Band ihr knappes Programm runter. Allerdings wirkten sie auch ein bisschen starr und waren damit eben keine großen Partyhengste, was der Stimmung einen gewissen Abbruch tat. Von der Mucke her kann man sich wie gesagt THE DUSKFALL, die ein stilistisch buntes Potpourrie aus allem was namhaft und aus Göteborg kommend ist, spielen, aber durchaus geben. [Die Herrschaften sind musikalisch durchaus gut rübergekommen, der Sound war mittelmäßig, aber die Show war die Langweile pur - Anm. Gore]

Die lauschige Wiese im Arena-Hof füllte sich allmählich, und die zweitgereihten DISBELIEF nahmen den Faden auf. Death-Metal-Core stand auf dem Programm, eher klassich-metalige Passagen mit tiefen Vocals wechselten sich mit melodischen Parts mit cleaner Stimme, die eher in Richtung Emo bzw. „modernen“ Metal gingen, ab (ein Schelm, wer an das Unwörtchen „Nu“ denkt). Jaja, das mag ich nicht so, ein bisschen zu viel Hüpf-Metal für meinen Geschmack. Eine solide Bühnenpräsenz samt einem energischen Sänger sind DISBELIEF aber auf jeden Fall anzuerkennen. Aber ich lasse da besser jemanden ran, der damit was anfangen kann – Gore?
[Die Fachpresse kann sich ja kaum halten, wenn der Name DISBELIEF fällt. Keine Gazette von Dortmund bis Unterstinkenbrunn war es müde, die letzten Outputs der Deutschen über den grünen Klee zu loben. Was sich wieder mal live bewahrheiten sollte war, dass die Band genau zwei Sachen perfekt auf den Punkt bringen kann und das sind Emotion und Energie. Emotion, die sich in zähflüssigen, hasserfüllten Eruptionen offenbart – ihr seid doch ohnehin alle vorne gestanden und habt den Wahnsinn in den Augen des Fronters blitzen gesehen! Auf der anderen Seite Energie, die besonders live durch den hypnotisch, peitschenden Charakter der Musik von DISBELIEF gut zum Ausdruck kommt. Das und nichts anders haben die fünf sympathischen Deutschen in der Arena vom Stapel gelassen, und das haben sie verdammt gut gemacht und zwar egal ob Songs vom aktuellen Album „66Sick“ angestimmt wurden oder Band-Klassiker wie „God Master“. Ein kurzes Gespräch mit Fronter Karsten vermittelte auch einen zufriedenen Eindruck über die gespielte Show. - Gore]

Die Dämmerung brach herein, und die kollektive Bewegung in Richtung Bühne machte klar: jetzt geht’s erst richtig los. Und dann enterten sie die Bühne, die vier wackeren Metal-Helden, denen die Banner mit dem Adler und dem Schwert-Pentagramm galten – the one and only SLAYER, mit Dave Lombardo an den Drums auch wieder in ursprünglicher Anordnung, und sichtlich mit Vergnügen dazu bereit, uns die nächsten eineinviertel Stunden kräftig das Mus aus dem Schädel zu prügeln. Mit „Disciple“ wurde eröffnet, um bald in klassische Gefilde zurückzukehren: „Black Magic“, „War Ensemble“, „Seasons In The Abyss“, „Necrophiliac“, „Postmortem“, „Chemical Warfare“ – allesamt Gassenhauer, die die Menge zum Kochen brachten: Der Moshpit ward stets gut beschickt mit verletzungswilligen Freaks, und bangende Häupter und Horns beugten sich vor den mächtigen SLAYER bis in die hintersten Reihen. Dort wurde auch festgestellt, dass sich zu SLAYER gut ein Tänzchen wagen lässt – gö Raff? Die meisten feierten die Kulthymnen aber auf etwas konservativere Weise ab – Titel vom Kaliber eines „Raining Blood“ oder „South Of Heaven“ gaben genügend Anlass dazu. „Kinder, manchmal müsst ihr für euer Land, für Friede und Freiheit kämpfen“, leitete ein inzwischen mit einer buschigen Gesichtszierde veredelter Tom Araya den „Mandatory Suicide“ ein. Überhaupt erwies sich der Frontman an diesem Abend als rechter Scherzbold und gab sich eher ironisch-distanziert, aber wenn ihm alle schwarzen Herzen unter „Slayöööööör“-Gebrüll zuflogen, konnte sich der alte Routinier das Grinsen nicht verkneifen. King und Hanneman an den Stromgeigen machten ebenfalls einen frischen Eindruck, und obwohl sie die Lieder aberhunderte Male gespielt haben müssen, scheinen sie ihnen nach wie vor großen Spaß zu machen. Mit „Angel of Death“ fiel dann der Vorhang, um uns höchst zufrieden zu entlassen. SLAYER können es noch, keine Frage. Mal schauen, ob sie im BLACK SABBATH-Alter noch da sind – zuzutrauen wäre es ihnen schon ...


marian
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Beitrag vom 03.07.2005
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