IN BATTLE   DESASTER   DELIRIOUS   GODDAMNED X    DARKFALL   
23.03.2005 @ Planet Music

Highspeed-Prügel-Death aus Schweden, zwei deutsche Thrash-Urgesteine, plus noch mal zwei Lokalmatadore: Ein musikalischer Abend ganz im Zeichen des Death-Thrash für Genießer lockte, terminlich allerdings nicht sehr günstig mitten unter der Woche. Dementsprechend schwach besetzt war das Planet mit den etwa 30 Besuchern, die sich vor dem Opener DARKFALL tummelten, als ich zum Geschehen stieß. Ein paar mehr wurden es im Lauf der Zeit noch (etwa 60), aber der Spaß funktionierte in diesem kleinen Rahmen gut: Die Bands wirkten motiviert, und das Publikum bekam ein anständiges Programm geliefert.

DARKFALL machten, wie gesagt, den Anfang. Bei für Planet-Verhältnisse durchaus anhörbarem Sound droschen sie kurz und bündig ihren Thrash-Death herunter. Der klingt solide gemacht und lässt sich durchaus genießen, wenn er mich auch nicht so besonders mitzureißen vermochte, was zu der frühen Stunde aber auch nachvollziehbar ist. Ihr langjähriges Bestehen lässt DARKFALL auf jeden Fall sehr sicher und routiniert wirken.

GODDAMNED X gibt es noch nicht so lange, mit ihrer nachhaltigen Live-Präsenz dürften sie inzwischen aber doch schon einige Bekanntheit erreicht haben. Ihr groovig-thrashiger Death Metal mundete recht zünftig, auch wenn sich die kleine Fanschar noch eher lethargisch gab. Die Musik hat dank rockigen Einflüssen, variablem Tempo und stylischen Gitarren-Intermezzi einen eigenständigen Charakter und Wiedererkennungswert, wenn sie auch teilweise mit ihrer rock-lastigen Attitüde ein wenig an PUNGENT STENCH erinnern – oder zumindest insofern, dass auch GODDAMNED X darauf verzichten, altbekanntes nachzuahmen, sondern lieber ihr ganz eigenes Ding durchziehen.

DELIROUS kommen aus dem Ruhrpott, haben einen Sänger namens Betty, einen Roadie namens Titti (echt wahr, siehe Homepage www.delirious.de …) und sponsern ihr lokales Fußballteam, womit sie sogar in die Bild-Zeitung gekommen sind (ebenfalls Homepage). Ein spaßiger Haufen netter Provinz-Thrash-Helden, der schon im Vornherein einen Sympathiebonus mitbrachte. Geboten wurde Bay-Area-Thrash, sehr old-schoolig, als wären die 80er nie vergangen – erinnerte ein wenig an frühere TESTAMENT, auch von der Stimme des Sängers Betty her, der wahrlich ein Mordsklops von einem Manne ist. Ein bisschen mehr Stimmung kam auf, angetrieben durch anfangs zackige Titel, da DELIRIOUS aber ganz schön lange spielten und in der Mitte vermehrt auf langsameres Material setzten, schlief diese auch wieder ein. Bei den letzten Titeln und einem abschließenden „In a Gadda Da Vida“-Cover fanden sich aber wieder einige Leute ein.

Richtig spaßig wurde es ab DESASTER, die sich über begeisterte Reaktionen auf ihren Black-Thrash freuen durften. Die deutschen Urgesteine zeigten sich auch, dem geringen Publikumsaufkommen wacker trotzend, spielfreudig und gut gelaunt, dabei stilecht mit Spikes überzogen. Die Eingängigkeit ihrer Musik, verbunden mit der Tatsache, dass offenbar viele ihre Alben ziemlich genau kannten, ließ den Funken überspringen, und Partylaune machte sich auf und vor der Bühne breit. Da DESASTER geradezu unermüdlich waren und gar nicht mehr aufhören wollten (drei Zugaben, wenn ich mich recht entsinne), wurde es irgendwann doch etwas ermüdend, zumal sich die Thrasher auch in eher gemächlichen Tempo-Gefilden bewegen, aber kneifen gab’s nicht. DESASTER also insgesamt doch ein voller Erfolg.

Es wurde fast zwölf, bis IN BATTLE, angeturnt und hungrig, die Bühne in Besitz nahmen, um die Speed-Schraube gnadenlos anzuziehen. Ihr Drummer ist wahrlich ein Tier von Blaster, und gemeinsam walzen die kriegsbegeisterten Schweden alles platt. Also fand man sich noch einmal vor der Bühne ein, um sich von einem hochklassigen Brutalitäts-Gewitter wohltuend einlullen zu lassen und die Frisur zu schwenken – oder aber, um vor der unbarmherzigen Raserei zu kapitulieren. Denn zum Teil wirkte das Publikum zu dieser späten Stunde doch etwas überfordert durch diesen krönenden Abschluss namens IN BATTLE - gehen die Songs doch auch teilweise in ihrer eigenen Brutalität unter, sprich: sie wirken etwas gleichförmig. Prügel-technisch aber ein wahres Fest! Noch eine Zugabe, bis sich gar nichts mehr regte, und sich die Sonne senken durfte über einem Schlachtfeld namens Planet Music, auf dem einem schnöden Mittwochabend mit hochklassigem Thrash aller Spielarten ein wirklich geiles Konzert-Erlebnis abgetrotzt wurde.


marian
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Beitrag vom 29.03.2005
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